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TV-Duell zwischen Höcke und Voigt

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„Es war eine Farce“: Das meint die Tagesspiegel-Community zum TV-Duell zwischen Höcke und Voigt

Björn Höcke (AfD) und Mario Voigt (CDU) lieferten sich am Donnerstagabend ein umstrittenes TV-Duell. Schon im Vorfeld gab es breite Kritik an einer Diskussion mit dem als faschistisch geltenden AfD-Politiker.  

Thüringens AfD-Landesvorsitzender Björn Höcke und der Thüringer CDU-Politiker Mario Voigt lieferten sich am Donnerstagabend ein umstrittenes Duell im TV-Sender Welt. Schon im Vorfeld gab es breite Kritik an einer Diskussion mit dem als faschistisch geltenden AfD-Politiker.  

Voigt und Höcke hatten sich nach einem Streit über die Europapolitik auf der Plattform X zu dem TV-Duell verabredet.

Die beiden Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Thüringen im September warfen sich dabei gegenseitig vor, Deutschland und der deutschen Wirtschaft zu schaden. Persönliche Angriffe folgten auf beiden Seiten.

Viele Tagesspiegel-Leserinnen und -Leser haben das TV-Duell gesehen und sich eine Meinung gebildet. Was hält unsere Community von diesem Format? Welcher Kandidat hat sich gut geschlagen und was lief schief? 

Lesen Sie hier eine redaktionelle Auswahl von Kommentaren aus der Tagesspiegel-Community.


Trautenau
Das Dilemma bleibt: Die AfD und Höcke haben in den letzten Jahren enorm an Stärke gewonnen, obwohl alle anderen versucht haben, sie auszugrenzen. Voigt hingegen geht den Weg der direkten Konfrontation. Das ist immerhin mal ein neuer Anfang, der à la longue durchaus erfolgreicher sein könnte.


Pressekritiker2
Diskussion mit Nazis? Es ist eigentlich geradezu essentiell für eine standhafte Demokratie, derartigen Einfluss zu unterbinden, denn sonst wäre das ihr eigener Untergang.

Man muss auch nicht über jeden Blödsinn „diskutieren“, zumal es der AfD auch gar nicht darum geht, zu diskutieren, denn eine Diskussion basiert auf dem Austausch von - idealerweise - mit Fakten untermauerten Argumenten mit dem Ziel, einen gemeinsamen Konsens - meist ein Kompromiss - zu finden.

Darum geht es der AfD nicht, was ohnehin formal schon deshalb schwierig wäre, weil manches an der Verfassung scheitern könnte.

Die AfD zu einer Diskussion zum Thema EU mit ins Boot zu holen ist ungefähr so, als würde man einen zutiefst überzeugten Metzger zu einem Veganer-Treffen einladen.

Oder, vielleicht ist dieses Bild passender, mit einer Abrissbirne versuchen, ein filigranes Kartenhaus zu errichten.


mzbln
Es ist die Art der Auseinandersetzung, die seit einem Jahrzehnt praktiziert wird und die das genaue Gegenteil dessen bewirkt, was sie vorgibt, bewirken zu wollen. Sie ist mitverantwortlich für den Erfolg der extremen Rechten.

Nur die offene inhaltliche Auseinandersetzung und keine „cancel culture“ und vor allem eine Politik, die das Leben der Menschen besser und nicht schwieriger macht, hilft gegen die falsche Alternative.


SchmobDibob
Voigt scheint sich tatsächlich gut geschlagen zu haben. Damit hätte ich nicht gerechnet.

Was aber auch passiert ist, ist, dass der gesamte Diskurs nochmal ein ganzes Stück weiter nach rechts-außen gerückt wurde - auch mittels populistischem Behauptungen - auch von Voigt.

Das finde ich den eigentlichen faden Beigeschmack. Man hat Höcke das Wasser ablaufen können aber musste sich dafür in Teilen auf sein Niveau bewegen. Aber wollen wir wirklich auf dieses Niveau?


Vernunft
Richtig ist, dass sehr wahrscheinlich beide Duellanten ihre Vorteile aus der Sendung gezogen haben, indem sie ihre Positionen innerhalb der eigenen Partei und der eigenen Stammwählerschaft stärken konnten. 

Fraglich ist jedoch, ob es gelungen ist, auch bisher unentschlossene Wähler überzeugen zu können. Die jeweiligen Aussagen zur EU, zur Migration, zur Energiefrage und zur Ukraine-Frage werden dabei wohl eine entscheidende Rolle spielen. 


