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Ein Bergekran hebt den verunglückten Bus.

© AFP/Jens Schlueter

Update

Flixbus auf der A9 verunglückt: Drei Todesopfer identifiziert – Fahrer drohen fünf Jahre Haft

Auf der A9 bei Leipzig verunglückt ein Reisebus auf dem Weg von Berlin nach Zürich. Vier Menschen sterben. Eine Zeugin berichtet von einer lautstarken Diskussion zwischen den Fahrern.

Nach dem schweren Busunglück auf der Autobahn 9 bei Leipzig ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Busfahrer. Der Vorwurf gegen den 62-Jährigen lautet auf fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung, wie ein Sprecher der Behörde am Donnerstag sagte. Ob der Mann bereits vernommen wurde, konnte der Sprecher nicht sagen. Für das Delikt der fahrlässigen Tötung drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Der Doppelstock-Flixbus mit 54 Menschen an Bord, inklusive der beiden Fahrer, war am Mittwochmorgen von der Fahrbahn abgekommen, über den Grünstreifen gerast und auf die Seite gekippt. Das Busunternehmen hatte zuvor von 55 Menschen in dem Bus gesprochen. Die Polizei sprach zunächst von fünf Toten, korrigierte die Zahl aber am Donnerstag auf vier. Außerdem gab es sechs Schwerverletzte und 29 Menschen mit leichten Verletzungen. Zum Gesundheitszustand der Verletzten wurden am Donnerstag keine Angaben gemacht.

Die Polizei gab am Donnerstagnachmittag die Identität von drei der vier Todesopfer bekannt. Demnach starben bei dem Unfall eine 47-jährige Polin, eine 20-jährige Indonesierin mit Wohnsitz in Berlin sowie eine 19-Jährige aus Bayern, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. Eine weitere an der Unfallstelle verstorbene Frau konnte bislang nicht zweifelsfrei identifiziert werden. 

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Nach dem Unfall sind noch zahlreiche Fragen offen. Derzeit steht für die Ermittler die Ursachenforschung im Vordergrund. Dazu stehen zahlreiche Zeugenbefragungen an, wie eine Sprecherin der Polizeidirektion Leipzig am Donnerstag auf Anfrage sagte. Auch alle Verletzten, die in einem Krankenhaus behandelt werden, sollen befragt werden, sofern es deren Gesundheitszustand zulässt.

Der Unfall hatte sich am Mittwochmorgen gegen 9.45 Uhr zwischen der Anschlussstelle Wiedemar und dem Schkeuditzer Kreuz ereignet. Der Reisebus war aus noch unbekannter Ursache rechts von der Fahrbahn abgekommen, dann raste er noch knapp 100 Meter über den Grünstreifen, walzte Gebüsche sowie kleinere Bäume nieder und stürzte schließlich auf die Seite. Der Polizei zufolge war kein anderes Fahrzeug beteiligt gewesen.

Bei dem Bus handelte es sich um ein Fahrzeug der Firma Flixbus, der von Berlin nach Zürich fahren sollte. Dazu war er um 8 Uhr am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in Berlin-Charlottenburg gestartet und hätte um 21.10 Uhr am Züricher Hauptbahnhof ankommen sollen. Die Polizei Sachsen bestätigte das auf Twitter und gab die Liniennummer mit 234 an.

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Der Anbieter Flixbus zeigte sich schwer betroffen. „Unsere Gedanken sind bei allen von diesem Unfall Betroffenen und ihren Angehörigen“, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Mittwoch. An Bord waren nach Angaben von Flixbus 53 Fahrgäste und zwei Fahrer. Es werde eng mit den örtlichen Behörden und den Rettungskräften vor Ort zusammengearbeitet und alles darangesetzt, die Unfallursache schnell und lückenlos aufzuklären.

Der Fahrer des verunglückten Flixbusses soll nach Angaben des Busunternehmens alle Lenk- und Ruhezeiten eingehalten haben. „An Bord waren zwei Fahrer, der Fahrer im Einsatz steuerte den Bus seit Abfahrt in Berlin um 8 Uhr“, teilte ein Sprecher am Mittwoch dem Radiosender Antenne Bayern mit. Beide Busfahrer überlebten das Unglück.

