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Was machen wir heute?: Sandspuren

Neulich war ich in Hamburg. Eine ganz schöne Stadt, wenn auch ein bisschen klein.

Neulich war ich in Hamburg. Eine ganz schöne Stadt, wenn auch ein bisschen klein. Immerhin gibt es Beach-Bars, die tatsächlich diesen Namen verdienen – dort kann man sich in den weißen Sand legen und beim Gin-Tonic-Trinken den Umladearbeiten im Containerhafen zusehen. Die Sandspur von diesem Ausflug reichte allerdings bis zurück in meinen wasserlosen Kiez, denn meine braunen Samba-Turnschuhe mit orangefarbigen Adidas-Streifen sind selbst für die Berliner Behelfs-Beach-Bars nicht mehr geeignet. Sie sind abgelaufen, löchrig. Und die Schnürsenkel gehen immer auf.

Ich will mir neue Turnschuhe kaufen, möglichst wieder die braunen mit den Streifen. Doch so einfach ist das alles nicht, klärt mich der Turnschuh-Ladenbesitzer in meinem Kiez an der Schönhauser Allee auf. Denn spätestens im kommenden Jahr wird es nur noch schwarze Samba-Schuhe mit weißen Streifen geben. Was jetzt noch bunt ist, wird nach und nach vom Weltmarkt verschwinden. Warum? „Weeß ick doch nicht, det weeß nur Adidas.“

Immerhin, in meinem Geschäft gibt es noch Restfarben. Rot mit weißen Streifen – Aber Achtung Alarmschuhe! Gelb mit grünen Streifen – Vorsicht Yuppieschuhe! Und Schwarz mit goldenen oder weißen Streifen. Irgendwann in vielen, vielen Jahren soll es wieder braune Schuhe mit orangefarbenen Streifen geben. „Det kostet dann aba 100 Euro, weil et so lange keene jab.“ Der Verkäufer in meinem Kiez bunkert die letzten bunten Sambas im Keller; er hat die Marktwirtschaft längst durchschaut. Ich arbeite noch dran und nehme die schwarzen Schuhe mit goldenen Streifen. Schwarz-weiße gibt’s in den nächsten Jahren noch genug.

Eine Frage aber bleibt: Warum gehen bei Samba-Schuhen, und zwar nur bei Samba- Schuhen, immer die Schnürsenkel auf? Mein Verkäufer immerhin weiß: „Det weeß nich mal Adidas.“ Robert Ide

Runners Shop, Schönhauser Allee 133 (Höhe Milastraße) in Prenzlauer Berg.

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