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Kultur: Im Bett mit Mick Jagger? „Yoh, machte Spaß“

Rockstars, Nacktfotos, linke Kommunarden, Joints und Prügel: Uschi Obermaier hat im Leben nichts ausgelassen. Und sie spricht offen darüber.

Uschi Obermaier, 60, ist das Sexsymbol der 68er. Die Münchnerin war auf den Titelseiten großer Magazine zu sehen und auf Fotos in der Berliner Kommune 1. Schon lange wohnt sie in den Bergen bei Los Angeles, wo sie Schmuck entwirft. Nun erscheint ihre Biografie, dieser folgt am 1. Februar im Kino „Das wilde Leben“.

Interview: Beatrice Schlag Foto: Jim Rakete Frau Obermaier, auf dem Bild, das Sie berühmt machte, standen Sie mit verschränkten Armen und zurückgeworfenem Kopf vor einem Polizeitrupp.

Ja, genau. Ich war damals in der Berliner Kommune 1, ich hatte keine Ahnung. Ich bin da blauäugig rein, weil ich mich in Rainer Langhans verliebt hatte. Ich wollte ja politisch gar nichts. Ich wollte die Welt nicht verändern, ich fühlte mich nicht als Rebell. Das Rebellische an mir war wahrscheinlich, dass ich simpel tun wollte, was ich wollte. Heute kann sich niemand mehr vorstellen, dass es damals Aufruhr gab, wenn man im Minirock Straßenbahn fuhr. Was man sich da anhören musste!

Sie schienen eine der wenigen Frauen zu sein, die mit der sexuellen Freizügigkeit der 68er so souverän umgehen konnte wie die Männer.

Ich hab halt alles ausprobiert und nix ausgelassen. Damals gab es nur diese Fotos im „Playboy“, wo die Frauen sich so verhuscht, schleimig und eigentlich obszön haben fotografieren lassen. Dann kam ich, einfach offen: So ist es. Ich wusste ja, das sieht gut aus, das kann man machen.

Lassen Sie sich immer noch nackt fotografieren?

Mit 50 hab ich’s für den „Playboy“ gemacht. Damals war es ein Statement für mich. Ich wollte nur Schwarzweißfotos. Meine Bilder waren nie obszön, sie waren immer ästhetisch. Aber wenn sie mich bei Fotosessions in letzter Zeit fragten, ob ich mich nackt fotografieren lasse, sagte ich Nein. Ich muss jetzt wirklich nichts mehr beweisen. Und so fest ist halt auch nimmer alles.

Aber für den „Stern“ … der kürzlich zu einem Fotoshooting hier bei Ihnen zu Hause in Los Angeles war …

… hab ich mich hinreißen lassen. Der Fotograf war auch super. Irgendwann stand ich da, splitterfasernackt, nur mit Piratenhut. Ich bin sehr gespannt auf die Fotos. (siehe nächste Seite)

Sie erinnern an Kate Moss, sie wirkt nackt ebenso entspannt wie Sie.

Komisch, dass Sie das sagen. Wenn ich denke, wem ich mich heute am nächsten fühle, würde ich sagen, Kate Moss. Sie hat auch so einen gesunden Exhibitionismus.

Hat das Leben in der Kommune Spaß gemacht?

Ich wollte immer alles erleben, wissen, wie es sich auf der Haut anfühlt. Mir hat es nicht genügt, Dinge erzählt zu kriegen. Und ich wollte da sein, wo am meisten los war. Ich hatte mich in Rainer verliebt, und diese Kommune war ja ein Loft in einem Fabrikgebäude. Es fiel mir sehr schwer, plötzlich keine Privatsphäre zu haben. Ich bin ein sehr privater Mensch. Man konnte sich nur unter die Bettdecke verziehen, das war der einzige private Raum. Aber ich war bereit, mir das anzusehen und herauszufinden, ob das für mich läuft oder nicht. Spaß war schon auch dabei, aber es war doch sehr anstrengend, weil ich nichts wusste und auch so behandelt wurde. Außerdem bin ich eifersüchtig wie Hölle, ich steh dazu, die in der Kommune hätten das ja nie zugegeben.

Wie wurden Sie behandelt?

