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An Iranian woman walks past an anti-Israel banner with a picture of Iranian missiles on a street in Tehran, Iran April 19, 2024. Majid Asgaripour/WANA (West Asia News Agency) via REUTERS ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY.   ATTENTION EDITORS - THIS PICTURE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY.

© REUTERS/Majid Asgaripour

Update

US-Sender melden israelischen Angriff im Iran: Scholz warnt vor weiterer Eskalation im Nahen Osten

US-Medien melden am Freitagmorgen einen israelischen Angriff im Iran. In der Stadt Isfahan soll es Explosionen gegeben haben, die dortigen Nuklearanlagen seien aber nicht getroffen.

Israel hat nach übereinstimmenden US-Medienberichten den Iran als Reaktion auf einen Großangriff vom vergangenen Wochenende angegriffen. Die „New York Times“ berief sich dabei auf zwei israelische und drei iranische, namentlich nicht genannt Regierungsmitarbeiter. Bundeskanzler Olaf Scholz hat nach den Berichten erneut vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten gewarnt. „Alle müssen jetzt und in der nächsten Zeit dafür sorgen, dass es nicht zu einer weiteren Eskalation des Krieges kommt“, sagte er. Diese Position vertrete Deutschland gemeinsam mit seinen Verbündeten.

Wie die Sender CNN, ABC News, Fox News und weitere Medien berichteten, führte Israel in der Nacht zum Freitag eine Militäroperation im Iran aus. Eine oder mehrere israelische Raketen hätten ein Ziel im Iran angegriffen. Berichte über Schäden gab es zunächst nicht. Israel und das US-Verteidigungsministerium äußerten sich bisher nicht.

Irans Staatsmedien wiesen Berichte über Raketenangriffe zurück. Es habe sich um keine breit angelegte Attacke gehandelt, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Freitagmorgen. „Vor ein paar Stunden wurden mehrere kleine Flugobjekte am Himmel von Isfahan gesichtet und getroffen“, sagte eine Reporterin in einer Live-Schalte des Staatsfernsehens. Der kurzzeitig unterbrochene Luftverkehr sei wieder aufgenommen worden. Die iranische Regierung wies zugleich Berichte zurück, wonach der Sicherheitsrat des Landes zu einer Notsitzung zusammengekommen sei.

Der Iran hatte am Wochenende erstmals mit mehr als 300 Raketen und Drohnen Israel direkt angegriffen. Hintergrund der iranischen Raketen- und Drohnenangriffe war ein mutmaßlich von Israel geführter Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus, bei dem Anfang April zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden getötet wurden. Irans Staatsführung kündigte daraufhin Vergeltung an. In den vergangenen Tagen drohte Irans Militärführung mit einer entschiedenen Antwort, sollte Israel den Iran angreifen. Noch nie standen die verfeindeten Länder so nah an einem Krieg.

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Israel hat mit dem mutmaßlichen Luftschlag im Iran einem US-Medienbericht zufolge Teheran zeigen wollen, dass es Ziele im Land angreifen kann. Das israelische Militär habe den Angriff als Vergeltung für Teherans Drohnen- und Raketenbeschuss am vergangenen Wochenende ausgeführt, berichtete die „Washington Post“ unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten israelischen Regierungsbeamten.

Nach Einschätzung des US-Militärexperten Cedric Leighton hat Israel mit dem Vorgehen, das „ganz klar eine direkte Reaktion auf die iranischen Angriffe vom Wochenende gewesen sei“, bewiesen, dass das iranische Luftabwehrsystem nicht annähernd die Fähigkeiten des israelischen Luftabwehrsystems habe.

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Der CNN-Militärexperte Mark MacCarley sagte: „Die Israelis mussten Vergeltung üben, aber diese Vergeltung enthielt auch eine Botschaft, nämlich: Ja, wir können es schaffen. Macht das nicht noch einmal. Wenn ihr es noch einmal tut, dann wird Chaos ausbrechen.“

Keine iranischen Atomanlagen getroffen

CNN berichtete weiter, Atomanlagen seien kein Ziel der Angriffe gewesen. Auch die Internationale Atomenergiebehörde gab Entwarnung. Es seien keine iranischen Atomanlagen beschädigt worden, meldete die Organisation in Wien. IAEA-Chef Rafael Grossi rufe weiterhin „alle zu äußerster Zurückhaltung auf“, hieß es in einer Stellungnahme auf X, vormals Twitter. Nukleare Anlagen sollten nie Ziele in militärischen Konflikten sein, betonte er.

Am Himmel über der iranischen Provinz Isfahan wurden in der Nacht Staatsmedien zufolge mehrere kleine Flugobjekte beschossen. Zuvor war über eine Explosion nahe der gleichnamigen Millionenstadt Isfahan berichtet worden, die laut den Staatsmedien von der Luftabwehr ausgelöst wurde. Berichten zufolge ereignete sich die Explosion unweit eines Militärstützpunktes. Ein General sagte, der Grund für die Explosion sei die Luftabwehr gewesen. „Wir hatten keine Schäden oder Vorfälle“, erklärte der Offizier.

