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Neue Währung. Ein Paar hält in Riga in der Silvesternacht die ersten Euro-Scheine in den Händen.

© AFP

Das 18. Euro-Land: Letten sehen neues Geld kritisch

In der Silvesternacht begrüßt der Rigaer Noch-Ministerpräsident Valdis Dombrovskis mit der Euro-Einführung das Jahr 2014 als historischen Abschnitt für Lettland. Doch längst nicht alle seine Landsleute teilen den Optimismus des Premiers.

Lettland hat in der Nacht zum 1. Januar den Euro eingeführt und ist mit Beginn des neuen Jahres das 18. Mitglied der Euro-Zone geworden. Der kleine Baltenstaat im Nordosten Europas hat gut zwei Millionen Einwohner und gehört der EU seit 2004 an. Insgesamt haben nun 333 Millionen Europäer die selbe Währung. In der Hauptstadt Riga wurde der Euro-Start mit einem Feuerwerk um Mitternacht gefeiert. „2014 ist ein historisches Jahr für Lettland“, sagte Noch-Ministerpräsident Valdis Dombrovskis, als er wenige Minuten nach dem Jahreswechsel den ersten Euro-Schein aus einem Bankautomaten in der Innenstadt von Riga zog. Nach dem EU- und Nato-Beitritt 2004 sei die Euro-Einführung der „nächste logische Schritt“ bei der Integration des baltischen Landes in die westliche demokratische Welt.

Allerdings teilen längst nicht alle Letten den Optimismus des liberalen Regierungschefs, der Ende November nach dem Einsturz eines Supermarktes seinen Rücktritt angekündigt hatte und dessen Kabinett zum Jahreswechsel am Euro-Endspurt gearbeitet hatte. Mehr als die Hälfte der Menschen in der Baltenrepublik sehen die Währungsumstellung mit Skepsis.
Dabei sah es noch vor drei Jahren, als der nördliche Nachbar Estland den Euro als erste ehemalige Sowjetrepublik einführte, nicht danach aus, als könne der mittlere Baltenstaat Lettland bald nachziehen. Lettland wurde unter allen EU-Ländern am schwersten von der Weltwirtschaftskrise getroffen. Als die lettische Konsumkreditblase platzte, brach die Wirtschaft zwischen 2008 und 2010 um 20 Prozent ein. Nur Stützkredite des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank konnten den Baltenstaat vorm Konkurs retten.
Doch die Regierung peitschte einen knallharten Sparkurs durch. Der bereits seit 2005 an den Euro gekoppelte einheimische Lat konnte nicht abgewertet werden. So wurden Beamtengehälter radikal gekürzt und Staatsbedienstete entlassen. In der Folge taumelten auch die Löhne in der Privatwirtschaft. Seit 2011 schreibt Lettland wieder Wachstumszahlen um die fünf Prozent und liegt damit weit über dem Durchschnitt der Euro-Zone.
Das gefällt in Brüssel, denn das lettische Vorbild bei der wirtschaftlichen Gesundung zeigt, was auch in Griechenland und anderen südlichen Ländern im gemeinsamen Währungsraum bei entsprechendem politischen Willen möglich wäre. Doch in der lettischen Hauptstadt Riga und den oft ländlich geprägten Bezirken sehen die Dinge für viele Bürger anders aus. Hier fürchtet man sich vor allem vor Preissteigerungen im Zuge der Euro-Einführung, so wie es 2009 etwa in der Slowakei der Fall war.
Dabei spielt die starke Landeswährung Lat psychologisch eine wichtige Rolle. Ein Lat wird künftig 1,42 Euro entsprechen. Es wird also rein nominell schon alles teurer. Das beliebte Nachrichtenportal delfi.lv zeigt denn auch einen ganzen Einkaufskorb voller Euro-Noten und fragt bange, was ab 1. Januar 2014 mit den Preisen vom Buchweizen bis hin zu den Möbeln geschehe. Doch Oleg Krasnoporew, Ökonom der lettischen Nationalbank, beruhigt die Konsumenten in seinem Delfi-Blog. Die Preise würden höchstens minimal ansteigen, dafür werde sich schon im ersten Euro-Jahr die Qualität der Produkte verbessern, schreibt Krasnoporew. (mit dpa)

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