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Kultur: Versuch über die Sehnsucht

Der arbeitslose Rocco sehnt sich danach, an einer Drehbank zu stehen; und ein ominöser Mann im Mantel hat ihm prophezeit, daß er zu diesem Zweck einfach nur bis zum Ende der Straße gehen müsse.Rocco hat für die Auskunft seine Uhr geopfert und steht jetzt also gut sichtbar im Licht der letzten Straßenlaterne; er präsentiert den Zuschauern seinen roten Arbeitsanzug - und trifft statt eines Arbeitgebers Assunta, die gleichfalls dem Wink des Mantel-Mannes gefolgt ist und ihrerseits Putzfrau werden möchte.

Der arbeitslose Rocco sehnt sich danach, an einer Drehbank zu stehen; und ein ominöser Mann im Mantel hat ihm prophezeit, daß er zu diesem Zweck einfach nur bis zum Ende der Straße gehen müsse.Rocco hat für die Auskunft seine Uhr geopfert und steht jetzt also gut sichtbar im Licht der letzten Straßenlaterne; er präsentiert den Zuschauern seinen roten Arbeitsanzug - und trifft statt eines Arbeitgebers Assunta, die gleichfalls dem Wink des Mantel-Mannes gefolgt ist und ihrerseits Putzfrau werden möchte.

Im Gegensatz zum zunehmend desillusionierten Rocco allerdings verfügt Assunta über eine geradezu unerschöpfliche Energie: Sie spricht von Jobs im Himmel; von Engeln, die an Drehbänken Wolken produzieren und selbige putzen; sie unterweist den ungläubigen Rocco in der Kunst des Fliegens - sprich: des positiven Denkens - und belehrt ihn: "Man muß nur wissen, wie man die Dinge anschaut!" Und kraft Assuntas Optimismus beginnt schließlich auch Rocco, als Engel zu posieren und auf der Straße zu tanzen.

"Kleine Engel" - verfaßt vom italienischen Kindertheaterautor und -regisseur Marco Baliani - appelliert, mit anderen Worten, ans jugendliche Selbstvertrauen sowie an die Macht der Phantasie und verhandelt damit ein alles andere als brandneues Sujet.Allerdings hat Kerstin Müller in ihrem Regie-Debüt am Carrousel Theater dem Hang der "Kleinen Engel" zu Pathos und Didaktik zielsicher entgegengewirkt.Die Bühne ist ein leerer, zu beiden Seiten von den Zuschauern flankierter Gang.Statt an erschlagende Effekte delegiert die Regisseurin das Spiel ausschließlich an ihre beiden Darsteller; und die machen aus den "Kleinen Engeln" die Begegnung einer irgendwie Schwerelosen und eines Bodenständigen, die plötzlich alles vergessen können, weil sie soeben begonnen haben, sich gegenseitig faszinierend zu finden.

Gina Durlers Assunta entgeht dabei der (großen!) Gefahr, mit ihrem gnadenlosen, ja geradezu provozierenden Optimismus zu nerven; sie überzeugt den weniger phantasiebegabten Leidensgefährten vielmehr durch eine unverkrampfte Balance zwischen Zärtlichkeit und permanentem Energieüberschuß.Und weil Wesselin Georgiews Rocco nicht mit jauchzenden Selbstbewußtseinsanfällen reagiert, sondern die Bekehrung ganz leise stattfinden läßt, ist die Versammlung dieser "Kleinen Engel" dann doch ein gelungener Versuch über die Sehnsucht.

Nächste Vorstellungen am 25.und 26.Februar, 10 Uhr 30.

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