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Mit Abwasserproben lassen sich unter anderem Drogen-Rückstände erkennen.

© dpa/Hendrik Schmidt

„Senat spült Erkenntnisse die Spree runter“: Berliner Wasserbetriebe stellten Abwasser-Drogenmonitoring ohne Rücksprache ein

Ohne das Land zu informieren, beendeten die Wasserbetriebe ihre Teilnahme an einer europaweiten Drogen-Abwasseranalyse. Der Senat plant aber offenbar nicht, das Monitoring wieder aufzunehmen.

Der Kokainkonsum in europäischen Städten steigt rasant an, auch MDMA und Ketamin sind auf dem Vormarsch. Das zeigte eine europaweite Abwasser-Drogenanalyse im März. Wie Europas Party-Metropole Berlin im Vergleich zu anderen Städten dasteht, ist allerdings nicht bekannt. Die Hauptstadt nahm 2023 nicht an der Erhebung teil, nachdem sie bis 2018 sowie im Jahr 2022 dabei gewesen war.

Die städtischen Berliner Wasserbetriebe beendeten ihre Teilnahme an der Analyse, ohne die Landesregierung zu informieren. Sich erneut daran zu beteiligen, ist seitens des Senats offenbar nicht geplant – obwohl das Interesse groß sei. Beides geht aus der Antwort auf eine schriftliche Anfrage des Grünen-Abgeordneten Vasili Franco hervor, die dem Tagesspiegel exklusiv vorliegt.

[Die jährliche Abwasser-Drogenerhebung der Europäischen Drogenbehörde EMCDDA ist die größte ihrer Art. Hier können Sie die europaweiten Daten erkunden.]

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„Die Entscheidung gegen eine weitere Teilnahme ist unter den entsprechenden Fachexperten innerhalb der Berliner Wasserbetriebe getroffen worden“, steht in der Antwort auf die schriftliche Anfrage. Mit dem Senat hätten sich die Wasserbetriebe dazu nicht ausgetauscht, heißt es weiter.

Die Verwaltung bekundet zwar „grundsätzlich (…) ein großes Interesse“ an den Ergebnissen für Berlin. Auf die Frage, ob man künftig wieder teilnehmen wolle, heißt es in der Anfrage jedoch lediglich: „Dazu sind im Haushalt des Landes Berlin derzeit keine Mittel vorgesehen.“ Bereits im März hatte auch die Senatsgesundheitsverwaltung auf Tagesspiegel-Anfrage Interesse an den Ergebnissen bekundet. Passiert ist seitdem offenbar nichts.

Die Kosten, um die es geht, sind gering. Die BWB beziffern sie auf „mehrere Tausend Euro“. Ein an den Analysen beteiligter Wissenschaftler gibt an, der Arbeitsaufwand betrage wenige Stunden pro Teilnahme für die Betriebe, bei denen die Proben entnommen werden.

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„Dass dieses Projekt wegen wenigen tausend Euro für die Probenentnahmen scheitern soll, ist ein schlechter Scherz“, sagt Grünen-Politiker Franco. Die Daten würden relevante Erkenntnisse zum Drogenkonsum in Berlin liefern. Aus Francos Sicht handele es sich um das „mutwillige Unterlassen einer sinnvollen Maßnahme“. Der Senat „spült wissenschaftliche Erkenntnisse lieber die Spree runter“. Franco spricht von einem Verwaltungspingpong zwischen Senat und Wasserbetrieben.

In rund 100 europäischen Städten analysiert die EMCDDA jährlich Abwasser auf Rückstände von Drogen. Die Erhebung erlaubt es, valide Konsummuster illegaler Drogen in ganz Europa zu vergleichen und Trends zu erkennen.

Auch an einem deutschlandweiten Cannabis-Abwassermonitoring des Bundesgesundheitsministerium plant das Land Berlin nicht teilzunehmen, wie aus der Anfrage weiterhin hervorgeht.

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