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Kultur: Wahrzeichen

Zum 80. Geburtstag von Brigitte Matschinsky-Denninghoff

Den Geburtstagsstrauß, in filigranen, luftig verschlungenen Linienkürzeln auf Kohle, hat sie sich selbst gezeichnet; genau genommen, ist es eine Girlande, die die Berliner Bildhauerin Brigitte Matschinsky-Denninghoff sich da zum Achtzigsten gewebt habt – aus zwei friesartigen Bildbahnen von zehn Metern Länge im Rondell der Grundkreditbank, wo die Berlinische Galerie der Künstlerin eine Ausstellung ihrer Zeichnungen, Collagen und Fotografien widmet. Und, wie bei einer Geburtstagstorte, darf man sich ein Stück abschneiden – mindestens 30 Zentimeter, für 10 Euro pro Zentimeter.

Mit dem Erlös unterstützt Brigitte Matschinsky-Denninghoff einmal mehr die Berlinische Galerie, die nun endlich mit dem Ausbau ihres Domizil in einem Kreuzberger Glaslager beginnen kann. Und auch der künstlerische Nachlass der Bildhauer Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff einschließlich ihres Atelierhauses in der Altmark wird eines Tages als Stiftung in die Obhut des Landesmuseums übergehen.

Den Doppel-Namen des Künstlerpaars nennt man stets in einem Atemzug. Matschinsky-Denninghoff: ein Markenzeichen für Großplastiken aus gebündelten Chromnickelstahlröhren. Ihre silbrig glänzende, sich wie in einer Umarmung luftig umschlingende Stahlskulptur „Berlin“, aufgestellt zur 750-Jahr-Feier 1987 auf der Tauentzienstraße, ist zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden. Matschinski-Denninghoffs Bildhauerwerke scheinen zu schweben – ganz gegen die Schwere ihres Materials.

Matschinsky-Denninghoff waren zweimal auf der Documenta vertreten, auch auf der Biennale in Venedig – und ihre mehr als 900 seit 1955 geschaffenen Skulpturen finden sich in aller Welt, sechs davon allein in Berlin. Wer welchen Anteil daran hat, Brigitte und Martin, ist heute wohl nicht einmal mehr für sie selbst genau auszumachen. Zunächst war nur Brigitte Bildhauerin. Der Schauspieler Martin Matschinsky, den sie in den frühen Fünfzigerjahren am Darmstädter Theater kennengelernt hatte, musste erst einmal einen Schweißerkurs machen. Da hatte die junge Bildhauerin, die damals Brigitte Meier-Denninghoff hieß, bereits das Studium, ein Stipendatenjahr der Salomon Guggenheim Foundation in Paris sowie eine Zeit als Assistentin von Henry Moore und später Antoine Pevsner hinter sich. In den Nachkriegsjahren war sie in München an der Gruppe „Zen 49“ beteiligt.

Weit weniger bekannt ist, dass Brigitte Matschinsky-Denninghoff ebenso wie ihr Mann auf ein ganz unabhängig vom Partner entstandenes Lebenswerk blicken kann. Er ist Maler; bei ihr bilden Zeichnungen, Collagen und Fotografien einen wichtigen, parallelen Schaffenstrang. Es sind keine Bildhauerzeichnungen im konventionellen Sinn, sondern freie, mit spielerischer Ernsthaftigkeit gesuchte Annäherungen an Energieformen und Räume. Die Spannung von Situationen zwischen Erscheinen und Entschwinden beschäftigen sie; wie Aggregatzustände wandeln sich Formen von fest zu flüssig zu gasförmig: Gebilde wie aus Schnee, Nebel, in der Hitze flimmender Luft. „Horizont“ ist ein Leitmotiv in allen Werkphasen – und gab auch der Geburtstagsausstellung ihren Titel.

Kunstforum Grundkreditbank, Budapester Str. 35, bis 30. August, Di bis So10 -18 Uhr.

Elfi Kreis

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