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Papst Benedikt bei einem Besuch 2010 in London.

© John Stillwell/dpa

Benedikts Leben in Daten und Fakten: Der erste deutsche Papst nach fast 500 Jahren

Joseph Ratzinger war Professor, Bischof, Kardinal. Nach seinem achtjährigen Pontifikat verzichtete er als erster Papst seit mehr als 700 Jahren auf sein Amt.

Benedikt XVI. war der erste deutsche Papst seit knapp 500 Jahren. Mit seinem Amtsverzicht setzte der Papst im Februar 2013 einen spektakulären Schlussstrich unter sein rund achtjähriges Pontifikat, das von theologischen Debatten, aber auch vom Missbrauchsskandal in den Reihen der Kirche und der „Vatileaks“-Affäre geprägt war. Eine Chronologie.

16. April 1927: Geburt von Joseph Ratzinger in Marktl am Inn. Kindheit und Jugend in Traunstein im Chiemgau

1945: Kurz vor Kriegsende wird er als Minderjähriger zum Flakhelfer eingezogen. Er desertiert.

1946 bis 1951: Studium der Philosophie und Theologie in Freising und München, Priesterweihe

1953: Dozent für Dogmatik und Fundamentaltheologie in Freising

1957: Habilitation in München über „Die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura“

ab 1959: Professor in Bonn (1959-1963), Münster (1963-1966), Tübingen (1966-1969) und Regensburg (1969-1977)

1962-1965: Beim Zweiten Vatikanischen Konzil theologischer Berater des Kölner Kardinals Josef Frings. Er prägt zentrale Konzilsdokumente mit.

Joseph Ratzinger, der damalige Erzbischof von München und Freising, und späterer Papst Benedikt XVI. wird von der Bevölkerung begrüßt. 

© Ludwig Hamberger/dpa

25. März 1977: Ratzinger wird Erzbischof von München und Freising. Als Motto wählt er „Mitarbeiter der Wahrheit“.

1981: Papst Johannes Paul II. beruft ihn zum Präfekten der Römischen Glaubenskongregation.

Der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, während einer Pressekonferenz im Vatikan, auf der er seine Schrift über Freiheit und Befreiung vorstellte.

© ansa/epa/ANSA/dpa

1984 und 1986: In zwei Instruktionen über die Befreiungstheologie grenzt Ratzinger kirchliche Lehre und Marxismus scharf voneinander ab.

1992: Der unter Ratzingers Führung erarbeitete „Katechismus der katholischen Kirche“ erscheint.

2000: Seine Erklärung „Dominus Iesus“ betont die Einzigartigkeit Jesu Christi und die theologische Sonderstellung der katholischen Kirche. Sie sorgt für weltweite Debatten und belastet die Beziehungen zu evangelischen Kirchen.

November 2002: Dekan des Kardinalskollegiums

Januar 2004: Viel beachtete Diskussion mit dem Philosophen Jürgen Habermas in München

2. April 2005: Papst Johannes Paul II. stirbt. Als Dekan des Kardinalskollegiums zelebriert Ratzinger die Totenmesse für den Verstorbenen (8. April) und leitet das Konklave. Er eröffnet es am 18. April mit der Kampfansage an die „Diktatur des Relativismus“.

19. April 2005: Wahl zum Papst. Er nennt sich Benedikt XVI. - in Erinnerung an den Friedenspapst Benedikt XV. und an den Ordensgründer Benedikt von Nursia.

Der damalige Papst Benedikt XVI. segnet die Gläubigen während einer Messe auf dem Islinger Feld in Regensburg.

© Arturo Mari/Vatican-Pool/dpa

August 2005: Bei seiner ersten Auslandsreise bereitet der Weltjugendtag in Köln dem „deutschen Papst“ einen begeisterten Empfang.

25. Dezember 2005: Erste Enzyklika „Deus caritas est“

Mai 2006: Benedikt XVI. reist in die Heimat Johannes Pauls II. In Auschwitz gedenkt der „deutsche Papst“ der NS-Opfer.

September 2006: Benedikt XVI. besucht Bayern. Sein Vortrag in der Regensburger Universität löst durch ein Zitat über Mohammed weltweite Debatten aus. Der Vatikan startet Dialog-Initiativen mit dem Islam.

November/Dezember 2006: Türkei-Reise. Versöhnungsgesten gegenüber dem Islam, darunter ein Besuch in der Blauen Moschee in Istanbul

16. April 2007: Am 80. Geburtstag erscheint „Jesus von Nazareth“ als erster von drei Bänden über Jesus.

Juli 2007: Benedikt XVI. erlaubt die Feier der alten Form der lateinischen Messe als „außerordentliche Form“.

