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Russland verschärft Sicherheitsmaßnahmen: In Plastiksocken durch die Kontrolle

Russland verschärft vor den Olympischen Spielen die Sicherheitsmaßnahmen. Auf den Flughäfen werden die Wartezeiten dadurch noch länger.

Die Vorschriften waren schon bisher nicht gerade locker. Wie im Westen dürfen auch in Russland Flüssigkeiten über hundert Milliliter schon seit Jahren nicht mehr mit an Bord. Doch seit Mittwoch - dem letzten Tag der traditionellen zehntägigen Neujahrsferien – geht es auf russischen Airports noch härter zur Sache: Flüssigkeiten und Gel aller Art finden auch in Kleinstmengen keine Gnade mehr vor den Argusaugen der Kontrolleure, Passagiere müssen sogar Medikamente und Babynahrung im Reisegepäck verstauen oder entsorgen.

Die zivile Luftfahrtbehörde Rosaviacija begründete die Neuregelungen, über deren Inkrafttreten die Öffentlichkeit zuvor nicht informiert wurde, mit Terrorismusbekämpfung. Unmittelbarer Anlass war offenbar der Doppelanschlag Ende Dezember im südrussischen Wolgograd, bei dem 34 Menschen starben. Wie es in einer Pressemitteilung der Behörde heißt, sind die Maßnahmen zeitlich begrenzt und sollen nach den Olympischen und den Paraolympischen Spielen, die im Februar und im März in Sotschi stattfinden, wieder gelockert werden. Die Verordnung regelt zudem Ausnahmen. So dürfen Fluggäste Arzneimittel in flüssiger Form – Herztropfen etwa oder Hustenspray – mit an Bord nehmen, wenn sie bei den Sicherheitskontrollen ein ärztliches Attest vorlegen, das ihnen bescheinigt, ständig auf das Medikament angewiesen zu sein. Bei Kindernahrung, so erfuhr die Online-Agentur lenta.ru bei der Luftfahrtsbehörde, würde in jeden einzelnen Fall „individuell entschieden“.

Unterschiedlich gehandhabt wird in der Praxis auch das Medikamente-Verbot. Während die Kontrolleure auf zwei Moskauer Großflughäfen – dem internationalen Airprt Scheremetjewo und in Wnukowo, wo die meisten Maschinen aus dem Nordkaukasus starten und landen – mit aller Strenge vorgehen, zeigen sich die Kollegen in St. Petersburg und in Sotschi derzeit noch eher liberal. Dort gelten jedoch für die Zeit der Spiele verschärfte Sicherheitsbestimmungen, die Dienstag in Kraft traten. Autos mit anderen Kennzeichen als denen der Region Krasnodar, zu der Sotschi gehört, dürfen nicht in die Stadt und müssen von ihren Besitzern auf bis zu hundert Kilometer entfernten Sammelplätzen geparkt werden. Auf den Bahnhöfen der Olympiastadt warten sogar auf Reisende von Vorortzügen und deren Gepäck Metalldetektoren und Scanner. Wer zur Arbeit will, muss deutlich mehr Zeit einplanen. Das gilt wegen der verschärften Sicherheitsbestimmungen auch für die Abfertigung auf den Flughäfen.

Die staatliche Fluggesellschaft Aeroflot empfiehlt schon länger, sich mindestens zwei Stunden vor Abflug am Check-in-Schalter einzufinden. Aus gutem Grund: Ein erstes Mal wird das gesamte Gepäck bereits am Eingang gescannt, Fluggäste und deren Begleitung müssen dort auch durch den ersten Metalldetektor. Ein zweiter wartet gleich nach Zoll- und Passkontrolle. Zuvor ziehen die Fluggäste Plastiksocken an, ihre Schuhe werden zusammen mit dem Handgepäck gescannt, danach geht es durch den in Europa verpönten Nackt-Scanner. Der Beamte sieht auf dem Monitor zwar keine intimen Details, nur den Körper in grau und was da nicht hingehört – Metall oder Sprengstoff - in rot. Die Gescannten können das eigene Bild ebenfalls sehen. Die meisten schauen allerdings lieber weg.

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