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Das Magnus-Hirschfeld-Ufer an der Spree ist ein Gedenkort in Berlin.

© imago stock&people

Ein Tag für Magnus Hirschfeld: Berlin erinnert an den Pionier der Sexualwissenschaft

Lesungen, Opernaufführungen und ein Festakt: Am 14. Mai will Berlin an den Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld erinnern. Sein Leben sei auch eine Mahnung, Errungenes zu bewahren.

Wer in den 1920er Jahren in Berlin etwas rund um die Themen Sex und Geschlecht wissen wollte, hatte eine imposante Anlaufstelle: das Institut für Sexualwissenschaft von Magnus Hirschfeld. Ein großes Haus mit über hundert Räumen in der Mitte der Stadt, die erste wissenschaftliche Einrichtung seiner Art überhaupt weltweit. Heute steht an dem Ort das Haus der Kulturen der Welt, an Hirschfeld und sein Institut erinnert wenig.

Das Land Berlin will das mit einem Gedenktag ändern: Am 14. Mai soll sich die gesamte Stadt mit Pionier der Sexualwissenschaft beschäftigen. Das Datum ist sein Geburts- und Todestag zugleich. Das Programm stellten am Mittwoch Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe, die für Antidiskriminierung zuständig ist, und Alfonso Pantisano, der Queerbeauftragte des Landes (beide SPD), vor.

„Hirschfeld war ein Kämpfer für die Liebe und ein echter Pionier“, sagte Kiziltepe. Das Land selber richtet einen Festakt bereits am Abend des 13. Mai aus, bei dem Hirschfeld als „Seele der queeren Community“ gefeiert werden soll, wie Pantisano sagte: „Wir haben beim Wissen über Hirschfeld etwas aufzuholen.“

So sind Lesungen und Theateraufführungen geplant, die Komische Oper stellt ihre Produktion von „La Cage aux Folles“ im Mai in den Kontext des Gedenktages. Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld klärt mit einem Vortrag über das Wirken des Arztes auf. Beteiligt sind auch mehrere Unternehmen, darunter die Sparkasse, Rewe und die Charité. Ein Überblick über das Programm findet sich hier. Auf rund 180.000 Euro belaufen sich die Kosten des Landes für den Gedenktag.

Der Mai ist übrigens nicht nur wegen der Lebensdaten zentral für Hirschfeld, der 1868 geboren wurde und 1935 starb. Schon 1897 gründete er am 15. Mai das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee, quasi der erste Verein, der sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzte und das Streichen des berüchtigten Paragrafen 175 forderte, der männliche Homosexualität kriminalisierte. Hirschfeld war seiner Zeit damit weit voraus: Erst 1994 wurde der Paragraf endgültig gestrichen.

An dunkle Stunden erinnern der 6. und 10. Mai 1933. Erst plünderten die Nazis das Institut für Sexualwissenschaft, vier Tage später wurden dann Hirschfelds Bücher und wissenschaftliche Schriften auf dem Bebelplatz verbrannt.

Hirschfeld war da bereits nicht mehr in Berlin, er sollte nie mehr aus dem Exil zurückkommen. Wer sich heute einen Eindruck von dem Institut machen will, kann das nur noch im Schwulen Museum, wo ein Modell des Hauses ausgestellt ist.

Das Leben Hirschfelds sei auch eine Mahnung, einmal Errungenes zu bewahren und dafür zu kämpfen, sagte Pantisano – selbst wenn von heute aus betrachtet etwa Hirschfelds Operationstechniken durchaus kritisch zu sehen seien. Zentral bleibe aber die enge Verbindung seiner Person mit der Verteidigung von Menschenrechten.

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