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Das waren Zeiten: Merkel und Merz auf einem CDU-Parteitag 2001.

© imago images/Karl-Bernd Karwasz

Ex-Kanzlerin kommt wieder nicht zum Parteitag: Merkel und die CDU – wie eine zerrüttete Ehe

Da ist nichts mehr außer Abstand – zwischen der früheren CDU-Vorsitzenden und den Christdemokraten. Dabei haben sie einander so viel zu verdanken.

Ein Zwischenruf von Stephan-Andreas Casdorff

Zum Abschied des linken Grünen Jürgen Trittin, für viele in der CDU ein rotes Tuch, kommt sie, hält sogar eine Rede auf ihn. Zum Parteitag ihrer CDU kommt Angela Merkel dagegen nicht. Wieder nicht. Ein Signal, das es in sich hat.

Wie das auf die Parteimitglieder wirkt, ist klar: als wolle die Frau, die die CDU immerhin 18 lange Jahre geführt hat, der sie politisch alles verdankt, auch 16 Jahre im Kanzleramt, nichts mehr von ihr wissen. Merkel geht auf Abstand, hält sie auf Abstand. Szenen einer zerrütteten Ehe.

Amt weg, Liebe weg? Wenn es jemals so war. Merkel ist die Tochter eines evangelischen Pfarrers, der in der DDR eine ziemlich große Rolle spielte, Horst Kasner. Aber sie fand immer, Religion sei Privatsache. Das werden bei Weitem nicht alle Christdemokrat:innen teilen. Deren Anspruch ist ein anderer.

Einer der richtungweisenden Parteitage der CDU – im Westen – war jener vom (jesuitisch geprägten) Generalsekretär Heiner Geißler organisierte unter dem Leitmotiv: Politik auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes. Privat war das nun wirklich nicht. Und ist es bis heute nicht.

Ein neues Grundsatzprogramm – nicht interessant für langjährige CDU-Chefin?

Dass sie nicht mehr an „tagesaktuellen Ereignissen“ teilnehme und deswegen fernbleibe, klingt als Grund schon fast wie Hohn. Denn auf dem kommenden Parteitag wird sich die CDU – erst zum vierten Mal in ihrer Geschichte – ein neues Grundsatzprogramm geben. Das weist ja nun wirklich über den Tag hinaus.

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Vielleicht allerdings korrigiert sich hier mit der Zeit ein historischer Irrtum. 1989: Eben noch saß die junge Angela Merkel im Büro der Ost-Berliner Akademie der Wissenschaften. Forschungsgebiet der Physikerin ist die Quantenchemie. Dann der Umbruch, ihre Kollegen und sie gehen in die Politik. Merkel kommt in die Oppositionspartei „Demokratischer Aufbruch“, kurz DA.

Anfangs strebt der „Demokratische Aufbruch“ einen reformierten Sozialismus an, einen Weg zwischen Sozialismus und Kapitalismus. Auf dem Gründungsparteitag in Leipzig wird Merkel zur Pressesprecherin gewählt. Dann die Richtungsänderung, Merkel bleibt, der DA geht in der CDU auf, sie macht Karriere.

Dankbarkeit ist eine Kategorie. Zumal für Christenmenschen: Die Bibel spricht an 300 Stellen davon. Merkel und die CDU haben einander viel zu verdanken. Wer erwartbaren Dank nicht abstattet, ist undankbar – und unpolitisch im Blick auf das, wofür die CDU stehen will. Das Signal hat es in sich. Mit Abstand betrachtet.

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