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Homemade  sweet  gometashi  cookies  for  Purim .

© IMAGO/Pond5 Images

Wenn Juden mit Gebäck dealen: Die besten Drogen Berlins

Bei Hamantaschen versteht unsere Kolumnistin keinen Spaß. Teig und Füllung des Purim-Gebäcks müssen ganz genau ihren Vorstellungen entsprechen.

Eine Kolumne von Debora Antmann

Marguerite Marcus steht mit Blumen vor meiner Tür. Im Februar war ich Gast bei ihrem wunderbaren Berliner Salon „Varnhagens Töchter“. Jetzt kurz vor ihrem Urlaub kommt sie nochmal vorbei, um sich zu bedanken. Mit Blumen und – weil in drei Tagen Purim ist, mit Hamantaschen. In meiner Kindheit hießen sie Hamanohren, aber Taschen ist auf jeden Fall weniger brutal. Nun ist es mit Hamantaschen so, dass man verschiedene Dinge beachten muss.

1.: Füllung ist Leidenschaft! Egal ob Mohn, Pflaumen, Himbeermarmelade, Nutella oder Nüsse: Die Überzeugung, welche Füllung die beste ist, ist grundsätzlich unerschütterlich, unantastbar und bestimmt auch irgendwie halachisch belegbar.

Es gibt für jede jüdische Person auch eine Füllung, die gar nicht geht. Ich bin ein aschkenasisches Mohn-Girl und wer Nutella in meine Hamantaschen packt, hat meine Freundschaft nicht verdient!

2.: Der Teig ist keine Leinwand! Und das ist eher eine persönliche Meinung, denn es gibt Menschen, die ihren Hamantaschenteig neutral mögen. Aber da Hamantaschen relativ groß sind, gibt es für mich nichts schlimmeres, als den Mund voller geschmacklosem Mörtel zu haben. Ich will bröseligen, buttrigen, leicht vanilligen Mürbeteig, der auch ohne die Füllung Spaß macht.

Zurück zu meinem Besuch von Marguerite Marcus. Wer übrigens nicht weiß, wer Marguerite ist, hat es geschafft über Jahrzehnte eine der wunderbarsten, klügsten, witzigsten und engagiertesten feministischen Jüdinnen in Berlin zu verpassen.

Marguerite drückt mir eine weiße Tüte in die Hand. Ich schaue in die Tüte und sehe vier perfekte Hamantaschen. Die wichtigste Frage: „Selbstgebacken?!“ Ihre Antwort: „Ne, sind vom Dealer. Bin extra auf dem Weg hierher vorbeigefahren“.

Ich glaube, das ist das jüdischste, was ich je gehört habe! Dealen mit Hamantaschen! Ich liebe alles daran! Es waren zwei mit Mohn und zwei mit Aprikose und sie waren fantastisch.

Der Dealer war übrigens Kosher4Life in der Waitzstraße und ich bin seit einer Woche in Trauer, dass Purim vorbei ist, weil ich lange nicht mehr so gute Hamantaschen hatte. Und vielleicht bin jetzt auch ein Aprikosenfüllung-Girl.

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