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Ein Jahr nach den ersten Protesten nach dem Tod von Mahsa Amini werden im Iran auch Kulturschaffende weiter schikaniert und ins Gefängnis gesteckt.

© dpa/Uncredited

Wieder iranische Filmschaffende im Gefängnis: Sorge um Setdesignerin Leila Naghdipari

Der prominente Filmemacher Jafar Panahi sorgt sich mit vielen anderen um die iranische Kostüm- und Setdesignerin Leila Naghdipari. Sie sitzt im Gefängnis und braucht dringend Medikamente.

Sie war Setdesignerin bei dem Roadmovie „Drei Gesichter“ von Jafar Panahi, der sich wie viele andere nun ernsthafte Sorgen um Leila Naghdipari macht: Die Kostümbildnerin und Setdesignerin Leila Naghdipari sitzt seit dem Jahrestag von Jina Mahsa Aminis gewaltsamem Tod im Gefängnis.

„Mehr als zehn Tage sind seit ihrer Verhaftung vergangen“, schreibt der prominente iranische Filmemacher und Goldbären-Gewinner Panahi, der selbst bis zum Februar im Gefängnis saß und auf Kaution frei kam, nachdem er in Hungerstreik getreten war. „Alle Bemühungen ihres Ehemanns, des Filmemachers und Produzenten Majid Barzegar, waren vergeblich, ebenso die Bemühungen anderer iranischer Filmschaffender.“

Leila Naghdipari leidet unter Asthma und einer Autoimmunkrankheit, so Jafar Panahi weiter. Sie müsse täglich ihre Medikamente nehmen, dies sei ihr jedoch bereits seit einer Woche nicht mehr erlaubt. „Ich mache mir Sorgen um Leila, und ich mache mir Sorgen um das iranische Kino“, so der 63-jährige Panahi.

Die Set- und Kostümdesignerin Leila Naghdipari.

© privat

Bereits vergangene Woche hatte unter anderem Radio Free Europe über die Festnahme hunderter Iranerinnen und Iraner nach dem 14. September berichtet, dem Jahrestag des Todes von Mahsa Amini, die 2022 in Polizeigewahrsam ums Leben kam – was landesweite Proteste auslöste, die bis heute andauern. Leila Naghdiparis Ehemann habe auf Instagram darüber informiert, dass sie mittags aus dem Haus gegangen sei und er eineinhalb Tage später einen nächtlichen Anruf von ihr erhalten habe. „Es geht mir gut. Es geht mir sehr gut. Ich werde vorübergehend festgehalten und bin im Qarchak Varamin Gefängnis“, habe sie gesagt. Mehr habe er nicht erfahren.

Der unabhängige Verband iranischer Filmschaffender fordert die sofortige Freilassung von Kolleg:innen und Künstler:innen, die im Iran im Gefängnis sitzen. Das Regime habe in seiner Verzweiflung durchtriebene Taktiken entwickelt, um Filmschaffende und Künstler:innen zu unterdrücken und zum Schweigen zu bringen. 

In dem Statement wird neben Leila Naghdipari als Opfer der jüngsten Verhaftungswelle auch der Regisseur, Autor und Komponist Ali Noorani genannt. Zudem sei die Schauspielerin Haniyeh Tavasoli festgenommen worden, nach einer Nacht in Gewahrsam aber auf Kaution freigekommen.

Leila Naghdipari ist auch Mitglied im Vorstand der iranischen Filmdesignergilde. Diese forderte, dass Naghdipari den ihr zustehenden rechtlichen Beistand erhält. „Wir stehen ihr zur Seite und werden alles in unseren Kräften Stehende tun, um ihre rasche Freilassung zu erreichen“, so der Verband.

Nach Informationen der Plattform „Iran Wire“ war Naghdipari bereits 2022 am Teheraner Flughafen kurzzeitig festgenommen und verhört worden, als sie zu einem Workshop im Ausland reisen wollte. Ihr Pass wurde eingezogen, sie erhielt ein einjähriges Reiseverbot. Über ihren Ehemann Majid Barzegar, so „Iran Wire“, wurde letztes Jahr wegen seines bürgerschaftlichen Engagements und seiner künstlerischen Arbeit eine Gefängnisstrafe sowie Berufsverbot verhängt..

Rund um den Jahrestag von Jina Mahsa Aminis Tod war die internationale Aufmerksamkeit für das brutale Vorgehen der iranischen Behörden gegen Frauen, Demokratie-Aktivisten und Kulturschaffende groß. Die Aufmerksamkeit darf nicht nachlassen, wie die Nachrichten über Leila Naghdipari beweisen. „Unter den Stiefeln der Sicherheitskräfte ringt das unabhängige iranische Kino mehr denn je um Luft“, schreibt Jafar Panahi.

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