Als das dumme Fotomodell. Die Frauen da waren sehr hart politisch, sahen auch mehr aus wie Männer. Denen war ich ein Dorn im Auge. Es war eine harte Lehrzeit, aber in Lehrzeiten lernt man viel.

Die öffentliche Aufregung über die sogenannte freie Liebe in den Kommunen war riesig. Wie haben Sie die erlebt?

Wir haben halt alle in einem Raum geschlafen, aber es gab keine Orgien. Die sind ja alle zusammengezogen, weil sie höchst intellektuell und kopflastig, aber in ihrer Emotionswelt verkümmert waren. Sie hatten alle dieselben Probleme und wollten damit aufhören, dass die immer zwischen einzelnen Personen abgehandelt werden. Die Idee war gut, aber die Leute waren gefühlsmäßig wirklich sehr zurückgeblieben. Da war ich wie die Faust aufs Auge.

Sie waren ein sexuell unbefangener Glückspilz.

Als ich mit 17 zum ersten Mal Sex hatte, dachte ich: Warum haben sie mir davon nicht früher erzählt? Ich fand es toll, und ich finde es bis heute toll! Es ist einfach eines der schönsten Dinge, die man haben kann. „Sex ist meine Religion“, stand zu meinem 60. Geburtstag in einer Boulevardzeitung. Ich habe ja mit Religion nichts am Hut. In ihrem Namen werden bis heute die größten Gräueltaten verübt. Da ist mir Sex viel lieber, da schwebe ich, da bin ich am göttlichsten. Und wenn ich guten Sex habe, liebe ich die ganze Welt und will ihr etwas zurückgeben. Das war es, was ich gemeint habe. Sex ist für mich eine der höchsten Daseinsformen.

Was hat Sie an dem Kommunarden Rainer Langhans angezogen?

Er hatte die längsten, wildesten Haare und sah aus wie ein Engel. Aber verliebt habe ich mich in seinen Intellekt. Er wusste so viel. Und er wollte alles von mir wissen. Noch nie hatte sich jemand so für mich interessiert. Das tut gut. Und weil er klug war, konnte man ihn alles fragen. Wir sind immer noch befreundet. Ich bin mit all meinen Verflossenen befreundet. Ich mag das gerne. Man kennt sich so intim, die guten und die schlechten Seiten.

Unter Ihren Liebhabern waren viele Musiker.

Wahrscheinlich, weil sie die Gesetzlosesten sind, die Wildesten. Aber es müssen nicht Musiker sein, sondern vor allem kreative Menschen. Sex allein reicht nicht, da muss auch etwas da sein, womit man sich gegenseitig inspirieren kann. Und vor allem muss Humor da sein, auch beim Sex.

Sie wurden oft als Musikergroupie beschimpft.

Achim Bornhak, der Regisseur, der meine Biografie verfilmte, sagte in einem Interview, er habe noch niemanden getroffen, der allen Schubladen so leicht entkommen sei: „Sie war in der Kommune, aber weder politisch noch intellektuell. Sie war mit Musikern zusammen, aber kein Groupie. Sie nahm Drogen, aber war kein Junkie.“ Da hat er mich gut erfasst. Ich hab früher auch immer gesagt, ich lass mich zwar fotografieren, aber ich bin kein Fotomodell.

Sie machten eine steile Modelkarriere.

Ja, aber ich war kein richtiges Fotomodel. Ich glaube, dass ich bekannt wurde, weil ich mich anders verhalten habe als andere Fotomodels. Kein Fotomodel lehnt einen Job ab, während ich an einem schönen Tag lieber mit Freunden an die Isar baden ging. Das konnten die nicht fassen, und das gab mir die Aura von etwas Besonderem. Kein Geld der Welt kann mir meine Freiheit bezahlen.

War Ihnen Geld nicht wichtig?

Ich hab gern Geld, das schon. Doch es ist mir nicht so wichtig, dass ich mich für alles verkaufen würde. Es muss schon Spaß dabei sein. Ich hätte sehr viel mehr Geld machen können. Einmal wurde mir eine unglaubliche Summe angeboten, um Werbung für ein Deodorant zu machen. Ich sagte, nein, ich steh nicht auf Deodorant. In den Achtzigern, als ich kein Geld hatte, dachte ich, Mann, warst du blöd!

