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Lesermeinung: Langwierige Rettung

Mitte Dezember 2003 erhielt ich einen Brief zu einem Sachverhalt, der sich in der Zeit vom 24. bis 27.

Mitte Dezember 2003 erhielt ich einen Brief zu einem Sachverhalt, der sich in der Zeit vom 24. bis 27. April 2003 auf dem Güterfelder See ereignet hatte. Ingrid und Gerhard Utzka aus Güterfelde schilderten eine dramatische Rettungsaktion eines Höckerschwans, an der viele Helfer beteiligt waren: Das Ehepaar stellte am 24. April fest, dass der männliche Höckerschwan des einzigen Brutpaares auf dem See verletzt ist. Das Tier hatte eine Angelsehne verschluckt, vom Schnabel ausgehend zum unteren Brustbereich und sich darin mit den Beinen verfangen. Der Schwan konnte den Hals nicht mehr strecken, da sich bei jeder Aufwärtsbewegung die Angelsehne wie eine Bogensehne spannte. Nun begann für beide Tierschützer, was sie nicht ahnen konnten, vier ereignisreiche aber nervenaufreibende Tage. Der selbe Tag war ab 13.30 Uhr im Wesentlichen durch Telefongespräche mit Polizei, Feuerwehr und Potsdamer Tierheim gekennzeichnet. Aber ohne Erfolg. Am 25. April wurden von 9 bis 16 Uhr drei Rettungsversuche mit zwei Schlauchbooten, an denen die Herren Piezowski und Mrosek beteiligt waren, unternommen. Die langsamen und schwer zu steuernden Gefährte und der starke Wind verhinderten die Rettung. Um 20 Uhr rief Gerhard Utzka noch einmal die Potsdamer Polizei an. Durch die diensthabende Polizistin wurde mitgeteilt, dass die Freiwillige Feuerwehr den Anrufer am 26. April um 6 Uhr anrufen wird. Nach unruhigem und erfolglosem Warten auf den frühen Anruf der Güterfelder Feuerwehr rief Utzka am 26. April um 7.30 Uhr die Feuerwehrleitstelle in Babelsberg an. Nach der Schilderung wurde ihm Unterstützung zugesagt. Erleichtert, aber doch mit unbehaglichen Gefühlen und großer Sorge um den Höckerschwan fuhr der Hauptakteur der Rettungsaktion am gleichen Tag, zu einem seit langem geplanten und unaufschiebbaren Krankenhausbesuch nach Dessau. Mit Erschrecken musste er am 27. April um 13 Uhr – aus Dessau zurück – feststellen, dass keine Rettung erfolgte war, und dass der Höckerschwan bewegungslos in der Mitte des Sees lag und durch den Wind hin und her getrieben wurde. Mit innerer Erregung und mit einer entsprechenden Portion Frust wurde die Rettung neu eingeleitet. Durch Herrn Huckshold erhielt die Familie Utzka die Telefonnummer der Freiwilligen Feuerwehr aus Teltow. Um 14 Uhr nahm die Teltower Feuerwehr den Hilferuf an und rückte unter Führung Herrn Nautusch um 15 Uhr mit zwei Zügen und einem Schlauchboot an. Nach der Freude wurde mit Erschrecken festgestellt, dass, da die Badestelle durch Sanierungsarbeiten blockiert war, keine Einsatzstelle für das Schlauchboot vorhanden ist. Nochmals musste ein Gespräch geführt werden, diesmal mit der Familie Laurisch, über dessen Grundstück das schwere Boot getragen und zu Wasser gelassen wurde. Um 16 Uhr begann dann die Rettungsaktion, die nach einer Stunde erfolgreich beendet wurde. Ein namentlich unbekannter beherzter Angler hat das erschöpfte Tier aus dem Schilf geborgen und der Feuerwehr übergeben. Anschließend wurde Cygnus olor, so der wissenschaftliche Name, in die Zehlendorfer Tierklinik gebracht. Zur Freude der Familie Utzka kehrte der Schwanenvater nach 14 Tagen in sein angestammtes Revier zurück. Der schönste Augenblick war für die engagierten Tierschützer zu Himmelfahrt 2003. An diesem Tag stellte Familie Höckerschwan ihren Nachwuchs vor. Vier kleine Schwänlein, beschützt von ihrem zuvor geretteten Vater, begaben sich erstmals auf Tour um ihr zu Hause, den Güterfelder See, in seiner Vielgestaltigkeit kennen zu lernen. Allen Bürgern und Institutionen die an der Rettungsaktion beteiligt waren, möchte ich mit Namen des NABU Kreisverbandes „Havelland“ Potsdam e.V. recht herzlich danken, besonders aber Ingrid und Gerhard Utzka. Manfred Miethke, Potsdam

Manfred Miethke

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