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Tagesspiegel Plus

Was tun, wenn Arztpraxen überlastet sind?: „Ich habe für jedes einzelne Kind vier Minuten Zeit“

Viel zu oft würden die kleinen Patienten unnötig in der Rettungsstelle oder beim Kinderarzt vorgestellt, sagt Steffen Lüder. Eltern müssten lernen, Bagatellen von Notfällen zu unterscheiden.

Der Berliner Kinderarzt Steffen Lüder kennt überfüllte Kinderrettungsstellen aus eigenem Erleben sehr gut. Denn er hat nicht nur eine eigene Praxis, sondern schiebt auch regelmäßig Schichten in pädiatrischen Notaufnahmen in der Stadt. Immer wieder hat er kritisiert, dass Eltern ihre Kinder wegen Bagatellen in die Rettungsstellen bringen und so die Versorgung echter Notfälle behindern würden. Nun hat er ein Buch über Wartezeiten von bis zu zehn Stunden, fehlende Husten- und Fiebersäfte, Bettenmangel auf Kinderintensivstationen und überlastete Kinderärzte geschrieben.

Herr Lüder, die Notfallversorgung in Deutschland soll reformiert werden und eine zentrale Ansprechstelle per Telefon die Patienten so auf die Hilfsangebote verteilen, dass jeder die richtige Versorgung bekommt. Wird dieser Plan aufgehen?
Was sich Bundesgesundheitsminister Lauterbach ausdenkt, scheint mir selten zielführend. Telefonberatungen sind ohnehin schwierig. Was soll man einer gestressten Mutter sagen, deren Kind hoch fiebert, blass aussieht, nichts mehr trinkt und sich viele Male am Tag erbricht? „Wird schon“!? Stellen Sie sich mal vor, das Kind stirbt zwei Stunden später an einer Hirnhautentzündung, und am nächsten Tag steht in der Zeitung: „Beratungsärzte lassen todkrankes Kind unversorgt“.

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