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In Isfahan befinden sich wichtige Einrichtungen der iranischen Rüstungsindustrie. Auch das größte nukleare Forschungszentrum des Landes ist in der Kulturstadt angesiedelt. Laut dem Rundfunk bestand für die dortigen Atomeinrichtungen keine Gefahr. Ende Januar 2023 war im Iran eine Munitionsfabrik des Verteidigungsministeriums nahe der Metropole Isfahan mit mehreren kleinen Fluggeräten angegriffen worden. Der Iran hatte damals seinen Erzfeind Israel als Drahtzieher für die Attacke verantwortlich gemacht.

Offen ist, ob und wie der Iran reagieren wird und ob die Feindseligkeiten weiter eskalieren oder die Zeichen auf Deeskalation stehen. Laut einem ranghohen offiziellen Vertreter plant die islamische Republik zunächst keine Vergeltungsmaßnahmen. Nach seiner Darstellung ist bislang nicht klar, wer hinter dem Vorfall steckt. „Die ausländische Quelle des Vorfalls wurde nicht bestätigt“, sagte der iranische Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Es habe keinen „externen Angriff“ auf den Iran gegeben, fügte er hinzu. „Die Diskussion tendiert eher in Richtung Infiltration als in Richtung Angriff.“

Kreml ruft nach Explosionen im Iran zu „Zurückhaltung“ auf

Nach den nächtlichen Explosionen im Iran hat Russland alle Beteiligten zur „Zurückhaltung“ aufgerufen. Alle Seiten sollten „auf jegliche Aktionen verzichten, die eine weitere Eskalation provozieren könnte“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte derweil in einem Radiointerview, Russland habe Israel klargemacht, dass der Iran „keine Eskalation“ in dem Konflikt wolle. Es habe „telefonische Kontakte zwischen der russischen und iranischen Führung“ sowie „unseren Vertretern und den Israelis“ gegeben, sagte Lawrow in einem Interview mit russischen Radiosendern. „In diesen Gesprächen haben wir den Israelis sehr deutlich gemacht, dass der Iran keine Eskalation will“, betonte er. 

Arabische Staaten besorgt über Sicherheitslage in der Region

Nach dem mutmaßlich israelischen Angriff auf den Iran haben sich arabische Staaten besorgt über die Sicherheitslage in der Region geäußert. Das ägyptische Außenministerium zeigte sich „zutiefst besorgt“ über die anhaltenden gegenseitigen Eskalationen zwischen Israel und dem Iran. Ägypten forderte beide Parteien auf, ein Höchstmaß an Zurückhaltung zu üben und das Völkerrecht einzuhalten. Das nordafrikanische Land wolle enger mit den betroffenen und einflussreichen Parteien in Kontakt treten, „um die anhaltende Spannung und Eskalation einzudämmen“, hieß es weiter. 

Der Oman verurteilte den „israelischen Angriff auf den Iran“ und auch wiederholte israelische Angriffe in der Region, wie ein Sprecher des Außenministeriums erklärte. Das Land fordere die internationale Gemeinschaft dazu auf, den Ursachen des Konflikts mit Diplomatie entgegenzutreten. Der Fokus sollte dabei auf den Bemühungen zu einer Waffenruhe im Gaza-Krieg liegen, um eine „gerechte und dauerhafte Lösung“ zu erzielen.

Der jordanische Außenminister Aiman al-Safadi verurteilte in einem Post auf X (ehemals Twitter) „alle Aktionen, die die Region in einen Krieg zu ziehen drohen.“ Die israelisch-iranischen Vergeltungsschläge müssten ein Ende nehmen. „Der unmenschliche Krieg gegen Gaza muss jetzt enden“, so Al-Safadi. Ähnlich äußerten sich die Vereinigten Arabischen Emirate. In einer Erklärung des Außenministeriums rief das Goldemirat alle Beteiligten dazu auf, „äußerste Zurückhaltung“ zu üben.

In den vergangenen Monaten nach Beginn des Gaza-Kriegs hat sich der Jahrzehnte alte Konflikt zwischen Israel und der Islamischen Republik Iran dramatisch zugespitzt. Der jüdische Staat sieht sich nach Angriffen von Milizen, die mit dem Iran verbündet sind, an mehreren Fronten unter Beschuss. Seit der Revolution von 1979 gelten die USA und Israel als Erzfeinde der Islamischen Republik. Netanjahu bezeichnete den Iran in der Vergangenheit ebenfalls als „wichtigsten Feind“.

Neben einer Bedrohung durch ein massives Raketen- und Drohnenarsenal fürchtet Israel auch das umstrittene Atomprogramm des Irans. Die USA haben Teheran immer wieder unterstellt, nach Nuklearwaffen zu streben. Der Iran bestreitet die Vorwürfe und beteuert, sein Atomprogramm rein zivil zu nutzen. Ein religiöses Rechtsgutachten durch Chamenei hatte Massenvernichtungswaffen als unvereinbar mit dem Islam verboten. (dpa/AFP)

Dieser Text wird fortlaufend aktualisiert.

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