zum Hauptinhalt

Politik: Letzte Runde

Schröder und Merkel werben in Dresden – echte Stimmung kommt nicht auf

Gerhard Schröder gibt sich kämpferisch. Kurz bevor er ans Rednerpult tritt, legt er sein Jackett ab. Es ist der vielleicht letzte Wahlkampfauftritt als Kanzler, aber der Redner will davon nichts wissen. Er macht deutlich, dass er der Union das Feld nicht freiwillig überlassen will. „Was in Gang gesetzt worden ist, will ich fortsetzen“, ruft er. In seiner Rede ist viel von Gerechtigkeit und Solidarität die Rede. Er wolle den Kurs der Erneuerung fortsetzen, dabei müsse es aber sozial zugehen.

Rund 1500 Menschen haben sich am Nachmittag auf den Elbwiesen versammelt. Sie sind gekommen, weil sie den Kanzler sehen wollen und auch vielleicht Schlagersänger Roland Kaiser, den die SPD zum Finale aufbietet. Aber so richtig Stimmung will nicht aufkommen. Auch in der Innenstadt ist kurz zuvor der Applaus eher verhalten, als Angela Merkel auftritt. Die Unionskanzlerkandidatin ist zu Fuß herüber gekommen von der Frauenkirche, eingerahmt von Sachsens Regierungschef Georg Milbradt auf der einen und dem Dresdner Unionskandidat Andreas Lämmel auf der anderen Seite. Sie lobt die Dresdner und ihre Leistungen. „Sie können unglaublich stolz darauf sein, was in den letzten 15 Jahren gelungen ist“, ruft sie den ebenfalls 1500 Anhängern und Passanten zu. Aber es wäre noch viel mehr möglich in Deutschland. Merkel spricht von Bürokratieabbau, Familie und innerer Sicherheit und es ist fast schon bewundernswert, wie sie den Bogen spannt zum Kandidaten Lämmel, für den sie um die Stimme bittet.

Einigen Dresdnern ist das Engagement der Parteispitzen nicht ganz geheuer. Er wisse nicht, was die damit bezweckten, sagt ein 32-jähriger Mann: „Das Ding ist doch längst gelaufen.“

Parteistrategen werten den Ausgang der Nachwahl als psychologisch wichtig im Machtpoker um die Kanzlerschaft. „Helfen sie mit, dass Gerhard Schröder Kanzler bleibt“, ruft SPD-Chef Franz Müntefering den Dresdnern zu. Auf einen „kräftigen psychologischen Schub“ für die Union hofft Sachsens Regierungschef Georg Milbradt (CDU).

Am Mittwoch hatte sich Oskar Lafontaine für die Linkspartei-Kandidatin Katja Kipping stark gemacht. Auch die Ex-PDS hofft auf ein Direktmandat. „Das lange Gesicht von Stoiber“ wolle sie zu gerne sehen, rief Kipping. Erwartet wird eher ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Unionsmann Lämmel und der Sozialdemokratin Marlies Volkmer.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false