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Ein Mann geht durch die Trümmer von Gebäuden, die durch das Erdbeben eingestürzt sind.

© dpa/David Zorrakino

44.374 Tote in der Türkei: Behörden korrigieren Opferzahl nach Erdbeben weiter nach oben

Die meisten Rettungsteams sind mittlerweile aus der Türkei abgereist. Was bleibt sind Schäden in Millionenhöhe und unendliche Trauer.

Fast drei Wochen nach der Erdbeben-Katastrophe ist die Zahl der Toten in der Türkei auf 44.374 gestiegen. Das teilte der Chef der Katastrophenschutzbehörde Afad, Yunus Sezer, am Sonntag in Ankara mit.

Am Freitag hatten die türkischen Behörden noch 44.218 Tote gemeldet. Aus Syrien wurden zuletzt 5900 Tote gemeldet.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte, die ausländischen Such- und Rettungsteams seien nun zum großen Teil abgereist. Noch immer gingen aber Helfer aus dem In- und Ausland Hinweisen auf vermisste Menschen nach.

Am 6. Februar hatten zwei Beben der Stärke 7,7 und 7,6 die Südosttürkei und den Nordwesten Syriens erschüttert. Darauf folgten nach türkischen Angaben mehr als 9000 Nachbeben.

Das Beben ist die schlimmste Katastrophe des Landes in dessen moderner Geschichte. In elf Provinzen liegen ganze Städte in Trümmern. Jetzt muss das Land auch noch den Wiederaufbau im Südosten des Landes stemmen.

Schäden im Wert von 80 Millionen Euro

Nach Angaben der türkischen Regierung sind rund 20 Millionen Menschen im Land von den Auswirkungen betroffen. Für Syrien gehen die Vereinten Nationen von etwa 8,8 Millionen Betroffenen aus.

Die Schäden in der Türkei werden auf bis zu 80 Milliarden Euro geschätzt. Die Beeinträchtigung der gesamten türkischen Volkswirtschaft hält sich allerdings zunächst in Grenzen, denn die von dem Beben betroffene Region ist die wirtschaftlich am wenigsten entwickelte des Landes.

Sie trägt nur rund neun Prozent zum türkischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Auch touristische Regionen sind von dem Beben größtenteils verschont geblieben, wie Wolfango Piccoli von der Beratungsfirma Teneo Consultancy betont. Und ausländische Touristen „sind mittlerweile die wichtigste Quelle ausländischer Devisen der Türkei“.

Vor allem Landwirtschaft geschädigt

Bestimmte Sektoren sind stärker betroffen, allen voran die Landwirtschaft. Ünay Tamgac, Wirtschaftswissenschaftler an der privaten Universität TOBB ETÜ in Ankara, geht davon aus, dass die Erdbebenregion mehr als 14 Prozent der türkischen Produktion in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei ausmacht. Für den Weltmarkt bedeutend ist etwa der Aprikosenanbau im Südosten der Türkei.

1999 hatte bereits ein verheerendes Erdbeben die Türkei getroffen. Mit einer Stärke von 7,6 war es etwas weniger gewaltig und es starben auch bedeutend weniger Menschen, nämlich 17.000. Aber es traf das industrielle Zentrum des Landes inklusive der Metropole Istanbul.

Mahmoud Mohieldin vom Internationalen Währungsfonds vermutet daher, dass die Folgen des Bebens für die türkische Wirtschaft weniger schlimm ausfallen könnten.

Im Jahr 1999 hatte das türkische BIP wegen des Bebens 0,5 bis 1,0 Prozent eingebüßt - wovon sich das Land dank rascher Wiederaufbaumaßnahmen verhältnismäßig schnell erholt habe, erklärt die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Im Folgejahr 2000 legte das BIP demnach wieder um 1,5 Prozent zu.(dpa)

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