RowingTim
Die Strategie der Ausgrenzung durch Sprachlosigkeit hat gegenüber der AfD versagt, zumindest in den neuen Bundesländern. Sie führt dort, und deshalb muss sie vorgeführt werden. 

Genauer gesagt, die demokratischen Parteien müssen erklären, warum Remigration und EU-Austritt massiv schaden würden. Freilich bedarf es hierzu nicht nur den Mut, sich auf eine TV-Debatte einzulassen, sondern auch das rhetorische Geschick, die Schwächen des Gegenüber aufzuzeigen. 


auguste
Der Versuch, mit einem Faschisten über Demokratie reden zu wollen, ist so seltsam wie unrealistisch. Mir machen solche „Gespräche“, die von Medien in die breite Gesellschaft übertragen werden, Angst, Angst, um unsere demokratischen Werte und Rechte.


Sachsenblut1
Es mag sein, dass solche Diskussionen brandgefährlich sein können. Aber was hat es denn gebracht, die AfD von allem auszuschließen? Diese Truppe konnte sich bisher in ihrer Opferrolle suhlen und je länger sie das tat umso größer wurde der Solidarisierungseffekt. 

Für mich war dieses Duell die logische Konsequenz aus dem schon viel zu lange andauernden Fehlversuch, die AfD totzuschweigen. 

Ich war von Anfang an dafür, diese Neofaschisten mit ihrer eigenen Propaganda zu konfrontieren und zwar aus allen Bereichen des politischen Lebens. Diese Antidemokraten liefern so viel unfreiwillige Angriffsfläche, dass man sie in einem offenen Disput und klugen, charismatischen Rednern anderer Parteien in Grund und Boden stampfen müßte. 

Ich finde es absolut richtig, was da gestern Abend stattgefunden hat, wenn in mancher Passage auch noch etwas der Biss gefehlt hatte.


herjeh
Höcke hat doch bewiesen, wie unehrlich er und seine Partei ist. Angeblich hat er keine Ahnung was „Alles für Deutschland“ bedeutet (Geschichtslehrer!!!). 

Dann weiß er nicht, was er in seinem Buch (Machwerk!) geschrieben hat etc. etc., aber die Fans von ihm und der rechtsextremen AfD ist das Wurscht bzw. werden wie immer wieder „Lügenpresse“ schreien. Dieses „Duell“ war eher eine Farce.


maxost
Wer medial glaubwürdig sein will, muss über die politischen Landschaft berichten wie sie ist und diese auch zu Wort kommen lassen.

Herr Voigt, der das „Duell“ eher unfreiwillig in einem Geplänkel über einen falsch zitierten Satz mit Herrn Höcke eingegangen ist, gebührt Respekt. Er hat seine Standpunkte klar gemacht und die Differenzen zwischen CDU und AfD herausgearbeitet. 

Herr Höcke ist keineswegs ein hypnotisierender Dämon. Wenn er in einer öffentlichen Diskussion Fragen beantworten muss, ist er weit weniger souverän, als bei einer abgelesenen und vorformulierten Rede.


Lincoln_bln
Hier musste Höcke, wie man so schön sagt, die berühmte Hose runterlassen. Wer sich in der Geschichte auskennt, der dürfte begriffen haben, dass die AFD nichts als Autarkie wie sie das NS-Regime vorhatte wollte und das ihre Ausländer und EU-feindliche Politik zu einer Schwächung Deutschlands führt. 

Wer sich an die Aussagen vor dem Brexit erinnert in GB, der dürfte deutliche Parallelen erkennen. Insgesamt zeigt es für klar denkende Menschen, dass man den Rechtsextremen kein Feld für die alleinige Deutungshoheit überlassen darf. Hier wurde in der Vergangenheit von Seiten der sogenannten progressiven Kräfte erheblich Fehler gemacht, indem sie Begriffe cancelten, die von Rechtsextremen genutzt wurden.

Und was der Witz an der gesamten Geschichte ist, ist dass sich Höcke als ehemaliger Geschichtslehrer erstklassig blamiert hat, als er seine vermeintliche Unkenntnis hinsichtlich seiner Sprüche aus dem NS-Jargon zeigte und somit klar erkennen ließ, dass er falsch spielt!


