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Seit 1997 leitet Lars Henrik Gass die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen.

© IMAGO/Gerd Wallhorn

70 Jahre Kurzfilmtage Oberhausen: Lars Henrik Gass erhält die Ernst-Cramer-Medaille für Pro-Israel-Post

Nach einer Solidaritätsbekundung mit Israel werden die Kurzfilmtage Oberhausen massiv boykottiert. Für seine Haltung zeichnet die Deutsch-Israelische Gesellschaft den Festivalleiter nun aus.

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft hat Lars Henrik Gass, dem Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, die Ernst-Cramer-Medaille 2024 als Zeichen für Zivilcourage und Rückgrat gegen Antisemitismus und Boykott verliehen.

Seit Wochen tobt ein Streit um das einflussreiche Filmfestival, das vor 70 Jahren mit dem „Oberhausener Manifest“ das Ende von „Opas Kino“ der Kriegsgeneration proklamierte und damit den Startschuss für den Neuen Deutschen Film gab.

Eigentlich hätte die Jubiläumsausgabe, die am Mittwoch eröffnet wird, ein Anlass zum Feiern werden sollen. Inzwischen sieht sich das Festival aber einem massiven Boykott wegen der unmissverständlich proisraelischen Haltung seines Leiters ausgesetzt. Laut Gass wurden gut einhundert Filme zurückgezogen, zum 70. Geburtstag sieht das Programm in diesem Jahr geschröpft aus.

Vorausgegangen war ein Facebook-Aufruf des meinungsstarken Kurators als Reaktion auf die propalästinensischen Demonstrationen nach den Hamas-Anschlägen vom 7. Oktober: „Zeigt der Welt, dass die Neuköllner Hamasfreunde und Judenhasser in der Minderheit sind.“

Eine Beschwichtigung und der Versuch einer Einordnung nach Kritik an der Wortwahl zeigte wenig Wirkung. Gass und das Festival stehen trotz inzwischen mehr als 35.000 Toten in Gaza aber weiterhin zu ihrer Haltung.

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Die Deutsch-Israelische Gesellschaft wirft mit ihrer Auszeichnung ein Schlaglicht auf diese deutliche Position in einem Klima des zunehmenden Antisemitismus auch in der linken Kulturszene: „Wir würdigen eine herausragende Leistung der Solidarität mit Israel nach dem 7. Oktober“, heißt es in der Jury-Begründung.

Gass nennt die Unterschriftenlisten und Diffamierungen im Netz eine „Kampagne“, auch sein Rücktritt wurde gefordert. Die nach dem jüdischen Publizisten Ernst Cramer benannte Medaille zeichnet Persönlichkeiten in Israel und Deutschland aus, die sich in besonderer Weise um die bilateralen Beziehungen beider Länder verdient gemacht haben.

Nach den jüngsten Antisemitismusvorwürfen gegenüber der Berlinale stehen inzwischen auch Filmfestivals unter stärkerer Beobachtung. Die Kurzfilmtage mit ihrem internationalen Fokus sind für politische Meinungen, die nicht konform mit der offiziellen politischen Richtlinie sind, besonders anfällig. Die Diskussion zeigt, wie unversöhnlich die Polarisierung inzwischen fortgeschritten ist, in der – auf beiden Seiten – wenig Raum für Nuancen bleibt. (Tsp)

Die 70. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen finden am 1. – 6. Mai 2024 statt. Am 8. Juni wird im Rathaus der Freien Hansestadt Bremen die Ernst-Cramer-Medaille verliehen.

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