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Rafah

© dpa

Gaza: Palästinenser überrennen ägyptische Polizeisperren

Nach tagelangem Massenansturm aus dem Gazastreifen versucht Ägypten, die Grenze zum Palästinensergebiet zu schließen - vergeblich. Es gibt heftige Proteste. Mehrere tausend Palästinenser stemmen sich den Sicherheitskräften entgegen.

Trotz des Einsatzes von Sondereinheiten hat Ägypten die Grenze zum Gazastreifen nicht komplett schließen können. Tausende von Palästinensern ignorierten nach Augenzeugenberichten die von Ägypten gestellte Frist, bis 14 Uhr wieder nach Hause zurückzukehren. Am wichtigsten Übergang in Rafah hinderten ägyptische Sicherheitskräfte Palästinenser mit Elektroschockern am Grenzübertritt und trieben andere in den Gazastreifen zurück.

Nachdem Soldaten neu ankommenden Palästinensern die Einreise nach Ägypten verwehrt hatten, rissen Mitglieder der radikal-islamischen Hamas-Organisation am Nachmittag mit einem Bulldozer eine neue Öffnung in den Stacheldraht der Grenzanlage. Hunderte von Palästinensern strömten dann wieder über die Grenze.

Die Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen ist seit Mittwoch offen, nachdem Mitglieder der radikal-islamischen Hamas-Organisation 17 Löcher in die Sperranlage gesprengt hatten. Mehr als eine halbe Million Palästinenser deckten sich nach UN-Angaben in Ägypten unter anderem mit Lebensmitteln, Benzin, Zigaretten und Hygieneartikeln ein.

Israel hält Blockadepolitik aufrecht

Wegen des anhaltenden Raketenbeschusses aus dem Gazastreifen hatte Israel das Gebiet Ende vergangener Woche komplett abgeriegelt. Die Blockade wurde erst am Dienstag nach internationalen Protesten gelockert. Die israelische Regierung hatte schon seit der Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen im vergangenen Juni die Bewegungsfreiheit der Palästinenser und den Warenverkehr immer stärker eingeschränkt.

Israel befürchtet nun nach Angaben aus Sicherheitskreisen, dass militante Palästinenser die Grenzöffnung nach Ägypten für Terroranschläge in Israel oder die Entführung von Israelis nutzen. Aus Sorge, dass Terroristen über Ägypten nach Israel eindringen, wurde die wichtigste Straße entlang der israelisch-ägyptischen Grenze für den Privatverkehr geschlossen. Darüber hinaus wurden alle israelischen Touristen aufgefordert, die ägyptischen Badeorte am Roten Meer sofort zu verlassen.

US-Außenministerin Condoleezza Rice forderte Ägypten auf, seine Grenze besser zu kontrollieren. Sie verstehe, dass die Ägypter sich in einer schwierigen Lage befänden, sagte Rice bei einem Besuch in Kolumbien: "Aber es handelt sich um eine internationale Grenze, die geschützt werden muss."

Der UN-Sicherheitsrat will am Abend erneut über eine Erklärung zum Ende der Gewalt im Gazastreifen und im Süden Israels beraten. Der Rat hatte seine Dringlichkeitssitzung seit Dienstag wiederholt vertagt, nachdem keine Einigung über einen ersten Entwurf zustandegekommen war. Mit Ausnahme der USA waren alle Ratsmitglieder einig, zu einem Ende der Blockade des Gazastreifens durch Israel und einem Stopp der Raketenangriffe auf Süd-Israel aufzurufen. Aus Sicht der USA verteidigt sich Israel mit der Blockade selbst. (smz/dpa/AFP)

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