Pat7
Wer AfD wählt, wählt ganz bewusst Faschisten und Vaterlandsverräter. Das kann nicht nur gesagt werden, sondern muss es sogar, damit nicht wieder jemand behauptet, er hätte nicht gewusst, was und wen er wählt.


voyager_6
Höcke hat m.E. keine bella figura gemacht. Das ist gut. Er hat auch mehrere seiner Einlassungen neu interpretiert. Beispielsweise gehe es ihm bei Remigration nur darum, ausgewanderte Deutsche zurückzuholen. Alles klar.

Auf diesen Stuss kann man ihn später festnageln. Nur die Hardcore-AfDler wird das nicht jucken. Die werden sich von so einem Duell nicht beeindrucken lassen. 


Colonia25
Wer Höcke positiv gegenüber steht, dürfte sich gestern bestätigt gefühlt haben. Wer Höcke negativ gegenüber steht, hat sich gestern auch bestätigt gefühlt.

Höcke kam nicht wie der „sympathische Nazi von nebenan“ rüber. Er wirkte auf mich oberlehrerhaft, fahrig und seine Aussagen waren vielfach schlicht falsch. Ich fühle mich in meiner Auffassung, dass die AfD eine Wohlstandsvernichtungspartei ist bestätigt.


FausT
Ich erlebe TV-Duelle nie als Bereicherung. Sie bedienen ausschließlich eine oberflächige „Aufregerkultur“ und eben nicht die Tiefe, die politische Debatte eigentlich braucht. Nur wenn sie stattfinden, wäre es fatal, die AfD davon kategorisch auszuschließen. 

Da, wo die Partei verfängt, ist allzu oft der Grund, dass sie gerade als nicht normalisiert wahrgenommen wird. Sie also regulär zu behandeln, nimmt ihr mehr Wähler als andersherum. 

Eine gesunde Demokratie schließt nicht und niemanden ohne reguläre Grundlage aus. Und diese hat einstweilen die AfD. Wenn auch abgedroschen, so sehr wahr ist der Claim: Eine gesunde Demokratie muss das aushalten und durchstehen.



Charybdis66
Die anderen Parteien geben indirekt Teile des eigenständigen Handelns auf, weil sie andauernd abprüfen, ob sie damit irgendwie in Überschneidungsbereichen mit der AfD sein könnten.

Dies kostet allen Parteien viel Kraft, und die AfD profitiert davon, weil, egal wie die anderen Parteien sich aufstellen, sie argumentativ (und so unsinnig die Argumente auch sein mögen) am Nasenring vorgeführt werden. Zumindest bei Wählern, die die Wahl der AfD in Erwägung ziehen.

Problematisch ist auch die Dämonisierung aller AfD-Wähler. Ja, es ist richtig, dass die AfD Stimmenfänger sind, Verführer, Verruchte.

Aber hilft es denn, dann die Wähler als dumm, blöd, blind, gemeingefährlich, antidemokratisch zu beschimpfen? Die Wähler erleben hier im Kleinen, was die AfD im Großen erzählt. „Die anderen, sie verbieten uns das Wort!“

Solange diese (potentielle) Wählerschaft klein ist, mag das noch Erfolg haben. Längst aber schickt sich die AfD an, in diversen Bundesländern stärkste Partei zu werden. Und das, ohne eigentlich wirkliche Alternativen außer Phrasen zu haben.

Wie wäre es denn, die anderen Parteien konzentrierten sich mehr auf sich selbst und darauf, Politik zu machen, die bürgergerichtet ist? Wie wäre es, selbst potentiellen Wählern der AfD zuzuhören, worum es ihnen geht? Bei Hardcore-Wählern ist das natürlich hoffnungslos, aber wer 30% generell abschreibt, der wird sehen, dass die noch wachsen werden.


Kreuzberger
Man kann kaum annehmen, AfD-Vertreter würden an öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen, wenn es dort für sie nichts zu gewinnen gäbe. Wenn man sie aber gar nicht erst einlädt, gewinnen sie erst recht die Hoheit über Stammtische und Telegram-Kanäle.

Dass es für die Populisten keine Teilnahme am öffentlichen Diskurs braucht, zeigt gerade Trump mit seiner totalen Diskussionsverweigerung im Wahlkampf.

Dann doch lieber die AfD im frei zugänglichen TV, damit sie auch mal gestellt werden kann. In Brandenburg und Sachsen sollte man von der gestrigen Sendung lernen.

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