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Vor rund zwei Wochen hatte Sahra Wagenknecht den Austritt aus der Linkspartei erklärt.

© Imago/HMB-Media/Julien Becker

„Habe nicht den Anspruch, alles zu machen“: Wagenknecht will nicht Vorsitzende ihrer eigenen Partei werden

Die Ex-Linke macht in einer TV-Sendung eine überraschende Ankündigung – und kritisiert Scholz, Habeck und besonders Baerbock scharf. An Altkanzler Schröder richtet sie einen Wunsch.

| Update:

Vor rund zwei Wochen hatte Sahra Wagenknecht mit neun anderen Abgeordneten den Austritt aus der Linkspartei erklärt. Das von der prominenten Politikerin gegründete „Bündnis Sahra Wagenknecht“ („BSW“) plant zum Jahreswechsel, eine – noch namenlose – Partei zu gründen und will damit auch in Regierungsverantwortung gehen.

Jetzt macht Wagenknecht eine überraschende Ankündigung: Die 54-Jährige will nicht Vorsitzende ihrer noch zu gründenden Partei werden. „Ich gehe davon aus, dass den Parteivorsitz jemand anderes macht, weil ich nicht den Anspruch habe, jetzt alles in dieser Partei zu machen und zu richten“, sagte sie in der vom WDR produzierten ARD-Sendung „Konfrontation: Markus Feldenkirchen trifft Sahra Wagenknecht“.

Ich finde nicht, dass sie dem Ansehen unseres Landes hilft, so wie sie mit erhobenen Zeigefinger durch die Welt fährt.

Sahra Wagenknecht über Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne)

Auf die Frage, wer für den Parteivorsitz infrage käme, sagte sie: „Beispielsweise Amira (Mohamed Ali) könnte das sehr gut machen. Die hat ja auch Erfahrungen, auch im organisatorischen Bereich, da ist sie deutlich besser als ich.“ Mohamed Ali war Fraktionschefin der Linken im Bundestag und ist Vorsitzende des Vereins „BSW“.

Sahra Wagenknecht wünscht sich Amira Mohamed Ali als Chefin der Partei, die zum Jahreswechsel gegründet werden soll.
Sahra Wagenknecht wünscht sich Amira Mohamed Ali als Chefin der Partei, die zum Jahreswechsel gegründet werden soll.

© Imago/Jens Schicke

Wagenknecht unterstrich ihren Anspruch, mit ihrer neuen Partei, die sie im Januar gründen möchte, auch in Regierungsverantwortung gehen zu wollen. Auf die entsprechende Frage antwortete sie: „Ja, natürlich! Ich möchte, dass in unserem Land eine andere Politik gemacht wird, eine, die Probleme nicht ständig nur aussitzt.“

Eine Spitzenkandidatur bei der Europawahl im kommenden Jahr hält sich Wagenknecht offen: „Es spricht viel dafür, es spricht allerdings auch manches dagegen.“ Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht gefallen. Ihr Hauptaugenmerk gelte aber auch künftig der Bundespolitik.

Zum möglichen künftigen Koalitionspartner SPD gefragt, sagte sie, Olaf Scholz „wäre jetzt nicht jemand, wo ich mir vorstellen könnte, dass wir da auf einen Nenner kommen“.

Eine Koalition mit den heutigen Grünen lehnte Wagenknecht hingegen ab. „Das ist ausgeschlossen, mit denen zu koalieren, mit Herrn Habeck, mit Frau Baerbock, das ist eine Politik, die unserem Land wirklich massiv schadet.“

Außenministerin Baerbock kritisierte sie mit den Worten: „Ich finde nicht, dass sie dem Ansehen unseres Landes hilft, so wie sie mit erhobenen Zeigefinger durch die Welt fährt. Ich vermisse das diplomatische Gespür, was ich von jemanden erwarte, der Außenminister ist.“

Wagenknecht will Vermittlung von Schröder im Ukrainekrieg

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine würde Wagenknecht eine diplomatische Anstrengung durch Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) begrüßen: „Also, ich bin dankbar für jeden, der da vermitteln kann. Und natürlich ist es sinnvoll, wenn man in einem solchen Konflikt vermittelt, dass man einen gewissen Zugang hat. Nur er müsste dann natürlich auch von der Bundesregierung eine gewisse Autorisierung bekommen“, so Wagenknecht.

Wie erfolgreich eine von Wagenknecht gegründete Partei werden könnte, darüber sind sich Demoskopen noch uneins. Im aktuellen Politbarometer von ZDF und Tagesspiegel antworteten auf die Frage, ob man eine von Wagenknecht gegründete Partei bei der Bundestagswahl wählen würde, drei Prozent „auf jeden Fall“. Zehn Prozent wollen sie dann wahrscheinlich wählen, 22 Prozent wahrscheinlich nicht und 57 Prozent auf keinen Fall.

Betrachtet man die Gruppe der Befragten genauer, die eine Wagenknecht-Partei auf jeden Fall oder wahrscheinlich wählen würde, dann könnte sie sich vor allem auf bisherige Anhänger der Linke und der AfD stützen. So gehören 30 Prozent der aktuellen Linken-Anhänger und 21 Prozent der AfD zu den möglichen Wählern der noch zu gründenden und noch namenlosen Partei. Am wenigsten Zuspruch kommt von den Anhängern der Grünen (vier Prozent) und der Union (sieben Prozent). (lem)

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