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Der T-Rex in der Hauptrolle war 1993 das größte Spektakel der modernen Tricktechnik.

© imago/Universal/Courtesy Everett Collection

30 Jahre nach „Jurassic Park“: Wie ein Dino-Film das Kino veränderte – und eine ethische Debatte anstieß

Von Klon-Diskussionen bis zur Vermarktung des Filmes im Film selbst: Mit „Jurassic Park“ gelang Steven Spielberg 1993 etwas, das zuvor nur „Star Wars“ geschafft hatte.

Von Andreas Busche

1 Dinos auf der Leinwand

„Willkommen im Jurassic Park!“ Die Grußworte des Freizeitparks-Gründers John Hammond, gespielt von Richard Attenborough, an seine ersten Gäste waren auch eine Einladung an das Kino-Publikum, sich auf eine völlig neue Seherfahrung einzulassen.

Ob der majestätische Brachiosaurus beim Grasen im Urwald oder der Schwarm der Laufvogelsaurier Gallimimus auf der Flucht vor einem T-Rex in der weiten Steppe der Parkanlage, der panisch direkt auf die Kamera zuläuft – der Angriff der intelligenten Raptoren in der Küche des Besucherzentrums zählt bis heute zu den packendsten Szenen der Kinogeschichte. Und natürlich der T-Tex selbst: die unangefochtene Hauptrolle und das größte Spektakel der modernen Tricktechnik.

Nach „Jurassic Park“, der vor 30 Jahren, am 11. Juni 1993, in den USA anlief, sollte das Kino ein anderes sein. Steven Spielbergs Film setzte mit seiner Mischung aus Animatronix-Puppen und state-of-the-art-Computereffekten neue Maßstäbe – und löste ein ungläubiges Staunen über die Illusionskraft des Kinos aus, das bis heute anhält. Die inzwischen sechs „Jurassic“-Filme gehören zu den wertvollsten Kino-Franchises.    

2 Dinos im Kinderzimmer

1993 war das Jahr des Saurier-Booms. Lange bevor der Film im Herbst in den deutschen Kinos ankam, war das Logo von „Jurassic Park“ auch hierzulande omnipräsent – auf T-Shirts, auf Kaffetassen, als Spielzeug, als Videogame. Spielberg war ein Geniestreich gelungen: Er hatte das Merchandise im Film selbst platziert. Das Logo für den fiktiven Freizeitpark, das dort auf T-Shirts verkauft wurde, war identisch mit dem Logo auf dem Filmplakat. Das Konzept war der Star.

Damit war „Jurassic Park“ in aller Munde, bevor das Publikum den Film überhaupt gesehen hatte. Und Dinos galten plötzlich wieder als cool. Es wurde sogar ernsthaft diskutiert, wie realistisch die Prämisse des Films (und der Romanvorlage von Michael Crichton) sei, die ausgestorbenen Tiere mit Hilfe des Erbguts neu zu schaffen.

Das war seit „Star Wars“ keinem Film mehr gelungen: „Jurassic Park“ wurde ein popkulturelles Phänomen – und veränderte mit dem Hunger auf mehr auch Hollywood. Das Sequel „Vergessene Welt: Jurassic Park“ spielte in den USA an seinem Eröffnungswochenende noch mehr Geld ein als der Vorgänger.

3 Dinos in der Wissenschaft

Der von Jeff Goldblum gespielte Chaostheoretiker Dr. Malcolm sagt im Film den Satz, mit dem sich die reale Wissenschaft nach dem bahnbrechenden Filmerfolg am meisten befasste: „Ihr Wissenschaftler seid so beschäftigt mit der Frage, was ihr könnt, dass ihr vergessen habt zu fragen, ob ihr es solltet.“

Crichtons Roman war durchaus wissenschaftskritisch gemeint, der amerikanische Schriftsteller (und Arzt) fragte, welchen Preis die menschliche Hybris haben könnte, sich über die Natur zu erheben und Gott zu spielen. Solche Zweifel gehen in einem Kinospektakel, das unsere Skepsis eben gerade überwinden soll, natürlich unter.

„Jurassic Park“ nahm das erste erfolgreiche Gen-Experiment – das Klon-Schaf Dolly – um drei Jahre vorweg. Die ethischen Debatten und die wissenschaftlichen Errungenschaften sind in den 30 Jahren seit Spielbergs Film weiter fortgeschritten, Stammzellentherapie und Gen-Editing gehören inzwischen in der Forschung zur Routine. Die Wissenschaft ist in vielen Punkten längst weiter als die Forscher in „Jurassic Park“. Aber Dinos finden sich weiterhin nur in Kinderzimmern.

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