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Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas besucht das Flüchtlingslager Dschenin im Westjordanland.

© dpa/AP/Nasser Nasser

Besuch nach Militäreinsatz Israels: Palästinenser-Präsident Abbas will Dschenin wiederaufbauen

Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas besuchte nach zehn Jahren erstmals wieder die Stadt Dschenin im Westjordanland. Sein Besuch ist wohl auch ein Zeichen an die Hamas.

Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas hat eine Woche nach dem Ende eines israelischen Militäreinsatzes erstmals seit zehn Jahren wieder die Stadt Dschenin im Westjordanland besucht. Er legte dort am Mittwoch einen Kranz am Grab mehrerer Todesopfer nieder, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete.

Abbas' Palästinensische Autonomiebehörde ist für Dschenin zuständig. Das israelische Militär warf der Behörde jedoch kürzlich vor, die Kontrolle dort verloren zu haben und nicht ausreichend gegen terroristische Aktivitäten vorzugehen.

Israels Armee hatte in der vergangenen Woche in der Stadt einen der größten Militäreinsätze im Westjordanland seit 20 Jahren begonnen. Mehr als tausend Soldaten waren nach mehreren Luftschlägen in Dschenin eingerückt, um dort israelischen Armeeangaben zufolge „terroristische Infrastruktur“ zu zerschlagen.

Mindestens zwölf Palästinenser sowie ein israelischer Soldat kamen ums Leben. Abbas forderte am Mittwoch den Abzug Israels aus dem Westjordanland. Dschenin sei „ein Symbol für die Standhaftigkeit und den Kampf“ sagte er. „Wir sind (...) eine Autorität, ein Staat, ein Gesetz“, sagte Abbas und warnte vor allen, die „die Einheit und Sicherheit unseres Volkes“ infrage stellen.

Arabische Länder sagen Hilfe bei Wiederaufbau zu

Abbas wollte bei seinem Besuch auch den Fortschritt des Wiederaufbaus der Stadt und des Flüchtlingslagers nach dem israelischen Militäreinsatz begutachten, wie Wafa berichtete. Er versprach, den Wiederaufbau Dschenins zu überwachen, um es „so wiederherzustellen, wie es war – oder sogar noch besser“. Nach dem Angriff vergangene Woche hatten mehrere arabische Länder Hilfe für den Wiederaufbau Dschenins angekündigt.

Experten vermuten, dass die im Gazastreifen herrschende Hamas vorhat, die marode Autonomiebehörde Abbas' im Westjordanland zu ersetzen. Sein Besuch wird deshalb als Zeichen gewertet, dort Präsenz zu zeigen und die Kontrolle über den Ort wiederzuerlangen.

Zweiter Besuch Abbas’ in Dschenin

Abbas reiste erst zum zweiten Mal seit seinem Amtsantritt 2005 nach Dschenin – zuletzt war er 2012 dort. Viele Palästinenser sind äußerst unzufrieden mit Abbas Führung. Während seines anderthalbstündigen Besuchs in Dschenin kamen jedoch Tausende, um ihn zu sehen.

Abbas reiste erst zum zweiten Mal seit seinem Amtsantritt 2005 nach Dschenin.

© REUTERS/PALESTINIAN PRESIDENT OFFICE (PPO)/Uncredited

Vor der Ankunft des Palästinenserpräsidenten patrouillierten Soldaten der Präsidentengarde in dem Flüchtlingscamp, auf den Dächern hatten Scharfschützen Stellung bezogen. 

Abbas‘ Besuch „ist eine starke und wichtige Botschaft“, die zeige, „dass er mit dem palästinensischen Volk bei dessen Widerstand gegen die Besatzung zusammensteht“, sagte Atta Abu Rumaila, Generalsekretär der im Westjordanland regierenden Partei Fatah.

Das Lager Dschenin wurde 1953 errichtet, um einen Teil der 760.000 Palästinenser aufzunehmen, die bei der Gründung Israels 1948 aus ihrer Heimat flohen oder vertrieben wurden. Es zählt zu den Hochburgen bewaffneter Palästinensergruppen, die für Anschläge auf Israelis verantwortlich sind. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu spricht von einem „Terroristennest“. (dpa/AFP)

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