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Die ARD-Reform zu mehr Programmzusammenarbeit zwischen den Häusern wird bei den Radio-Infowellen konkreter.

© dpa/Carsten Koall

ARD-Infowellen werden abends zu einer Welle: Deutschlandfunk 2?

Vereinheitlichung oder Verarmung: Was der Spardruck in den öffentlich-rechtlichen Funkhäusern anrichtet

Ein Kommentar von Joachim Huber

Kaum ein Tag, an dem die öffentlich-rechtlichen Sender nicht streng zum Sparen aufgefordert werden. Alles, was gesendet wird, soll im Rahmen des monatlichen Rundfunkbeitrages von 18,36 Euro passieren. Also suchen namentlich die ARD-Anstalten nach neuen Möglichkeiten zu vermehrter Kooperation.

Kooperiertes Abendprogramm

Neueste Idee: Ein kooperiertes Abendprogramm der Info-Radiowellen, das ab 20 Uhr je nach Wochentag thematisch wechselnd der Norddeutsche Rundfunk (NDR) maßgeblich gestalten werde - unterstützt von Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), Bayerischer Rundfunk (BR) und Mitteldeutscher Rundfunk (MDR). Laut NDR-Intendant Joachim Knuth wolle man am Abend Themen setzen, die um Dialog, Information und Sport kreisen.

Der vereinheitlichte Info-Abend ist ein Kann-, nicht ein Muss-Angebot. Das RBB-Inforadio zum Beispiel kann selbstständig entscheiden, ob die Welle das Programm übernehmen will, es wird ausreichend Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten geben. Die abschließende Entscheidung über die Umsetzung steht noch aus.

Absehbar ist, dass die künftige Arbeitsgemeinschaft mit Namen ARD in der Zeit, die Primetime genannt wird, ihren Ehrgeiz einschränken wird. Nicht im Ersten Deutschen Fernsehen, wohl aber im Radio und in den Dritten Fernsehprogrammen. Es ist ja keine bahnbrechend neue Erkenntnis, dass der Hörfunk in dem Moment, da die Fernsehnutzung steigt, zum Nebenbei-Medium wird. Also verstehen die neun Anstalten die Vereinheitlichung insbesondere bei Information und Kultur nicht als Verarmung, sondern als kostengünstiges Best-of.

Wenn diese Modelle weiter um sich greifen, wird es mehr und mehr durch konfektionierte ARD-Wellen geben, die deutschlandweit ausgestrahlt werden. Der ARD-Hörfunk, der sich ankündigt, kommt gleich einer Aufgabe der Programmanstrengung nach der „Tagesschau“ im Ersten gleich. Nicht nur bei Kultur und Information, auch eine Welle wie Antenne Brandenburg wird alsbald die Abendstrecke auf Automatikbetrieb umstellen. KI, bevor KI kommt.

Überhaupt der Rundfunk Berlin-Brandenburg: Im RBB-Fernsehen wird das Programm nach 20 Uhr als Sparvariante fortgeführt, nach 22 Uhr wird kein Cent ausgegeben, dafür sollen RBB-Veranstaltungen gezeigt werden. Der RBB wird noch das Kunststück vollbringen, Pantomime erst bei Radio Eins und dann im RBB-Fernsehen zu übertragen.

Wie viele Burger-Tests muss es in den ARD-Dritten geben?

© dpa/Doreen Hassek

Hilfe kommt dabei von den thematischen Kompetenzzentren, die in verschiedenen Häusern angesiedelt werden sollen. Also Schluss mit den verschiedenen Beiträgen, die immer nur ein identisches Thema haben. Es ist nicht evident bewiesen, dass Plattfüße in Garmisch-Partenkirchen grundsätzlich anders behandelt werden müssen in Berlin-Gesundbrunnen. Ob Burger in Übach-Pallenberg sensationeller gebraten werden als in Bremen-Vahr?

Heißt: Nicht jede Kooperation wird die Vielfalt und den Reichtum des bisher Ausgestrahlten beschädigen. Also alles gut im ARD-Land? .Ja, nein, nein, ja. Was sich, jedenfalls in den Randzonen der Programme abzeichnet, das sind im ARD-Hörfunk Deutschlandfunk 2, Deutschlandfunk Kultur 2 - hoffentlich können die ARD-Wellen in dieser Konkurrenz bestehen. Und im Fernsehen? Ein Erstes, wie gehabt, ein Zweites wie gehabt und ein überregionalisiertes Drittes. Es wird übersichtlicher auf der Fernbedienung.

Für alle, die der festen Überzeugung sind, dass der Rundfunkbeitrag bei 18,36 Euro bleiben sollen, sollten reflektieren, ob sie die aufgeführten Konsequenzen begrüßen. Und die öffentlich-rechtlichen Sender müssen verdammt noch mal nachweisen, warum der Spardruck zuallererst in den Programmen wildern muss. Man wird das Gefühl nicht los, dass das Personal in den Funkhäusern bei der Problemlösung und Reformwillen niemals an sich selbst denkt.

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