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Lesermeinung: Toleranter und feinfühliger

In der Konzertbesprechung zum Eröffnungskonzert des Festivals „intersonanzen“ meint der Rezensent, in den von mir geäußerten Einleitungsworten „Binsenweisheiten“ bemerkt zu haben. Der Gedanke, dass jedes zeitgenössische Klangereignis, ob komponiert oder improvisiert, aus sich selbst heraus beurteilt werden sollte, zielt ja – so wie ich es auch einleitend andeutete – auf die weit verbreitete Meinung, dass die Neue Musik im Großen und Ganzen kaum zum Anhören sei, da sie prinzipiell wenig Melodiöses, viele Geräusche und undurchschaubare Abläufe besäße und eben nicht so recht der Unterhaltung diene.

In der Konzertbesprechung zum Eröffnungskonzert des Festivals „intersonanzen“ meint der Rezensent, in den von mir geäußerten Einleitungsworten „Binsenweisheiten“ bemerkt zu haben. Der Gedanke, dass jedes zeitgenössische Klangereignis, ob komponiert oder improvisiert, aus sich selbst heraus beurteilt werden sollte, zielt ja – so wie ich es auch einleitend andeutete – auf die weit verbreitete Meinung, dass die Neue Musik im Großen und Ganzen kaum zum Anhören sei, da sie prinzipiell wenig Melodiöses, viele Geräusche und undurchschaubare Abläufe besäße und eben nicht so recht der Unterhaltung diene. Für das ungeübte Ohr erscheint es eben so. Das heißt aber gerade nicht für den Brandenburgischen Verein Neue Musik, sich mit diesem hartnäckigen Vorurteil nicht auseinander zu setzen und im Verborgenen zu werkeln, sondern mit einem öffentlichen Festival – durch die öffentliche Hand gefördert – zum erlebnisreichen Dialog einzuladen. Und ich denke, behaupten zu können, dass die über während der drei Tage erklungenen neuen und neuesten Stücke aus einem internationalen und regionalen Repertoire bewiesen haben, wie vielfältig, differenziert, experimetierfreudig und auch unterhaltend die zeitgenössische Kunstmusik sein kann. Und auch, wie unterschiedlich die Einschätzungen über das Gehörte ausfallen können. Anders eben als bei barocker, klassischer oder romantischer Musik. Diese wird prinzipiell als gesetzt erachtet, am gestandenen Komponisten und seinem Werk gibt es nichts zu bemängeln, ausschließlich der Interpret hat sich der Kritik zu unterwerfen. Natürlich gibt es auch im zeitgenössischen Musikalltag Tolles und weniger Gelungenes, aber vielleicht sollte man bei der Beurteilung des Neuen und auch Fremden auch mal nachfragender, toleranter und feinfühliger vorgehen. Denn die kleinen, nicht immer an der Oberfläche liegenden Besonderheiten sind meist nicht beim ersten Kontakt wahrnehmbar. Und schließlich: Dass sich „intersonanzen 2003“ konzeptionell bewusst dem „Kulturland Brandenburg“-Leitgedanken „Europa ist hier!“ gestellt hat, spricht doch eher für ein entschlossenes Bekenntnis zu einer Kultur des Dialogs und Miteinanders denn umgekehrt. Dr. Michael Schenk, Potsdam

Dr. Michael Schenk

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