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Nach dem Terroranschlag im Nordwesten Moskaus auf eine Konzerthalle dauern die Ermittlungen an.

© dpa/Vitaly Smolnikov

Update

Nach Anschlag bei Moskau mit 133 Toten: Russische Behörden melden elf Festnahmen – darunter vier „Terroristen“

Bewaffnete haben in einer Konzerthalle bei Moskau dutzende Menschen getötet, viele weitere wurden verletzt, darunter auch Kinder. Der IS reklamierte den Anschlag für sich. Was über den Angriff bekannt ist.

Nach dem Angriff auf die Konzerthalle in Krasnogorsk bei Moskau mit mindestens 133 Toten sind nach russischen Angaben inzwischen elf Menschen festgenommen worden. Darunter seien vier Personen, die im Verdacht stünden, direkt in den Angriff verwickelt gewesen zu sein, meldet die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf den Kreml. Man sei dabei, weitere Komplizen zu identifizieren.

Präsident Wladimir Putin sei über die Festnahmen vom Inlandsgeheimdienst FSB informiert worden. „FSB-Direktor Bortnikov berichtete Putin über die Inhaftierung von elf Personen, darunter alle vier Terroristen, die direkt an dem Terroranschlag beteiligt waren“, sagte der Pressedienst des Präsidenten.

Zuvor hatte der Parlamentsabgeordnete Alexander Chinstein von zwei Festnahmen berichtet. Demnach soll es zu einer Verfolgungsjagd zwischen Verdächtigen in einem Renault und der Polizei gekommen sein. „Das Auto hielt auf Aufforderung der Polizeibeamten nicht an und versuchte, zu fliehen“, schrieb Chinsein. Während der Verfolgungsjagd sollen dem Abgeordneten zufolge Schüsse gefallen sein.

Das mutmaßliche Fluchtfahrzeug sei schließlich mit Waffen im Inneren im Gebiet Brjansk gestoppt worden. Ein Verdächtiger soll vor Ort in dem Brjansker Dorf Chatsun festgenommen worden sein. Ein weiterer soll zwischenzeitlich in einen Wald geflohen sein, wo die Polizei ihn schließlich um 3:50 Uhr (Ortszeit) gefunden und festgenommen haben soll.

Terrormiliz IS reklamierte Anschlag für sich

Die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) reklamierte den Anschlag am Freitagabend für sich. Die Gruppe schrieb im Onlinedienst Telegram, IS-Kämpfer hätten „eine große Zusammenkunft (. . . ) am Rande der russischen Hauptstadt Moskau“ angegriffen. Die Angreifer hätten sich „sicher in ihre Stützpunkte zurückgezogen“. Später veröffentlichte der IS verpixelte Fotos der angeblichen Attentäter. Der IS-Propagandakanal Amak zeigte dazu am Samstag ein Bild mit vier Personen, deren Gesichter unkenntlich gemacht worden waren.

Russlands zentrales Ermittlungskomitee nahm ein Verfahren wegen eines mutmaßlichen „Terrorakts“ auf. Das teilte die Behörde im Nachrichtendienst Telegram mit.

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Nach dem bewaffneten Angriff war die Zahl der Toten nach Behördenangaben von 115 auf 133 gestiegen. Mindestens 115 weitere Menschen wurden dem Gesundheitsminister zufolge ins Krankenhaus gebracht. Unter den Toten seien auch drei Kinder, wie das Gesundheitsministerium der Region Moskau mitteilte. Mindestens acht Kinder seien verletzt, hieß es.

Terrorexperte hält Bekenntnis für echt

Der Terrorexperte Peter Neumann vom King’s College in London hält das Bekennerschreiben für echt. Das bestätigte Neumann auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Die Bekennernachricht lief über alle offiziellen IS-Kanäle. Ich und meine Kollegen können das 100%ig bestätigen“, schrieb Neumann zudem auf X (vormals Twitter).  

Das Standbild aus einem Social-Media-Video zeigt Bewaffnete, die in einer Konzerthalle im Crocus City Hall am westlichen Rand von Moskau schießen.
Das Standbild aus einem Social-Media-Video zeigt Bewaffnete, die in einer Konzerthalle im Crocus City Hall am westlichen Rand von Moskau schießen.

© dpa/ASTRA

Unbekannte in Kleidung in Tarnfarben hätten die Crocus City Hall kurz vor Beginn eines Konzerts gestürmt und das Feuer eröffnet, teilte die russische Generalstaatsanwaltschaft mit. Bei der Halle handelt es sich um einen Konzertsaal in Krasnogorsk im Nordwesten von Moskau, in der die russische Rockgruppe Piknik am Freitagabend ein Konzert spielte.

Kalaschnikow und Gurte voller Magazine sichergestellt

Nach dem mutmaßlichen Terroranschlag hatten Ermittler Waffen und Munition in dem Gebäude sichergestellt. Das zeigte ein kurzes Video, dass vom Staatlichen Ermittlungskomitee Russlands am frühen Samstagmorgen veröffentlicht wurde. Zu sehen waren eine Maschinenpistole vom Typ Kalaschnikow und Gurte voller Magazine. Tütenweise sammelten die Ermittler die Hülsen verschossener Patronen ein. 

Einsatzkräfte vor der Konzerthalle
Einsatzkräfte vor der Konzerthalle

© IMAGO/SNA/IMAGO/Maksim Blinov

Einem Reporter der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge stürmten Menschen in Tarnkleidung in den Konzertsaal, ehe sie das Feuer eröffneten und eine Granate oder eine Brandbombe warfen, was ein Feuer ausgelöst habe. Die Agentur Interfax berichtete unter Berufung auf Sicherheitsdienste von zwei bis fünf Menschen, die mit automatischen Waffen das Feuer eröffnet hätten. 

Die den russischen Sicherheitsbehörden nahestehenden Telegram-Kanäle Basa und Masch veröffentlichten Videos, auf denen mindestens zwei bewaffnete Männer zu sehen sind, die in die Halle vorrücken, sowie weitere, auf denen Leichen und zum Ausgang eilende Gruppen von Menschen zu sehen sind. Weitere Aufnahmen zeigen Konzertbesucher, die sich hinter Sitzen verstecken und wie die Angreifer auf fliehende Menschen schießen.

Bei den Opfern soll es sich russischen Medien zufolge sowohl um Mitarbeiter als auch um Besucher der Konzerthalle handeln. An dem berühmten Gebäude waren lodernde Flammen zu sehen und eine riesige Rauchwolke. Das Dach soll eingestürzt sein. Die Feuerwehr hat der Nachrichtenagentur Interfax zufolge aber die Ausbreitung des Brandes in der Konzerthalle gestoppt.

Soldaten der russischen Nationalgarde auf dem Weg in die Halle.
Soldaten der russischen Nationalgarde auf dem Weg in die Halle.

© REUTERS/MOSCOW NEWS AGENCY

Dem russischen Katastrophenschutzministerium zufolge konnte die Feuerwehr rund 100 Menschen evakuieren, die sich im Keller befanden. 

Dem russischen Fernsehen zufolge wurden erhöhte Sicherheitsvorkehrungen getroffen, etwa an den Moskauer Flughäfen und anderen Großstädten des Landes. Die russische Nachrichtenagentur Tass meldete, der Rote Platz in Moskau sei von Sicherheitskräften abgeriegelt worden.

Das russische Außenministerium verurteilte den Angriff bei Moskau als ein „verabscheuungswürdiges Verbrechen“, das die „gesamte Weltgemeinschaft“ verurteilen müsse. (mit Agenturen)

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