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Spektakulär schlicht – echt Armani. Den Carmenkragen fürs Duchessekleid mit zehntausenden Kristallen und Perlen hatte er für Charlenes schöne Schultern komponiert. Foto: AFP

© AFP

Panorama: Im Jet-Set-Staat wird grün gefeiert

Fürstenhochzeit, letzter Teil: Hybrid-Limousine, Fair-Trade-Menü und bloß keine Geschenke

„Viva Monaco“ – Die ersten öffentlichen Worte der neuen Fürstin von Monaco nach dem Standesamt am Freitag waren zwar nicht ganz korrekt. Aber die Monegassen empfingen sie nach der kirchlichen Trauungszeremonie am Samstag dennoch ihrerseits mit Vivat, anschwellendem Applaus, weißem Rosenregen und Schiffshörnern, die Monaco vibrieren ließen. Das Paar glänzte: Charlène fast ohne Schmuck im schlichten KLeid ihres Lieblingscouturiers Armani und mit Fünf-Meter-Schleppe, Fürst Albert II. in der weißen Sommeruniform der Carabinieri. Während die Prinzessinnnen Caroline und Stéphanie sich vereint wie selten zeigten, Fürst Albert II. mit den Tränen kämpfte, schien die südafrikanische Braut erstaunlich gefasst. Dann kamen Charlènes Tränen doch: bei Gitarrenklang und dem Volkslied an die Heilige Devota, Schutzpatronin Monacos. Im Kirchlein Sainte Dévote legte die Fürstin wie es Tradition der Monegassinnen ist, den Brautstrauß der Heiligen zu Füßen.

Rockkonzerte, Avantgarde, Volksfeste: Monaco ist seit den Zeiten der Herrschaft von Fürst Rainier, des Vaters von Albert, eher cooler geworden. Doch am Samstag wurde es richtig klassisch und konservativ: ein Dresscode nebst Benimmbrevier für die kirchliche Hochzeit des Fürstenpaars war zusammen mit der Einladung verschickt worden. „Es gab keine Fauxpas“, lobte hinterher Modeschöpfer Karl Lagerfeld.

Es war Monacos erste Fürstenhochzeit seit 1956. Und die erste Open-Air-Hochzeit in der 900-jährigen Geschichte der Grimaldi-Dynastie. Der Altar war im Innenhof neben der doppelreihigen Freitreppe des Palastes aufgebaut, wo unter Rainier III. die Sommerkonzerte stattfanden. Das Paar wollte den Tag mit mehr Gästen teilen, als die Kirche hätte fassen können. Bei exzellenter Akustik folgten an die 3000 Gäste der klassisch-schönen, von Sopranen und Tenören getragenen Trauungszeremonie.

Ein Gipfeltreffen. Monaco hatte Vertreter all jener Länder eingeladen, mit denen es seit Alberts Regierungsantritt 2005 politische Beziehungen geknüpft hat. 40 Staatschefs waren angereist, von Malaysia, Island bis hin zum Bundespräsidentenpaar Wulff und natürlich dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy – er allerdings ohne seine Ehefrau Carla Bruni. Die gekrönten Häupter Belgiens, das komplette schwedische Königshaus waren vertreten und die junge Garde der Thronfolger von Dänemark, Norwegen, den Niederlanden, die Könige von Lesotho und Thailand. Das britische Königshaus schickte Prinz Edward, den jüngsten Sohn von Königin Elisabeth, und dessen Ehefrau Sophie von Wessex, eine neue Freundin von Charlène. Daneben ein Who is who von Sportlern, Schauspielern, Unternehmern und Models, darunter Inès de la Fressange und Naomi Campbell.