April 2008: In den USA spricht er unter anderem im Weißen Haus und am Sitz der UN in New York.

Der ehemalige Papst Benedikt XVI. empfängt den damaligen US-Präsidenten Barack Obama (l.).

© Chris Helgren/epa/dpa

Januar 2009: Benedikt XVI. nimmt die Exkommunikation für die Bischöfe der Piusbruderschaft zurück. Zeitgleich wird bekannt, dass einer von ihnen den Holocaust leugnet. Auf den Skandal reagiert Benedikt XVI. mit Absagen an den Antisemitismus. Er kritisiert fehlenden Rückhalt in den eigenen Reihen.

Mai 2009: Pilgerfahrt ins Heilige Land

Der ehemalige Papst Benedikt XVI. an der Klagemauer in Jerusalem, Israel.

© epa ansa Cito/ansa pool/epa/dpa

Juli 2009: Sozialenzyklika „Caritas in veritate“ zu Aspekten der Globalisierung und der Finanzkrise

2010: Neue Enthüllungen über frühere Missbrauchsfälle erschüttern die katholische Kirche in Deutschland und Österreich. Viele Katholiken verlassen die Kirche.

März 2011: Zweiter Band der Jesus-Trilogie

September 2011: Dritte und letzte Deutschlandreise. Rechtsphilosophische Rede im Bundestag. Freiburger Rede gegen die „Verweltlichung“ der Kirche in Deutschland

September 2012: Letzte Auslandsreise (Libanon)

Der ehemalige Papst Benedikt XVI. läuft neben Michel Sleiman (2.v.l) während seiner letzten Auslandsreise im Libanon.

© IMPF_B_DOCCENTER

Oktober 2012: Weltbischofssynode zum Thema Neuevangelisierung. 50 Jahre nach Beginn des Konzils eröffnet Benedikt XVI. ein „Jahr des Glaubens“.

November 2012: Letzter Band der „Jesus-Trilogie“

11. Februar 2013: Benedikt XVI. kündigt seinen Amtsverzicht wegen schwindender körperlicher und geistiger Kräfte an.

28. Februar 2013: Er legt sein Amt nieder und zieht sich nach Castel Gandolfo zurück.

Ein Helikopter fliegt den ehemaligen Papst Benedikt XVI. über den Vatikan zurück in seine Sommerresidenz Castel Gandolfo.

© AFP Photo / GABRIEL BOUYS

2. Mai 2013: Benedikt XVI. bezieht das ehemalige Kloster „Mater Ecclesiae“ in den vatikanischen Gärten. Er lebt zurückgezogen, empfängt aber auch Besuch, darunter wiederholt den Amtsnachfolger Franziskus.

2016: Der Journalist Peter Seewald veröffentlicht die Mitschrift seiner „Letzten Gespräche“ mit Benedikt XVI. Darin erläutert dieser die Gründe für seinen Rücktritt.

2017: Der 90-Jährige stürzt in seiner Wohnung.

2019: Ein Aufsatz des emeritierten Papstes zum sexuellen Missbrauch in der Kirche sorgt noch einmal für Aufsehen. Darin meint er, dass die gesamtgesellschaftliche Liberalisierung der Sexualmoral in den 60er Jahren die Ausbreitung von Missbrauch unter Klerikern begünstigt habe.

2020: Im Januar warnt Benedikt XVI. in einem Buch seinen Nachfolger Franziskus vor einer Aufweichung des Zölibats. Die „FAZ“ schreibt, damit sei „der Geist der Kirchenspaltung aus der Flasche“.

Juni: Der Bayer macht einen Abschiedsbesuch bei seinem 96-jährigen Bruder Georg in Regensburg. Es ist der erste Deutschland-Besuch des emeritierten Papstes seit September 2011. Georg Ratzinger stirbt am 1. Juli.

2022: Ein Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München-Freising belastet im Januar amtierende und frühere Amtsträger, darunter auch Benedikt XVI. Joseph Ratzinger habe sich als Münchner Erzbischof (1977-1982) in vier Fällen fehlerhaft verhalten. Völlig gefehlt habe die Sorge um die Opfer. Zudem erweist sich eine Aussage Benedikts XVI. zu einem besonders brisanten Fall eines Wiederholungstäters als falsch. Betroffenenvertreter reagieren entsetzt, die Medien mit teils ätzender Kritik. Benedikt XVI. muss sich persönlich erklären; die öffentliche Kontroverse dauert über Wochen an.

31.12.2022: Benedikt XVI. stirbt im Vatikan. (KNA)

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