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Die Autorin Traudl Bünger, Jahrgang 1975

© Maya Claussen

Tagesspiegel Plus

Mein Vater, der rechtsradikale Terrorist: Wie Traudl Bünger ein Familiengeheimnis lüftet

Im Südtirol-Konflikt verübten Anfang der 60er Jahre auch westdeutsche Studenten Anschläge. Einer von ihnen: Heinrich Bünger. Seine Tochter hat sich auf Spurensuche begeben.

Es ist Zeit, dachte Traudl Bünger. Jetzt würde sie ihren Vater zur Rede stellen. Sie stieg auf den Dachboden. Einfach würde es nicht werden, das wusste sie.

Es war nie einfach gewesen mit ihrem Vater zu sprechen, einem Ingenieur mit rechtsradikalen Ansichten. Auf eine unheimliche Weise hatte er sich immer entzogen. Und seit er tot war, würde es nicht einfacher werden, an ihn heranzukommen.

Auf dem Dachboden fand sie seine Hinterlassenschaften. Liebesbriefe, Fotos, ein Exemplar von „Mein Kampf“ sowie drei Taschenuhren, die zu Zeitzündern umgebaut waren.

Es sollte mehrere Jahre anstrengender Archivrecherchen benötigen, um den Vater zum Sprechen zu bringen. Beinahe würde Traudl Bünger schon nicht mehr darauf hoffen, da stieß sie auf das Protokoll einer Vernehmung. Ihr Vater redete über etwas, das er vor der Familie immer verborgen gehalten hatte. Doch die Antworten waren enttäuschend. Erstens log er. Zweitens log er schlecht. Drittens kam er damit durch.

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