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PORTRÄT MARGARET THATCHER EX-PREMIERMINISTERIN:: „Ich freue mich über persönliche Attacken“

Was Margaret Thatcher wohl zur Eurokrise zu sagen hätte? (Vermutlich: Ich hab’s ja gleich gewusst.

Was Margaret Thatcher wohl zur Eurokrise zu sagen hätte? (Vermutlich: Ich hab’s ja gleich gewusst.) Dazu, dass sie im Kinofilm „The Iron Lady“ von Meryl Streep gespielt wird? (Vermutlich: Hollywood mag ich, mit Ronald Reagan habe ich beste Erfahrungen gemacht.) Zur aktuellen Debatte in Großbritannien, ob sie ein Staatsbegräbnis verdient hat und wer dafür zahlen sollte? (Vermutlich: „Ich freue mich immer außerordentlich, wenn ein Angriff besonders verletzend ist, weil ich glaube, dass sie, wenn sie mich persönlich attackieren, kein einziges politisches Argument mehr haben.“)

Die 86-jährige Thatcher, die sich nicht mehr äußern kann, weil sie von einer Altersdemenz betroffen ist, spaltet, schweigend, weiter das Land, das sie von 1979 bis 1990 regierte. Die Rechte verehrt sie noch immer und die Linke hasst sie noch immer, beide leidenschaftlich. Selbst ein Staatsbegräbnis, meint der konservative Kolumnist, der die Debatte angestoßen hat, würde das Land nicht mit ihr versöhnen. Im Internet läuft sogar eine Petition mit dem Ziel, dass das Begräbnis privat finanziert wird – im Sinne des politischen Erbes von Baroness Thatcher.

Dass das mit Spannung erwartete Biopic, das am Freitag in die britischen (und im März in die deutschen) Kinos kommt, die Thatcher-Fronten versöhnen wird, ist unwahrscheinlich. Die einen fürchten eine weichgezeichnete Eiserne Lady, die anderen, wie ihr ehemaliger Minister Norman Tebbit, sind empört: Thatcher war nie die „halb-hysterische, überemotionale, chargierende Frau, wie Meryl Streep sie darstellt“. Das Land ist offenbar noch nicht bereit für eine ausgewogene Betrachtung ihrer politischen Ikone. Auch mehr als 20 Jahre nach ihrem Rückzug wird die Gegenwart – von den Unruhen im vergangenen Jahr zur Abhängigkeit des Landes vom Finanzstandort London – in den Kontext ihrer Regierungszeit gesetzt.

Dabei legen gerade veröffentlichte Regierungspapiere aus dem Jahr 1981 nahe, dass Thatcher so eisern nicht war: Als ihr damaliger Finanzminister nach den Unruhen in Liverpool dafür plädierte, die Stadt sich selbst zu überlassen, stellte sie sich gegen ihn; und auch beim Hungerstreik der IRA-Inhaftierten war sie verhandlungsbereiter, als bisher bekannt. Dass die Kaufmannstochter beim Einzug in die Downing Street ihr eigenes Bügeleisen mitbrachte, um dem Staat 19 Pfund zu sparen, dürfte jedoch weder Freunde noch Feinde überraschen. Moritz Schuller

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