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Wintersonnenwende. Nicht nur die Irinnen und Iren, die sich hier am prähistorischen Monument von Newgrange versammeln, haben etwas zu feiern.

© dpa / Brian Lawless

Kunstförderung in Irland: Die glücklichen 2000

Auf der grünen Insel wird die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens mit der Subventionierung des Kunstbetriebs verknüpft. Was ist davon zu halten?

Ein Kommentar von Gregor Dotzauer

Über Sinn und Unsinn eines bedingungslosen Grundeinkommens lässt sich herrlich streiten. Das liegt auch daran, dass die Vor- und Nachteile auf zu vielen unterschiedlichen Ebenen liegen, als dass sie klar gegeneinander abzuwägen wären.

Was allen Erkenntnissen nach der Zufriedenheit des Einzelnen dient, muss das gesellschaftliche Glück im Ganzen noch lange nicht befördern. Und was den Staat bei der Verteilung von Transferleistungen bürokratisch rundum entlastet, kann auch zu einer sozialpolitischen Blindheit führen, wenn man nicht mehr im Einzelnen hinsieht.

Die Ergebnisse, die Finnland nach einem ersten Pilotversuch 2017/18 in einem Abschlussbericht veröffentlichte, geben in ihrer Vieldeutigkeit jedenfalls keine klare Empfehlung, ob die monatliche Zuwendung von 560 Euro an 2000 Arbeitslose ein Modell für moderne Sozialstaaten sein könnte. In Deutschland, wo gerade eine über drei Jahre laufende Langzeitstudie 122 nach Bewerbung ausgeloste Menschen mit einer Zahlung von 1200 Euro monatlich bedenkt, steht das Fazit noch aus.

Gezielte Subvention statt allgemeiner Förderung

Derweil schießen die Iren in jeder Hinsicht den Vogel ab. Neben seiner opulenten Ausstattung mit drei Jahre lang wöchentlich ausgezahlten 325 Euro ist es das erste bedingungslose Grundeinkommen, das seinen Namen eigentlich Lügen straft. Denn nur Künstlerinnen und Künstler können es beziehen. Es ist eher ein großes Kunstförderungsprojekt als ein Experiment in allgemeiner Wohlfahrt – Neid anderer Bevölkerungsgruppen nicht ausgeschlossen.

9000 Kunstschaffende wollten teilnehmen, 2000 von ihnen, Vertreter aller Gattungen mit leichtem Übergewicht aus der bildenden Kunst, wurden per Lotterie ausgewählt. 1000 der leer Ausgegangenen erklärten sich bereit, in einer Kontrollgruppe gegen eine Aufwandsentschädigung über ihre weitere Situation Auskunft zu geben.

Sprechen wir nicht davon, wem danach heiterer zumute sein wird – in einem Land, das Künstlerinnen und Künstlern bis zu Einkünften von 50.000 Euro Steuerfreiheit gewährt. Sprechen wir auch nicht über das Zufallsprinzip: Hätte etwa eine Jury entscheiden sollen, wer das Grundeinkommen verdient?

Es wird darauf ankommen, wie hoch die Romane zu bewerten sind, die sonst vielleicht nie geschrieben worden wären, und die Alben, die keiner eingespielt hätte. Das Gute daran ist, dass dabei nicht nur die Iren ein Wörtchen mitzureden haben.

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