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Der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, Waleryj Saluschnyj, nimmt an einem Treffen mit US-Außenminister Blinken, US-Verteidigungsminister Austin und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj in Kiew teil.

© dpa/Uncredited

Details zu Treffen mit Saluschnyj: Selenskyj wollte Oberbefehlshaber entlassen – doch musste Rückzieher machen

Wegen der gescheiterten Gegenoffensive gegen Russland gilt die Beziehung zwischen Selenskyj und Saluschnyj als angespannt. Nun scheiterte offenbar ein Entlassungsversuch des Prädidenten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj soll übereinstimmenden Medienberichten zufolge versucht haben, Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj zu entlassen.

Auf Druck der USA und Großbritanniens sowie hochrangiger Militärs habe Selenskyj diese Entscheidung rückgängig machen müssen, berichtete die „Times“ am Dienstagabend.

Saluschnyj lehnte Entlassung offenbar ab

Der „Guardian“ meldete unter Berufung auf Oppositionsabgeordnete, der Präsident habe Saluschnyj am Montag zum Rücktritt aufgefordert, was dieser jedoch abgelehnt habe. Auch die „New York Times“ berichtete über Selenskyjs Plan, Saluschnyj zu feuern.

Seit Wochen gelten die Beziehungen zwischen Selenskyj und Saluschnyj angesichts der gescheiterten Gegenoffensive gegen die russischen Angreifer als gespannt.

Warum muss Selenskyj einen Rückzieher machen?

Die „Times“ berichtete nun, Saluschnyj sei nach Angaben hochrangiger Offiziere am Montag zu einem persönlichen Treffen mit Selenskyj vorgeladen worden. Dort habe er den Präsidentenberatern mitgeteilt, dass ihre Einschätzungen der militärischen Lage eher positiv als realistisch seien.

Danach sei er zum Rücktritt aufgefordert worden. Als er sich geweigert habe, habe Selenskyj gesagt, er werde ein Dekret zu seiner Entlassung unterzeichnen.

Nachdem potenzielle Nachfolger das Angebot, das Amt des Oberbefehlshabers zu übernehmen, abgelehnt hätten, sei Selenskyj gezwungen gewesen, einen Rückzieher zu machen und zunächst an Saluschnyj festzuhalten, hieß es in dem Bericht weiter.

Saluschnyj: das Gesicht des ukrainischen Widerstands

Der 50-jährige Saluschny wurde wenige Monate vor dem russischen Einmarsch vom Februar 2022 Oberbefehlshaber der Armee. Unter seinem Kommando hielten die ukrainischen Truppen der Invasion stand und eroberten sogar besetzte Gebiete zurück. Der General gilt als beliebt bei seinen Soldaten und in der Bevölkerung. Deshalb wurden ihm auch politische Ambitionen nachgesagt, die er aber dementierte.

Walerij Saluschnyj bei einer Gedenkveranstaltung anlässlich des einjährigen Jahrestages des Ukraine-Krieges am 24.02.2023 in Kiew.

© dpa/AP/Ukrainian Presidential Press Office/Uncredited

Saluschnyj gilt als das Gesicht des ukrainischen Widerstands gegen Russland. Eine mögliche Entlassung des ukrainischen Oberbefehlshabers könnte fatale Folgen haben, befürchten Militärexperten.

Warum Saluschnys Absetzung fatale Folgen haben könnte

So schreibt die polnische Tageszeitung „Rzeczpospolita“ am Mittwoch: „Die wiederholten Versuche von Präsident Wolodymyr Selenskyj, den ukrainischen Armeechef General Walerij Saluschnyj abzusetzen, könnten an der Front zu einem blutigen Rückschlag führen. Das Problem ist, dass es Saluschnyj war, der bislang immer recht hatte - und nicht Selenskyj.“

Demnach sei es Saluschny gewesen, der die Grenzen verstärken und kurz nach Kriegsausbruch die Mobilmachung verkünden wollte. Auch sei er es gewesen, der sich dagegen aussprach, die Brücken über den Dnjepr in Kiew zu sprengen, wie es Politiker vorgeschlagen hatten.

„Eine solche Unfehlbarkeit muss die Regierung nervös machen, die immer wieder Fehler macht“, schreibt die „Rzeczpospolita“ weiter. „Der Präsident will einen Angriff und ein schnelleres Ende des Krieges. Der General, der die nüchternen Zahlenkolonnen sieht, fürchtet um die gesamte Front im Falle unüberlegter Aktionen mit unsicherer Rückendeckung“.

Bereits am Montag hatte das ukrainische Verteidigungsministerium Berichten über eine Entlassung von Oberbefehlshaber Saluschnyj widersprochen. „Sehr geehrte Journalisten, wir antworten allen zugleich: Das stimmt nicht“, teilte das Ministerium auf Telegram mit. (dpa, Tsp)

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