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Hans-Udo Muzel, deutscher Botschafter im Iran

© dpa/Andreas Gebert

„Anhaltende Einmischung“: Iran bestellt deutschen und britischen Botschafter ein

Die Regierung in Teheran begründet die Entscheidung mit „inakzeptablem“ Verhalten. Seit Beginn der Proteste wird der deutsche Botschafter nun schon zum vierten Mal vorstellig.

Der Iran hat erneut den deutschen und den britischen Botschafter einbestellt. Teheran protestiere im Falle des deutschen Botschafters damit gegen die „anhaltende Einmischung“ Deutschlands in die inneren Angelegenheiten des Iran und seine „inakzeptable Intervention“, teilte die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Samstag mit.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte der Führung im Iran nach der ersten Hinrichtung eines Demonstranten seit Beginn der Proteste am Donnerstag „Menschenverachtung“ vorgeworfen. Zudem wurde der iranische Botschafter in Berlin einbestellt.

Der Iran bezeichnet die seit fast drei Monaten anhaltenden Proteste als „Unruhen“. Teheran wirft den USA und deren westlichen Verbündeten immer wieder vor, Drahtzieher der beispiellosen Demonstrationen zu sein.

Die Einbestellung des britischen Botschafters Simon Shercliff am Samstag begründete Teheran mit den von London verhängten Sanktionen sowie der Unterstützung von „Terror und Unruhen“ durch das Vereinigte Königreich.

Deutschlands vierte Einbestellung in zehn Wochen

Shercliff wurde seit Beginn der Proteste bereits fünf Mal einbestellt. Für den deutschen Botschafter Hans-Udo Muzel, der am Freitagabend ins Außenministerium in Teheran zitiert wurde, war es die vierte Einbestellung binnen zehn Wochen. Insgesamt wurden seit Protestbeginn nun 15 Mal diplomatische Vertreter, fast alle aus westlichen Staaten, vom iranischen Außenministerium vorgeladen.

Der Iran übte am Samstag auch scharfe Kritik an Australien. Ein Sprecher des Außenministeriums in Teheran beschuldigte Canberra, sich „in die inneren Angelegenheiten des Irans einzumischen und zu Gewalt und Hass anzustiften“. Australien hatte kurz zuvor neue Sanktionen gegen den Iran angekündigt, die sich unter anderem gegen die paramilitärischen Basidsch-Milizen richten.

Die Proteste im Iran waren durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini am 16. September ausgelöst worden. Die 22-Jährige war nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei wegen eines nicht ordnungsgemäß getragenen Kopftuchs gestorben. Aktivisten werfen der Polizei vor, die junge Frau misshandelt zu haben.

Am Donnerstag wurde im Iran der 23-jährige Mohsen Schekari hingerichtet, der bei einer Straßenblockade in Teheran ein Mitglied der Basidsch-Milizen verletzt haben soll. Westliche Regierungen kritisierten die Vollstreckung des Todesurteils scharf. Im Iran löste die Hinrichtung wütende Proteste aus. (AFP)

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