Wo haben Sie eigentlich die Rolling Stones kennengelernt?

Nach Woodstock wollten wir in Bayern auch so etwas machen. Und da die Stones meine Leib- und Magen-Band sind, brauchten wir die Stones dazu. Wir hatten jemanden von Fleetwood Mac kennengelernt, der kannte Mick Taylor, dadurch kamen wir ins Olympic Studio, und da sah ich Mick zum ersten Mal. Er sagte „You are so beautiful“ – und ich bin fast in die Knie gesunken.

1969 war das. Sie waren von Mick Jagger so beeindruckbar wie jeder Fan?

Total. Ich mit meinem Fransenmantel, den ersten Hotpants und Schlangenlederstiefeln, und der flüsterte so sexy. Am gleichen Abend war ein Santana-Konzert, und in dieser großen Halle renne ich genau Mick in die Arme, der da mit einigen Mädels war. Er sagte, wir gehen noch in einen Club, Rainer und ich gingen auch hin. Mick und ich fingen so wild an zu knutschen, dass wir echt unter den Tisch fielen. Stell dir vor: dein Idol! Das erste Mal, als Mick dann bei mir in München war und wir miteinander schliefen, wachte ich vor lauter Aufregung früher auf: Oh, da liegt Mick Jagger! Es war ein eigenartiges Gefühl: seine Lippen, all das. Und dann das Gefühl: Er ist ein Mensch. Ich kann’s gar nicht so richtig ausdrücken. Tolles Erlebnis: Mick Jagger – ein Mensch.

Ein guter Liebhaber?

Yoh, machte Spaß.

Ein netter Mensch?

So charmant, dass man ihm immer zuschauen möchte, wie er sich bewegt, wie er redet. Aber ein Chamäleon. Er wird jemand anderes, wenn er an einem andern Platz ist. Das mochte ich an Keith so gern, dass er immer der Gleiche war. Gefällt mir besser als ein Chamäleon. Außerdem ist Mick um die Ecke – und schon wieder an einer andern dran.

Wie fühlt man sich, wenn Mick Jagger und Keith Richards, beide 35 Jahre jünger als heute, in derselben Nacht an der Türe klingeln?

Aaaah, aaaah. Ich war so ein Stones-Fan. Obwohl, zuerst war ich ein Beatles-Fan, wie vom Blitz getroffen. Plötzlich war da eine Musik, die direkt zu mir sprach. Doch dann kamen die Stones, das war genau meine Hausnummer. Ich war und bin ein Rolling-Stones-Fan. Ich stellte mir vor, wie ich als Au-pair bei denen arbeiten würde, und irgendwann würde der gnädige Blick auf mich fallen. Und dann kam die Realität so viel besser.

Keith Richards und Mick Jagger standen in München vor Ihrer Haustüre.

Das war das Tollste überhaupt. Es war einer der Glanzmomente in meinem Leben. Irgendwann krieg ich einen Anruf von Keith, der sagt, wir sind in der Schweiz, nach dem Konzert nehm ich ein Auto und komm nach München. Great! Fünf Minuten später ruft Mick an und sagt, wir sind in Zürich, ich komm nach dem Konzert. Ehrlich, wie ich bin, sagte ich: „Dann kommt schon Keith.“ Er sagte, das regle er mit ihm auf der Bühne. Um vier Uhr morgens klingelt Mick, fünf Minuten später Keith.

Und dann?

Es ging runter wie Honig. Der Wunschtraum aller Teenies. Dann saßen wir rum, einen Joint nach dem andern, Musik, und die beiden biesterten sich an. Irgendwann sagte Keith: „Mick, you cunt, you go.“ Mick sagte, er habe ältere Rechte. Und seine Frau Bianca komme am nächsten Tag. Er hatte ja ältere Rechte, ich hatte mit Keith noch gar nichts gehabt. Keith zog ab, wir verabredeten uns miteinander für den nächsten Tag.

Haben Sie noch Kontakt zu Keith Richards, mit dem Sie wiederholt zusammen waren?

