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Besucher auf dem Weg zur großen Jubiläumsausstellung in der Kunsthalle mit Werken von Caspar David Friedrich.

© dpa/Christian Charisius

Klippen der Blockbuster-Ausstellungen: Sinnsuche bei Caspar David Friedrich

Besuchermassen schieben sich in der Hamburger Kunsthalle durch die Caspar-David-Friedrich-Ausstellung. Und doch bescheren die Bilder dem Publikum Momente der Einkehr.

Ein Kommentar von Bernhard Schulz

Hamburg, Ende Februar. Menschen ziehen in Richtung Kunsthalle, Neubau. Dort findet die Jubiläumsausstellung zu Caspar David Friedrich statt, eine der Ausstellungen zum 250. Geburtstag des Malers. Berlin, Dresden und Greifswald folgen noch. Hamburg besitzt eine der größten Friedrich-Sammlungen, mit diesem Pfund kann die Kunsthalle wuchern.

Alles ist vorzüglich organisiert, getrennte Eingänge für Menschen mit Internet-Buchung und solche mit Tagestickets, dazu rechts der Shop und links eine Kaffeebar, es ist an alles gedacht. Nur im ersten Geschoss, wo ein kompliziert wirkender Parcours gelegt ist, um trennende Wände herum und in Kabinette hinein, aber leider auch wieder heraus, da stößt die Organisation an ihr Limit: an die Grenze der Maximalzahl von Besuchern, die zur selben Zeit in die Ausstellung dürfen, um einen Blick auf Zeichnungen und Kleinformate zu erhaschen. Friedrich hat nur wenige Großformate geschaffen, die sich besser, weil mit Abstand betrachten lassen.

Auf den Bildern nichts los

Ausgerechnet der Maler der Stille und Einsamkeit wird zum Ziel von Hunderttausenden. Aus dem Publikum an diesem Februarvormittag könnte der ein oder andere schon beim ersten Friedrich-Kassenschlager dabei gewesen sein: vor einem halben Jahrhundert ebenfalls in der Kunsthalle, nur im Altbau. 1974 überraschte der Ansturm alle, Museumsleute, Medien, die Öffentlichkeit. Ausgerechnet Friedrich, auf dessen Bildern nichts los ist?

Jeder Generation ihre Friedrich-Schau

In den Jahren seither gab es eine weitere große Friedrich-Schau in Hamburg mit etwas geringerem Besucherandrang, es fehlte womöglich der kalendarische Anlass. Und der Verweis auf 1974 ist hochnäsig – was können Jüngere dafür, dass sie damals nicht dabei sein konnten. Jede Generation hat das Recht, Kunst und Künstler für sich zu entdecken, neu zu sehen, als wär's das erste Mal.

Am Ende soll niemand enttäuscht werden, der womöglich von weither angereist kam, um diese für mindestens eine Generation unwiederholbare Ausstellung gesehen zu haben. Denn das allein rechtfertigt Aufwand und Gedränge: dass so viele Menschen mit etwas in Kontakt kommen, das sie berührt und im Gedächtnis haften bleibt. Ausgerechnet Friedrich, wie seltsam. Jetzt müsste man allein vor seinen Bildern stehen können.

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