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Das Synagogal Ensemble Berlin wurde 2002 gegründet.

© Arthur Stoll

Jüdische Musik in Berlin: Eine Verbeugung vor Louis Lewandowski

Das Synagogal Ensemble Berlin begeistert in der Synagoge Rykestraße mit einer „Huldigungskantate“ an den bedeutenden Synagogalmusikreformer Louis Lewandowski.

Er war ein Modernisierer, der mit seinen Reformideen den konservativen Teil der jüdischen Gemeinde zu Berlin provozierte – und doch klingt seine Musik für heutige Ohren wunderbar altmodisch. 1821 in der Nähe von Poznan geboren, wuchs Louis Lewandowski in ärmlichen Verhältnissen auf, kam als 12-Jähriger nach Berlin, wurde hier in seiner musikalischen Begabung gefördert, durfte als erster Jude an der Akademie der Künste Komposition studieren und wirkte ab 1840 als Chorleiter, Organist und Dirigent in den Synagogen der preußischen Hauptstadt. Die Einführung der Orgel im jüdischen Gottesdienst ist ihm ebenso zu verdanken wie die Erweiterung des traditionellen Männerchors zum gemischten Chor.

Ein Mann der Romantik

Eine aus Männern wie Frauen bestehende Gesangsvereinigung ist auch das von Regina Yantian gegründete und geleitete „Synagogal Ensembles Berlin“, das sich seit 2002 für die Wiederentdeckung der Werke Lewandowskis einsetzt – und ihm jetzt, ganz ohne äußerlichen Jubiläumsanlass, in der Synagoge Rykestraße eine „Huldigungskantate“ widmete.

Louis Lewandowski ist ein Vertreter der lichten, freundlichen Romantik, ästhetisch steht er Felix Mendelssohn-Bartholdy deutlich näher als Richard Wagner, seine Kompositionen haben stets einen hymnischen Ton. Voll Zuversicht ertönt das Lob des Herrn – und die samtig-üppige, aber nicht allzu hallige Akustik der Synagoge bietet am Sonntag den idealen Rahmen dafür. Die 18 Sängerinnen und Sänger strahlen, als wären sie achtzig an der Zahl, klanglicher Goldstaub legt sich über die prächtig erblühenden Töne.

Doch das Ensemble setzt nicht allein auf die überwältigende Raumwirkung, sondern artikuliert mit Präzision, arbeitet detailgenau und schafft so intensive Interpretationen. Erhebend wirken die Psalmvertonungen in ihrer schlichten Schönheit, ebenso wie die Feiertagsgesänge auf Hebräisch und Deutsch sowie eine rührend-liebevolle Hochzeitskantate. Mit dabei sind am Sonntag in der bestens besuchten Synagoge auch die Kantoren Yoed Sorek und Gabriel Löwenstein, der Organist Arno Schneider, die Berliner Symphoniker, denen die Komponistin Anna Segal stilistisch überzeugende Orchesterarrangements geschrieben hat, und Ambar Arias, die mit betörend süßem Sopran zwei Jugendwerke Lewandowski veredelt.

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