Ab und an telefonieren wir. Meistens geht es um Tickets. Man denkt es nicht, aber Keith ist ein Gentleman, sehr feinfühlig und sehr loyal zu seinen Freunden. Er ist der ehrenwerteste Bad Boy den ich kenne, und ich kenne einige.

Sie waren eine große Drogenkonsumentin.

Außer mir eine Nadel reinzustecken, hab ich alles ausprobiert. Gott sei Dank, ich bin froh drum. Heroin rauchen fand ich gut, eine wunderschöne Droge für Frauen. Es ist fast wie beim Sex, man schwebt, es ist alles wattig, man fühlt sich so wohl in seiner Haut. Aber ich möchte keine Werbung machen, weil ich jedem heftig abraten muss: Nach ein paarmal ist nicht mehr so viel Spaß dabei, und wenn du wirklich drauf bist, ist es grauenhaft.

Waren Sie nie gefährdet, ein Junkie zu werden?

Ich war schon gefährdet. Aber meine Eitelkeit hat mich gerettet. Ich machte ja Fotos, und von meiner Mutter hab ich eine Arbeitsethik. Damals fand ich tausend Mark viel Geld, und mir schien es nicht zumutbar, dass ich für so viel Geld auf dem Zahnfleisch daherkomme. Ein paar Tage vorher hab ich aufgehört, weil ich fit und in Form sein musste. Es gibt nicht viele, die das können. Es war meine Selbstliebe. Ich glaube, mich kriegt nichts wirklich unter. Ich denke auch, mir kann niemand wirklich mein Herz brechen. Anknacksen, zerrupfen, alles, aber für richtig brechen, nein – dazu hab ich zu viel Selbstliebe.

Dieter Bockhorn, der „Prinz vom Kiez“, mit dem Sie zehn Jahre lebten, starb 1983 bei einem Motorradunfall. Er hatte Sie ordentlich zerrupft. Warum blieben Sie bei ihm?

Natürlich hatte Bockhorn am meisten Einfluss, mit ihm habe ich am meisten erlebt. Ich hatte die Wahl zwischen Bockhorn und Keith Richards und habe Bockhorn gewählt. Auch, weil ich bei Bockhorn an erster Stelle kam. Bei Keith kam Musik, Musik, Musik, dann vielleicht etwas anderes. Und Bockhorn war wilder. Bei den Stones geht es von Hotel zu Hotel, alles sehr abgeschirmt. Mit Bockhorn war ich direkt auf der Straße. Er war ein Prinz. Aber er war auch ein Macho-Arschloch.

Irgendwann hat er Sie geschlagen. Man würde Sie nicht für eine Frau halten, die das hinnimmt.

Ich bin ja manchmal abgehauen. Aber das Leben war so reich mit ihm, und ich hab ihn halt doch geliebt. So macho, wie er war, so feinfühlig konnte er sein. Er konnte die schönsten Blumensträuße pflücken, gut kochen. Er hat Spitzendeckchen gemocht! Diese Breite war faszinierend, deswegen blieb ich. Bockhorn hat mich dauernd betrogen, aber das war damals gang und gäbe. Und ich habe kein Vorbild von Treue, mein Vater hatte auch Freundinnen. Ich dachte, wenn der das macht, kann ich das genauso. Und es hat mir Spaß gemacht, genauso wie den Männern. Das hab ich mir nie gefallen lassen, dass ich brav zu Hause sitzen soll. Das wollte mir Bockhorn unterjubeln, aber da war ich brutal. Es war eine andere Zeit. Wenn mir heute einer eine langen würde, würde ich es mir nicht mehr gefallen lassen.

Was war das Beste, was Sie von ihm lernten?

Seine Liebe zu Menschen und seine Unvoreingenommenheit. Manchmal sagte ich: Wie der schon aussieht, mit dem rede ich nicht. Bockhorn sagte: Ich rede mit jedem. Und oft waren die größten Juwelen die, mit denen ich nie angefangen hätte zu reden. Als er starb, dachte ich als Erstes: Das möchte ich haben, seine Liebe zu Menschen. Und was er alles gesehen hat, wenn er nur über eine Wiese ging. Es war eine Wonne, mit ihm zu sein. Er hatte seine eigene Magie.

