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Norbert Bunge (l.) während einer Eröffnung in seiner Galerie.

© imago/Cathrin Bach

Argus-Augen: Der Fotograf und Galerist Norbert Bunge ist gestorben

Seine Ausstellungen haben die Geschichte der Fotografie beeinflusst. Norbert Bunge arbeitete jedoch auch selbst auf hohem Niveau mit der Kamera.

Mit Will McBride schloss sich der Kreis, den Norbert Bunge 1996 mit seiner ersten Ausstellung als Galerist von Argus Fotokunst gezirkelt hat. Sie war ein Risiko: Der Fotograf und Filmemacher, dessen Werk heute in der Deutschen Kinemathek aufbewahrt wird, verfügte zwar über ein geübtes Auge, nicht aber über kunsthändlerische Erfahrung.

Seine Liebe zur Fotografie überstrahlte jedoch alle Zweifel, und mit der US-amerikanische Fotolegende landete Bunge gleich einen Coup. Vor zwei Jahren beendete er dann die Tätigkeit in seiner Galerie erneut mit einer Schau des 2015 verstorbenen Will McBride. Dazwischen lagen fruchtbare Zeiten mit über hundert Ausstellungen, von denen nicht wenige prägend für Berlin waren: kein Blockbuster der Fotografie, sondern teils historische Entdeckungen. Bunge, der nun im Alter von 82 Jahren verstorben ist, hat über die Jahre visuelle Schätze gehoben, die heute in der Fotogeschichte angekommen sind.

Talente erkannte Bunge sofort

Seine Räume in der Marienstraße gaben Bildern von René Burri, Leonard Freed, Clemens Kalischer oder Sasha und Cami Stone einen Platz. Schwarz-Weiß waren die bevorzugten Motive, allesamt historisch relevant und von ungeheurer Sensibilität. Bunge wurde zum Pionier, der Talente erkannte. Vielfach stieß er eine erneute Beschäftigung mit dem Werk der jeweiligen Fotografen und wenigen Fotografinnen vergangener Dekaden an. Was immer Norbert Bunge zeigte, man durfte sich auf sein Gespür verlassen.

Bunge selbst stammte aus Berlin, wurde hier 1941 geboren und wuchs im Osten auf. 1951 floh die Familien nach West-Berlin, später reiste er mit der Kamera nach Damaskus, London, New York, Hongkong und El Salvador. Eine Ausstellung im Kölner Forum für Fotografie widmete sich 2019 dem fotografischen Werk des damals noch als Galerist tätigen Künstlers. Es war die erste große Retrospektive außerhalb der Hauptstadt, und allein das macht Bunges persönliche Zurückhaltung sichtbar. Um ihn drehte es sich am allerwenigsten.

Nahekommen, ohne bloßzustellen

Wie gut, dass man im Rheinland noch einmal den Zauber seiner eigenen Aufnahmen entfaltet hat. „In seinen Bildern bekennt sich Bunge zu der Herkunft aus der klassischen Schwarzweißfotografie und demonstriert mit handwerklicher Präzision kunstvolle Bildkompositionen“, hieß es erläuternd zur Ausstellung. Aus diesem Vermögen, den Menschen seiner Motive näherzukommen, ohne sie bloßzustellen, hat Bunge geschöpft, wenn es darum ging, die Fotografie seiner Kollegen einzuschätzen. Argus Fotokunst hat es zu einem singulären Ort gemacht.

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