Es gab auch Absagen: US-Präsident Obama und der südafrikanische Staatspräsident waren anderweitig verpflichtet; die Stühle des angekündigten spanischen Thronfolgerpaares blieben leer. Die tröpfchenweise bekannt gegebene Gästeliste war im Vorfeld mehrmals geändert worden, ebenso das Protokoll und die für einen kleinen Staat komplexe Logistik. Wer sich als Tourist einen guten Platz sichern wollte, musste spätestens bis Mittag in Monaco sein. Sonderzüge fuhren zwischen Nizza und Monaco. Die Sicherheitsvorkehrungen waren am Samstag extrem; immer mehr Straßen wurden im Laufe des Tages gesperrt.

Aber letztlich fanden doch noch mehrere Tausend Schaulustige hinter den Barrieren bis hoch auf den Felsen einen Platz in Sichtweite. Wer allerdings am Samstagabend noch preiswerte Souvenirs wollte, kam zu spät: Die günstigsten Produkte, Fächer oder Kaffeebecher, waren ausverkauft. Nur die teuren Services aus Monacos Porzellanmanufaktur waren noch zu haben. Vier Millionen Euro waren für die Hochzeit im Landeshaushalt eingestellt; wie viel der Fürst selbst zahlte, ist unbekannt.

Das Hochzeitsdiner für 500 Gäste fand auf der geschützten Terrasse der Opéra Garnier in Monte Carlo statt, mit Panoramablick aufs Meer, den Hafen und den Felsen von Monaco. Sternekoch Alain Ducasse befolgte für das Menü die Anweisungen des Brautpaars: regionale und Fair-Trade Produkte. Überhaupt schillerte der Glamour dieser Hochzeit grün: Das Paar fuhr in einem eigens gebauten halboffenen Lexus-Hybridauto durch den Stadtstaat; der Kohlendioxidausstoß aller Staatslimousinen wird finanziell kompensiert. Solidarität war, wie schon bei der britischen Hochzeitvon Prinz William, neben Ökologie und Ethik ein weiteres Schlagwort. Albert II., der sich müht, das Image seines Kleinstaats als Steueroase zu drehen, blieb sich auch bei der Hochzeit treu. Statt Geschenken wünschte sich das Brautpaar Spenden für karitative Zwecke.

Charlène, bisher Charlene Wittstock, ist seit Freitag Mitglied der regierenden Grimaldi-Dynastie. Deren Wurzeln liegen in Italien und greifen bis ins 12. Jahrhundert. Wittstocks Ahnen waren einfache Landarbeiter. Die Familie emigrierte im 19. Jahrhundert aus Zerrenthin in der Uckermark über Hamburg nach Südafrika, um dort ihr Glück zu suchen.

Charlenes Rückkehr nach Europa folgte vor elf Jahren. Damals lernte die blonde Südafrikanerin Albert beim Schwimmwettbewerb in Monaco kennen – und verlor ihn erst einmal wieder aus den Augen. Erst 2005 wurden beide ein Paar, zunächst im Verborgenen, doch seit den den Olympischen Winterspielen 2006 systematisch mediatisiert: Fünf Jahre lang war Charlene an der Seite des Fürsten auf Bällen und Charity-Terminen, bis sie als Begleitung von Albert zur Hochzeit der schwedischen Kronprinzessin erschien. Nur vier Tage später fand im Juni 2010 die Verlobung statt, im intimsten Kreis. Ein Stab von Hofdamen, Couturiers, Friseuren, Visagisten und Französisch-Sprachlehrern nahm seither offiziell Charlenes Look und Leben in die Hand. Aber da war die filigrane Blonde längst im Palast etabliert, hatte dort ihr eigenes Sekretariat, obwohl sie offiziell in der Altstadt wohnte. Im April konvertierte die Protestantin nach langem Zögern auch zum Katholizismus, Monacos Staatsreligion.

Von Grace Kelly, der Mutter ihres Mannes, mit der man sie oft verglichen hatte, ist inzwischen nicht mehr die Rede. Die alten Ansichtskarten sind aus den Souvenirläden verschwunden.

Bettina de Cosnac[Monaco]

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