zum Hauptinhalt

Meinung: Irrflug zur Sicherheit

In Frankfurt wurde der Ernstfall geprobt – zum Glück

Man kann den Ernstfall noch so oft üben. Ob die Sicherheitsvorkehrungen tatsächlich ausreichen – und wo noch Lücken bestehen –, zeigt erst der Ernstfall. Bei der Simulation werden nur die Situationen geprobt, die man als wahrscheinlich annimmt, nicht aber das Unvorhergesehene. Da dürfen die Deutschen fast dankbar sein für die Prüfung unter „echten“ Bedingungen in Frankfurt (Main), auch wenn sie für viele Ängste und Beeinträchtigungen mit sich brachte. Die Gefährdung wirkte wie der Ernstfall und beschwor all die schrecklichen Bilder vom 11. September herauf, erwies sich im Rückblick jedoch als gnädige Generalprobe.

Ziemlich gut klappte, wie es scheint, die Vorsorge am Boden. Die Bürotürme in Frankfurt wurden zügig geräumt – sie waren am Sonntag allerdings auch relativ leer, was früh gegen einen auf maximalen Schaden ausgerichteten Terroranschlag sprach –, die Brücken im Zentrum gesperrt, der Flugbetrieb auf Rhein-Main eingestellt. Da scheinen die Zuständigen aus der Katastrophe des World Trade Centers gelernt zu haben.

Für die Sicherung in der Luft gilt das weniger. Warum waren erst eineinhalb Stunden nach Bekanntwerden der Entführung Abfangjäger in Position? Im Ernstfall ist das viel zu spät. Stimmt da die Informations- und Befehlskette? Warum erfährt die Bundeswehrführung erst über die Nato und nicht via nationale Behörden von der ernsten Lage? Und: Was ist das für eine Arbeitsgruppe des Verteidigungsministeriums, die ein Konzept gegen Terroranschläge aus der Luft nach dem New Yorker Muster entwerfen soll, aber 16 Monate nach dem 11. September 2001 noch keine Ergebnisse vorgelegt hat!

Es scheinen auch schärfere Vorkehrungen für die Benutzung von Kleinflugzeugen nötig zu sein. Und für Sportflugplätze, die oft kaum gesichert sind. Besucher des Reichstags müssen durch eine Sicherheitsschleuse mit Metalldetektor, warum nicht Passagiere bei Freizeitflügen? Und ist Frankfurt nicht Anlass genug, über die bei Einkaufszentren als PR-Gags beliebten Kurz-Rundflüge für Kunden und Kinder von der grünen Wiese gleich nebenan nachzudenken? Wie leicht lässt sich da eine Waffe an Bord bringen.

Frankfurt hat Glück gehabt: Die Sicherheitslücken, die sich auftaten, waren für niemanden tödlich. Ein zweites Mal darf man sich auf’s Glück nicht verlassen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false