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Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit.

© dpa / Kay Nietfeld

Zum Jahrestag der Auschwitzbefreiung: Felix Klein fordert ein „Recht auf Bescheidwissen“

Wissenslücken über den Holocaust seien in Deutschland weit verbreitet, sagt der Antisemitismusbeauftragte. Verzerrte Wahrnehmungen auch.

Zum Jahrestag der Auschwitzbefreiung an diesem Freitag hat Felix Klein, der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, die Weiterentwicklung der Erinnerungskultur zu einem „Recht auf Bescheidwissen“ gefordert. Insbesondere die jüngere Generation in Deutschland habe das Recht zu wissen, „was in diesem Land passiert ist und welche Vernichtungsdynamik von ihm ausging“, schreibt Klein in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel. Wissenslücken über den Holocaust und verzerrte Wahrnehmungen über das von Deutschland ausgehende Menschheitsverbrechen seien leider weit verbreitet.

Am 27. Januar wird international an die Befreiung überlebender Häftlinge in Auschwitz durch die Rote Armee 1945 sowie an die Opfer der Nationalsozialisten erinnert. Der Bundestag wird erstmals auch explizit queerer NS-Opfer gedenken. Zudem wollen Felix Klein und der Antiziganismus-Beauftragte Mehmet Daimagüler gemeinsam mit Jugendlichen Kränze an zwei Denkmälern in Berlin niederlegen.

Die Frage, wie Deutschland künftig angemessen an die Shoah erinnern kann, ist im Vorfeld des diesjährigen Jahrestags intensiv diskutiert worden. Weil nur noch wenige Zeitzeugen lebten, müssten KZ-Gedenkstätten künftig finanziell abgesichert sein, „um die Erinnerung an das beispiellose Menschheitsverbrechen der Shoah wachzuhalten“, betonte am Donnerstag der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster.

Schuster möchte besseren Schutz der Gedenkstätten

Zugleich forderte er verpflichtende Gedenkstättenbesuche für angehende Geschichtslehrer. Die Politik in Bund und Ländern müsse Voraussetzungen dafür schaffen, dass der im Unterricht vorbereitete KZ-Gedenkstätten-Besuch in allen Lehrplänen verankert werden könne. Außerdem müssten die Orte gegen Vandalismus und Schändungen gesichert sein.

Auch die beiden großen christlichen Kirchen erinnerten an das Unrecht in der Nazizeit und blickten dabei auch auf vorhandene Ressentiments in den eigenen Reihen. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, prangerte „antisemitischen, rassistischen, antiziganistischen Wahn“ an. Dieser sei entsetzlich und zersetzend.

Am Donnerstag gedachte bereits Israels Präsident Isaac Herzog bei einer Sondersitzung vor dem EU-Parlament in einer persönlichen Rede der Opfer der Judenverfolgung. Der Holocaust sei nicht in einem Vakuum entstanden, mahnte Herzog. Aufgabe heute sei nicht nur, der Opfer zu gedenken und das Wohlergehen der Überlebenden in den Vordergrund zu stellen, sondern „jede Wiederholung“ zu verhindern. Herzog warnte vor wachsendem Antisemitismus „auch in den Kerngebieten des freien, demokratischen Westens“, der neue Formen annehme und sich im Internet „in Rekordtempo und auf Knopfdruck“ verbreite. Es gelte, Warnzeichen zu lesen und Symptome zu bekämpfen. Dafür müssten die Länder Europas alle möglichen Mittel einsetzen. (mit KNA)

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