Im Gegensatz zu Ihnen war er drogensüchtig.

Ja, er war polytoxikoman, er brauchte immer irgendwas. Und irgendwann hat er sich aufgegeben und gesagt: „Du machst jetzt, ich mach nichts mehr.“ Das kann ich nicht. Ich will schon, dass ein Mann ein Mann ist. Er hatte allerdings ein Leben gelebt, das das Zehnfache von dem ist, was andere leben. Meine meisten Beziehungen dauerten höchstens zwei Jahre, dann war alles verblasst. Bei Bockhorn ist die Liebe immer gewachsen in den zehn Jahren, bis zum Schluss in Baja California, wo er sich aufgegeben hatte. Dann sah ich nur dieses gerötete, betrunkene Gesicht, diese wirren Haare, und immer erzählte er denselben Schmarren. Das hat so gelangweilt. Ihn selber auch, glaub ich. Er hätte zu einem so schönen älteren Mann wachsen können, aber er wollte nicht.

War sein Motorradunfall ein Freitod?

Ich glaube nicht, obwohl er oft sagte: „Ich könnte einen Satz machen, wenn’s nicht wegen Uschi wäre.“ Und am Tag vorher sagte er: Morgen ist der letzte Tag. Da es der Tag vor Silvester war, dachte jeder, er meint den letzten Tag im Jahr. Aber er war betrunken mit einem neuen Motorrad unterwegs, und es trug ihn aus der Kurve, weil er die Maschine nicht beherrschte.

Sie sagten mal „Mit Bockhorn wurde ich zur Barbarin“.

Ich war schon immer eine Barbarin, ich habe eine Barbarensprache, fuck you, sehr direkt, unverblümt, ohne Etikette.

Heute leben Sie allein.

Ja. So wie ich jetzt lebe, wollte ich immer leben: in einem Turm auf den Bergen von Kalifornien. Ich habe eine Fernbeziehung, mit allem Auf und Ab, aber es macht mich sehr happy. Ich bin nicht gemacht für den Alltag. Der Alltag erstickt die Liebe. Ich will das Feuer, dann fühle ich mich wie ein Teenager. Gut, manchmal verbrenn ich mich. Doch das gehört dazu.

Bald läuft der Film „Das wilde Leben“ an. Er basiert auf Ihrer Autobiografie „High Times“. Interessiert Sie Berühmtheit?

Ich wollte auf jeden Fall einmal in die Zeitung, damit mein Vater aufmerksam wird auf mich. Der kümmerte sich zu wenig. Und ich ließ mich gern fotografieren. Aber ein Grund, warum ich aus Deutschland wegging, war, dass ich eine Wand runterließ, wenn alle Augen auf mir waren. Das konnte ich nicht ertragen. Ich wollte an der Isar nackt baden gehen , und wenn du richtig berühmt bist, kannst du das nicht. Ich mag es, wenn eine Stewardess mich im Flugzeug erkennt, das ist in Maßen. Ich kenne Leute, die richtig berühmt sind, das ist ekelhaft. Richtig berühmt sein wollte ich nie, nur so ein bisserl.

Wenn Sie denken, ich bin 60, und in den Spiegel schauen, wie gehen die Zahl und das, was Sie sehen, zusammen?

Ich hätte nie gedacht, dass ich noch so gut beieinander bin. Die Zahl ist erschreckend. Früher dachte ich, dann bin ich schon lebendig tot. Gott sei Dank ist es nicht so. Und doch, ich tappe immer wieder in die Falle, dass ich mich als junges Fotomodell einschätze. Das ist ein Schwachsinn! Ich krieg es trotzdem nicht ganz raus, dieses Vergleichen. Stattdessen sollte ich Luftsprünge machen, den Boden küssen jeden Tag. Diese Eitelkeit von Frauen, die uns aufgesetzt wurde und mit der wir uns völlig sinnlos das Leben schwer machen! Aber ich nenne jedem mit Begeisterung mein Alter, auch weil es schnell die Spreu vom Weizen trennt. Wenn es einer nicht aushalten kann, dass ich 60 bin, dann ist er eben weg. Ich mag die Zahl nicht, nein, und doch bin ich stolz drauf.

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