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Fritz Wepper (rechts) an der Seite von Horst Tappert in der Krimireihe „Derrick“.

© dpa/Georg Göbel

Zum Tod von Fritz Wepper: Mehr als der ewige Assistent von „Derrick“

Fritz Wepper hätte nach Hollywood gehen können, entschied sich aber für ein anderes Schauspielerleben. Eines, das nicht weniger glamourös und erfolgreich war.

Man kann nach einem langen Leben auf unterschiedliche Weise Fazit ziehen. Vor allem, wenn es sich um ein so bewegtes Schauspielerleben wie das von Fritz Wepper handelt, der am Montag im Alter von 82 Jahren gestorben ist.

Durch Bernhard Wickis Anti-Kriegsfilm „Die Brücke“ wurde Wepper 1959, er war gerade 18 Jahre alt, bereits international bekannt. An der Seite von Liza Minelli schaffte er es 1972 sogar nach Hollywood – und hätte dort bleiben können. Welche Chancen hätten sich für ihn – „Cabaret“ wurde mit einem Oscar ausgezeichnet – möglicherweise ergeben? Ein Rollenangebot gab es bereits, doch er entschied sich für eine andere Karriere. Eine im seriellen Fernsehen in Deutschland, und damit für einen Lebensweg, der nicht minder aufregend und glamourös war.

Vor allem eine Rolle wurde für Fritz Wepper prägend. Als Harry Klein ermittelte er zunächst mit Erik Ode in „Der Kommissar“, bevor er dann 1974 Assistenten von Horst Tappert in „Derrick“ wurde. Die Krimi-Reihe sollte es mit ihren 281 Folgen zur meistverkauften Serie der Fernsehgeschichte bringen. In über 100 Länder wurde sie verkauft. Noch heute genießt „Derrick“, allen Unbillen nach Bekanntwerden der SS-Geschichte von Tappert zum Trotz, Kultstatus – auch wenn der Satz „Harry, hol schon mal den Wagen“ zu den Urban Legends der Medienwelt gehört. Immerhin hatte Fritz Wepper als Harry Klein in Funktion und Auftritt gewisse Ähnlichkeiten zu Steve Heller alias Michael Douglas, dem Assistenten von Karl Maldens Mike Stone in „Die Straßen von San Francisco“.

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Die Kirche im Dorf gelassen

Auf „Derrick“ folgte die Dauerbrenner-Serie „Um Himmels Willen“. Fast 20 Jahre und 260 Folgen durfte er in der ARD-Serien den ebenso umtriebig-durchtriebenen wie nahbaren Bürgermeister Wolfang Wöller geben. Vom ewigen Assistenten hat sich Wepper mit dieser Rolle endgültig emanzipieren können, ohne dabei an Beliebtheit einzubüßen. Obwohl Wöller nichts unversucht lässt, das Kloster in Kaltenhals nach seinen Vorstellungen umzufunktionieren, lässt er am Ende doch immer die Kirche im Dorf. Wepper haderte zwar mit der Entscheidung des Senders, die Serie im Jahr 2020 auslaufen zu lassen. Doch wenig später kämpfte der gebürtige Münchener bereits mit seinem Krebsleiden.

Fritz Wepper hat sich in der ARD-Serie ,Um Himmels Willen’ als Bürgermeister Wöller über 20 Jahre in die Herzen der Zuschauer gespielt. Mit ihm verlässt uns ein ganz großer Volksschauspieler und eines der prägenden Gesichter des öffentlich-rechtlichen Fernsehens.

ARD-Serienchef Alexander Bickel. Das Erste strahlt am 25. März um 22:50 Uhr einen 15-minütigen Nachruf „Fritz Wepper – Der Marathonmann“ aus.

Wepper kam am 17. August 1941 als Kriegskind zur Welt, sein Vater kehrte von der Front nicht zurück. Trotz aller Geldnöte brachte seine Mutter ihm und seinem jüngeren Bruder die Kultur nahe. Mit elf Jahren stand Wepper in „Peter Pan“ dann selbst auf der Bühne. Mit 15 Jahren wurde er mit dem Märchenfilm „Tischlein deck dich“ zum Kinderstar.

Wepper sagte von sich, er sei ein echtes Sonntagskind. Sein Lebensmotto war „Nimm das Leben so, wie es sich anbietet. Unvoreingenommen und meistens sehr positiv.“ Daran hat er sich gehalten, er hat sein Leben in vollen Zügen genossen. Ein Jet-Set-Leben, denn „auf Genuss verzichten, war nicht seine DNA“, sagte sein Freund und Schauspielkollege Bernd Herzsprung einmal über ihn.

Liaison mit Iris Berben

Ende der 1960er Jahre hatte Wepper eine Liaison mit seiner Schauspielkollegin Iris Berben. Zusammen hatten sie den Krimi „Der Mann mit dem Glasauge“ gespielt. „Wie das eben so ist, waren wir plötzlich mehr als nur Kollegen“, erinnerte sich Wepper in seinen Memoiren, fügte aber an: „Wirklich zusammen waren wir nicht wirklich.“

Einen kleinen Skandal in Weppers Privatleben gab es im Jahr 2009, als er seine Frau Angela für eine Beziehung zur 30 Jahre jüngeren Kamerafrau und Regisseurin Susanne Kellermann verließ. Mit beiden hatte er je eine Tochter. Später kehrte er zu seiner Frau zurück, heiratete nach ihrem Tod im Jahr 2019 dann Susanne Kellermann, die ihn nun bis zu seinem Tod begleitete.

Zu seinem Abschied aus dem Leben hatte Wepper eine klare Vorstellung. „Dass ich irgendwann sterben werde, habe ich akzeptiert. Aber das Wie bereitet mir Sorgen. Niemand wünscht sich ein qualvolles Ende“, hatte er vor seinem 80. Geburtstag im August 2021 gesagt. Sollte es bei ihm so weit sein, habe er vorgesorgt, nicht nur mit einem Testament.

Als letzte Rolle hätte Fritz Wepper noch gerne Methusalem gespielt. Das war ihm nicht vergönnt. Die vergangenen drei Jahre verbrachte er fast komplett in Kliniken. Nun ist er kein halbes Jahr nach seinem jüngeren Bruder in einem Hospiz in Bayern gestorben.

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