Reisebus konnte erst nach drei Stunden geborgen werden

Mehrere Rettungshubschrauber und zahlreiche Krankenwagen waren nach dem Unfall im Einsatz. Die Fahrbahn wurde in beide Richtungen voll gesperrt. Die Fahrspur nach Berlin wurde am frühen Nachmittag wieder freigegeben, die Strecke nach München bleibt vorerst gesperrt. 

Einsatzfahrzeuge und Rettungshubschrauber stehen auf der A9 an der Unfallstelle.
Einsatzfahrzeuge und Rettungshubschrauber stehen auf der A9 an der Unfallstelle.

© dpa/Jan Woitas

Erst nach drei Stunden konnte der verunglückte Bus mithilfe von Gurten aufgerichtet und mehrere Tote aus dem Innenraum geholt werden. Dabei schirmten mobile Sichtschutzwände die Aktion ab.

Sadaf Bahadury, die mit ihren drei Kindern an Bord des Busses war, berichtete, schon der Start in Berlin sei holprig gewesen, weil sich der Busfahrer verfahren habe und eine Vollbremsung einlegen musste. Immer wieder habe er außerdem auf der Fahrt mit seinem Kollegen lautstark diskutiert, sagte sie der „Leipziger Volkszeitung“. Bahadury und ihre vier, sechs und neun Jahre alten Kinder wurden nur leicht verletzt. „Wir waren alle angeschnallt, vielleicht war das unser Glück“, sagte sie.

Kliniken rüsteten sich für Großeinsatz

Krankenhäuser in der Umgebung hatten sich für einen Großeinsatz gewappnet. Die Notaufnahme wurde alarmiert und es wurden Operationssäle sowie Diagnostikräume für eintreffende Patientinnen und Patienten vorbereitet, sagte ein Sprecher des Diakonissen-Krankenhauses in Leipzig.

Die Spur des verunglückten und inzwischen wieder aufgerichteten Busses ist an der Unfallstelle auf der A9 zu sehen.
Die Spur des verunglückten und inzwischen wieder aufgerichteten Busses ist an der Unfallstelle auf der A9 zu sehen.

© dpa/Jan Woitas

Am Uniklinikum Leipzig wurden elf Verletzte versorgt, darunter ein Schwerverletzter, wie ein Sprecher am Nachmittag mitteilte. Dieser werde auf der Intensivstation behandelt.

Politiker reagierten bestürzt

Nach dem schweren Unfall hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing den Opfern und Hinterbliebenen sein Beileid ausgesprochen. „Das lässt uns wirklich sehr betroffen zurück“, sagte der FDP-Politiker am Mittwoch dem Nachrichtensender „Welt TV“.

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Zudem danke er den Rettungskräften für ihre Arbeit. „Solche Unfälle sind schockierend. Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen der Opfer und natürlich auch bei allen Betroffenen, wünschen den Verletzten eine gute Genesung“, sagte Wissing weiter. Nun gehe es darum, dass die Sicherheitskräfte vor Ort die Sache aufklärten und dass den Menschen geholfen werden müsse, die dringend Hilfe benötigten.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bezeichnete die Nachricht vom verunglückten Bus bei X als „schwer erträglich“. „Meine Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei den Angehörigen und Hinterbliebenen der Todesopfer.“

Nach dem schweren Unfall hat sich auch Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig bestürzt gezeigt. „Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer und Verletzten. Ich danke den vielen Einsatzkräften vor Ort, die schnelle Hilfe leisten“, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch.

Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) sprach den Hinterbliebenen der Todesopfer ebenfalls sein Beileid aus. Zudem „hoffe ich, dass es den Verletzten schnell wieder besser geht“. Schuster dankte den Rettungskräften für ihren professionellen Einsatz. Es sei eine „schwere Lage“ gewesen, die „hervorragend gemeistert“ worden sei. Er habe in den Gesichtern der Feuerwehrleute gesehen, „wie schwierig diese Szenen waren“.

Das Schkeuditzer Kreuz nahe dem Unfallort liegt am Flughafen Leipzig/Halle. Die A9 ist eine wichtige Nord-Süd-Autobahn, die Berlin und München verbindet. 

2019 hatte es auf der A9 bei Bad Dürrenberg in Sachsen-Anhalt einen schweren Busunfall gegeben. Dabei starb eine Frau und mehrere Menschen wurden verletzt. Im Dezember 2023 war ein Reisebus auf der A9 bei Leipzig verunglückt, es gab mehrere Verletzte. (Tsp, dpa, AFP)

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