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KARAJANS Klassiker (10): Neue Horizonte

Vom dschungelhaft dampfenden Anfang an macht Karajan anno 1956 den „Rosenkavalier“ größer, heftiger, archaischer, als er ist – oder besser, als seine Autoren Hofmannsthal und Strauss ihn sich gedacht haben mögen. In den Hornstößen, den Streicherwellen fiebert eine Energie, die das Artifizielle, das Erinnernde dieser Musik durchbricht, ohne dass der Dirigent dabei hemdsärmelig vorginge.

Vom dschungelhaft dampfenden Anfang an macht Karajan anno 1956 den „Rosenkavalier“ größer, heftiger, archaischer, als er ist – oder besser, als seine Autoren Hofmannsthal und Strauss ihn sich gedacht haben mögen. In den Hornstößen, den Streicherwellen fiebert eine Energie, die das Artifizielle, das Erinnernde dieser Musik durchbricht, ohne dass der Dirigent dabei hemdsärmelig vorginge. Er sieht darüber einfach hinweg zu einem andern Horizont, der sich im und nach dem Schlussterzett vollständig enthüllt. Bis dahin erleben wir mit Elisabeth Schwarzkopf eine Marschallin ohne mütterliche Note, mit einem nicht ganz geheuren Hauch von Porzellan, von intensiver Ferne, und Christa Ludwig als einen mehr genialischen als knabenhaften Octavian.

Wenn ihn am Ende die reife Frau der jungen Sophie überlässt, erhebt sich unterm gleißenden Terzett ein sinfonisches Gefüge wie ein Andenhochplateau und wird von Karajan im Zwischenspiel ganz freigelegt: eine in Äonen messende Tektonik des Schicksals, der Menschen nicht achtend, die ihr erliegen. Was anfangs fiebrig drängte, weitet sich nun bis an den Rand der Kälte. Groß. Volker Hagedorn

Strauss, „Rosenkavalier“, 1956 (EMI)

Am 5. April 1908 wurde in Salzburg

Herbert von Karajan geboren.

Bis zu seinem 100. Geburtstag empfehlen wir täglich: das Schönste aus

seinen 690 erhältlichen Aufnahmen

Volker Hagedorn

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