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Zu Isaac Juliens Installation „Playtime“ im Palais Populaire gibt es einen „DigitalGuide“.

© Mathias Schormann

Hilfe, Flashback : Dein Platz im Online Viewing Room

Zu Beginn der Pandemie überschlugen sich Museen und Ausstellungshäuser mit Online-Angeboten. Was ist eigentlich daraus geworden?

Eine Kolumne von Birgit Rieger

Diese Ausgabe von Riegers Runde drehe ich coronabedingt im digitalen Raum. Das erinnert mich an den Anfang der Pandemie. Damals herrschte digitale Aufbruchstimmung in den Museen. Als die Ausstellungen schließen mussten, brauchten die Häuser Online-Alternativen, um mit ihrem Publikum in Kontakt zu treten.

Kuratorinnen liefen mit ihren Handykameras durch Ausstellungen und Interessierte konnten ihnen am heimischen Laptop folgen. Es gab Gruppentermine, Einzeltermine, Telefonführungen. Glück für die, die ihre Sammlungen vorher schon digitalisiert hatten, sie konnten jetzt punkten. Auf Instagram wurden Künstlergespräche live gestreamt. Es gab Kunstgeschichtskurse auf Youtube. Ist davon eigentlich etwas geblieben? Haben die Angebote sich weiterentwickelt? Hat überhaupt noch jemand Bedarf, sich online Kunst anzusehen, wenn man auch direkt hingehen kann?

Jede Menge Podcasts über Kunst

Meine Lust ist erstmal nicht so groß. Nach kurzer Zeit wird es unbequem, der Laptop wackelt auf den Knien und mir fehlt eine Unterlage für die Maus. Mit dem Handy geht es einfacher. Jede Menge Podcasts geben Einblick in alles Mögliche: Künstler, Galeristen, Kritiker reden mit und über sich. Das gehört jetzt dazu.

Das Fotohaus C/O Berlin hat eine Digital-Plattform gegründet, die Experimente zur „linsenbasierten“ Kultur anstößt. Auch kann man Kurator Felix Hoffmann auf Instagram dabei zuhören, wie er sich mit Andra Eggleston über die Fotoserien ihres Vaters William unterhält. Neville Rowley führt auf Facebook durch die Donatello-Ausstellung in der Gemäldegalerie. Die Einzigartigkeit von Donatellos Skulpturen kommt online nicht ganz so gut rüber, dafür hat man den Kurator ganz für sich alleine.

Den Kurator hat man ganz für sich allein

360-Grad-Spaziergänge durch Ausstellungen waren in Pandemiezeiten groß. Institutionen und Galerien haben Fördergelder genutzt, um sich Online-Formate aufzubauen. Die gibt es noch: Auf einer der Plattformen kann man sich etwa die neue Ausstellung von Valerie Favre bei Barbara Thumm anschauen. Viewing Rooms sparen im global agierenden Kunst-Business vielleicht die eine oder andere Flugmeile.

Apropos Business: Isaac Juliens fünfteilige Film-Installation „Playtime“ zu internationalen Kapitalströmen habe ich zum Glück live und in voller Pracht schon im Palais Populaire gesehen. Via QR-Code auf dem Flyer kann ich zu Hause den digitalen Guide aufrufen. Das ist sehr gut, um nochmal ein paar Details abzugreifen. Es scheint bis auf die vielen Live-Formate bei Instagram alles noch zu geben, was es zu Beginn der Pandemie gab. Viel mehr aber auch nicht. Oder habe ich was übersehen?

Riegers Runde liefert immer mittwochs Inspirationen aus der Berliner Kunstszene.

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