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Meinung: Wenn wir unsere Sprache misshandeln

„Wörter sind Waffen“ vom 19. Januar Worte sind Waffen, wenn sie als Waffen gebraucht werden.

„Wörter sind Waffen“ vom 19. Januar

Worte sind Waffen, wenn sie als Waffen gebraucht werden. So oft kann man ein Wort gar nicht umkrempeln, dass es nicht böse klingt, wenn es böse gemeint ist. Ich finde es schade, dass Literatur nicht im Kontext gesehen werden kann, sondern dass auch in Texten verstorbener Autoren herumverbessert wird. Wann kommen wir bei Schiller und Goethe an, wann wird der Minnesang politisch korrekt nachbearbeitet? Als Kind war mir sonnenklar: Pippis Vater musste was Besonderes sein, sonst wäre er ja bei seiner Tochter, die völlig alleine war. König ist da eine gute Variante. Und da er, laut Pippi, angeschwemmt worden war, musste er was Tolles gemacht haben, sonst hätten sie ihn nicht zum König gemacht. Und da er immer als „Negerkönig“ firmierte, mir die Mendel’schen Regeln der Vererbung noch nicht bekannt waren, dachte ich jahrelang, er wäre schwarz. Ich denke, dass man die Kirche im Dorf lassen, Astrid Lindgrens Urheberrechte geschützt und die Diskussion in Gang halten sollte. Und man sollte nicht immer das Schlimmste annehmen, sonst werden wir bald eine Sprache mit unaussprechlichen Wortkonstrukten haben, deren Sinn darin besteht, sprachlich so auf rohen Eiern zu balancieren, dass sich auch die noch so minimalste Minderheit nur nicht irgendwie aus Versehen eventuell natürlich unabsichtlich vielleicht gekränkt fühlen könnte.

Karin Wilke, Berlin

Ich möchte mich für den gelungenen Artikel „Rassismus in Kinderbüchern: Wörter sind Waffen“ bedanken. Toll, dass es Redaktionen gibt, die sich respektvoll mit dem Thema auseinandersetzen.

Michaela Epple, Berlin

Das lateinische Wort „niger“ bedeutet dunkel, schwarz. Auf Deutsch bezeichnet das davon abgeleitete Wort Neger einen Menschen mit dunkler Haut. Nun soll dieses Wort ein rassistisches Schimpfwort sein und deshalb ersetzt werden. Ich kann mir nur durch geistige Faulheit erklären, dass es üblich geworden ist, statt der tatsächlichen Diskriminierung lieber Worte zu bekämpfen. Was passiert mit politisch korrekten Substituts-Wörtern, wenn wir feststellen müssen, dass auch sie bei Verbalattacken verwendet werden? Müssen wir uns dann immer etwas Neues ausdenken und unsere Sprache weiter misshandeln, oder gehen wir doch lieber gegen Vorurteile, gegen blödsinnigen Hass auf Andersartige vor? Für mich bleibt ein Neger ein Mensch mit dunkler Haut, ohne Wertung. Ich freue mich, dass in Deutschland die Vielfalt unterschiedlicher Menschen zunimmt, und bin beschämt und wütend, wenn jemand angegriffen wird, nur weil er einer Minderheit angehört.

Dr. Thomas Oestereich, Berlin-Steglitz

Wo wollen Sie anfangen, Kinderbücher von sogenannten rassistischen Altlasten zu befreien? Im 17. oder 19. Jahrhundert oder im 20. bis heute? Ich werde hoffentlich noch den Enkelkindern aus einer unzensierten „Pippi“ vorlesen.

Regina Flikschuh,

Schöneiche bei Berlin

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