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Politik: Operation nachhaltige Hilfe

Die Bundeswehr baut in Banda Aceh ein Krankenhaus wieder auf – Indonesien verhält sich reserviert

Von Robert Birnbaum

Berlin - Jürgen Canders schüttelt den Kopf. „So viele Trümmer habe ich mein Lebtag nicht gesehen“, sagt der Oberstarzt. Canders, Chef der Schnellen Eingreiftruppe Sanitätsdienst, hat eine Woche lang in Banda Aceh erkundet, wie die Bundeswehr den Flutopfern von Sumatra helfen kann. Die erste Fahrt über Land hat sich dem Mediziner tief eingeprägt: Erst scheinbar normale Dörfer, dann die Trümmerzone – dann das Land, auf dem diese Trümmer einst Häuser, Autos, Bäume waren. „Das ist ein Bereich, der so platt ist wie das Wattenmeer“, sagt Canders.

Canders und seine siebenköpfige Erkundungsgruppe haben den Einsatz vorbereitet, seit Mitte vergangener Woche läuft er an. 50 Sanitäter aus dem ostfriesischen Leer sind schon mit einem mobilen Lazarett in Banda Aceh, seit Donnerstag liegt das größte Schiff der Bundeswehr vor der Stadt auf Reede: der Einsatzgruppenversorger „Berlin“, ein Vielzweckschiff mit voll ausgerüstetem 45-Betten-Krankenhaus, zwei Bordhubschraubern und leistungsfähigen Wasseraufbereitungsanlagen. Am nächsten Montag sollen 70 weitere Sanitäter das deutsche Team komplettieren.

Auftrag der Einheit ist der Wiederaufbau des stark zerstörten Zentralkrankenhauses von Banda Aceh. Der Auftrag kommt von den indonesischen Behörden, seine Beschränkung auf diesen Zweck auch. Die Bundeswehr könnte durchaus auch im Umland tätig werden, aber Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) macht deutlich, dass die Deutschen sich an die Vorgaben der Indonesier halten werden – inklusive Abzug, wenn die Zentralregierung in Jakarta keine fremden Militärs mehr in der Region sehen will, in der sich die heimische Armee seit Jahren mit der Unabhängigkeitsbewegung GAM Gefechte liefert. Außenminister Hassan Wirajuda relativierte aber am Donnerstag auf Besuch in Berlin die Forderung seines Vizepräsidenten, alle fremden Soldaten müssten Ende März gehen: Das hänge „vom Fortschritt der Hilfsmaßnahmen ab“.

Die dürften länger dauern. Drei, vielleicht vier Monate kalkuliert Canders, bis das Krankenhaus wieder ohne fremde Hilfe arbeiten kann. Derzeit geht es nicht nur darum, den Schlamm der Flut aus dem Hospital zu schaufeln und das Gebäude wieder instand zu setzen. Auch ein großer Teil des Personals vom Haustechniker bis zum Arzt ist den Wassermassen zum Opfer gefallen. Man werde Ausbildung machen müssen, sagt Canders. Auch deshalb betonen Militärs und Bundesregierung, dass sie „nachhaltige“ Hilfe leisten wollten. Auch die militärischen Autoritäten in Banda Aceh hätten nach einem reservierten Empfang inzwischen erkannt, dass die Deutschen zwar Uniform tragen, aber keine Waffen, und dass sie zum größten Teil Sanitäter und Ärzte sind. Praktische Restriktionen gebe es nicht, berichtet Canders. Landtransporte würden von Polizei oder indonesischen Militärs eskortiert. Für Sorgen um die Sicherheit der deutschen Soldaten gebe es bisher keinen Anlass. Sollte sich das ändern – nun, die „Berlin“, sagt ein Offizier, „ist ein Kriegsschiff“.

„Wir sind bereit, so lange zu bleiben wie wir gebeten werden“, sagt Struck. Eins will er aber nicht sehen: Abgeordnete beim Katastrophentourismus. Parlamentarier hätten sich schon für Mitflüge mit der Bundeswehr interessiert. Aber, so Struck: „Wir nehmen niemanden mit!“

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