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Noch grüner wird’s. Bei unserer Aktion Gemeinsame Sache engagierten sich in Charlottenburg-Wilmersdorf schon Aktive vom Verein Miteinander im Kiez am Leon-Jessel-Platz.

© Cay Dobberke

Sichtbare Initiativen, selbstbewusste Engagierte: Die Geschichte hinter den Berliner Freiwilligentagen

Seit dem Start 2012 sind die Freiwilligentage „Gemeinsame Sache“ zu einer Institution geworden. Sie macht Gemeinsinn sichtbar. 2022 haben die Organisatoren Tagesspiegel und Paritäter Engagierte des „World Cleanup Day“ als Partner an ihrer Seite.

In den Hallen des Moabiter Großmarkts werden gerettete Lebensmittel für die „Berliner Tafel“ sortiert und verpackt, in Kreuzberg wird ein Kieztreff verschönert und der Hof bepflanzt, im Düppeler Forst in Zehlendorf räumt eine Initiative auf und im Treptower Kungerkiez ist ein Cleanup rund um den Kiezclub Gerard Philipe angemeldet. Motto: „Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt.“

Genau darum geht bei der „Gemeinsamen Sache“. Wer über die Webseite gemeinsamesache.berlin wandert, kann bereits jetzt viele weitere Initiativen kennenlernen, die bei den Berliner Freiwilligentagen vom 9. bis 18. September in diesem Jahr mitmachen werden. Und überall wird man sich an diesen Tagen wieder über jede helfende Hand freuen.

Erneut werden bei der „Gemeinsamen Sache“ in allen Bezirken Freiwillige aktiv werden, um die Stadt zu verschönern und geflüchtete, ältere oder kranke Menschen zu unterstützen. So wie im vergangenen Jahr, als mehr als 340 Aktionen die Vielfalt des ehrenamtlichen Engagements demonstrierten. Das hatten wir uns zu Beginn nicht vorstellen können, als im ersten Jahr bei der Premiere rund 40 Initiativen dabei waren.

Aufruf zum berlinweiten Aktionstag vor zehn Jahren

Ja, die „Gemeinsame Sache“ ist zu einer Institution gewachsen. Das war vor zehn Jahren, im Sommer 2012, beim ersten Aufruf des Tagesspiegels für einen stadtweiten Aktionstag nicht abzusehen. Unser Anliegen war schlicht: Ein Gemeinwesen wie Berlin lebt von den vielen Menschen, die sich für ihren Kiez und für ihre Nachbar:innen engagieren und in ganz unterschiedlichen Bereichen Gutes für die Stadt tun. Doch zumeist ohne dass dies in der Öffentlichkeit wahrgenommen, geschweige denn angemessen gewürdigt wurde.

Das wollte der Tagesspiegel ändern. Es ging uns zugleich um die Wiederaneignung der so rasch wachsenden und sich verändernden Stadt. Die Freiwilligentage sollen Menschen zugleich ermutigen und ermuntern, sich einzusetzen für das, was ihnen wichtig ist.

Engagement hat immer dann eine Chance, wenn das Herz dafür schlägt – und viele Berliner:innen haben über die Jahre gezeigt, wie stark ihr Herz für ihre Stadt pulsiert. Sie haben den Paritätischen Wohlfahrtsverband und den Tagesspiegel als Organisatoren der Freiwilligentage „Gemeinsame Sache“ durch die Jahre begleitet – denn ohne diese vielen Engagierten kann es nicht funktionieren.

Die Aktiven der Garteninitiative vom Arnswalder Platz waren schon ganz am Anfang bei der „Gemeinsamen Sache“ dabei - hier bei einer Aufräumaktion 2013.

© Thilo Rückeis

Die Garteninitiative vom Arnswalder Platz in Prenzlauer Berg gehört dazu, die Aktiven vom Leon-Jessel-Platz in Charlottenburg oder auch die Freiwilligen des Pharmaunternehmens Pfizer sind immer wieder dabei. Mit dem Unternehmen damals frisch nach Berlin gezogen, stellten sie 2012 zwei Aktionen auf die Beine – im vergangenen Jahr waren die Mitarbeiter:innen mit sieben Projekten aktiv.

Gleich geblieben ist über die Jahre die Freude und das Staunen über die Vielfalt der Aktionen, bei Teilnehmenden wie bei extern Profitierenden. Die vielen Angebote und Einladungen zum Mitmachen auf der digitalen Landkarte kann man auch als Demonstration einer starken Zivilgesellschaft lesen. Sie hat diesen riesigen Erfolg möglich gemacht. Für Berlin, für die unzähligen Freiwilligen in dieser Stadt. Zum Besten von Berlin.

Mit mehr als 30 Partnerorganisationen, darunter die bezirklichen Freiwilligenagenturen, weiteren Vereinen und Unternehmen, veranstalten der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin und der Tagesspiegel in diesem Jahr zum elften Mal die Freiwilligentage „Gemeinsame Sache“.

Das Ziel ist über die Jahre gleich geblieben: das freiwillige Engagement in der Stadt sichtbar zu machen und damit ein starkes Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Demokratie zu setzen. Der Fokus liegt daneben auf Nachhaltigkeit. Deswegen sind die Engagierten für einen weltweiten „World Cleanup Day“ in diesem Jahr als Mitorganisatoren der „Gemeinsamen Sache“ dabei, rund um den 17. September.

Seit Beginn hat die „Gemeinsame Sache“in der Stadt Spuren hinterlassen. Die Initiativen sind sichtbarer geworden, die Engagierten selbstbewusster. Sie melden sich zu Wort und sie nehmen sich ihre Stadt. Initiative kostet nichts, aber Engagement ist ein unbezahlbarer Treibstoff für jede Verbesserung. Wo immer sich Menschen reiben an Problemen und unzufrieden sind mit angebotenen Lösungen einer zuweilen schwerfälligen Verwaltung, nehmen sie die Dinge in ihre Hände.

Oft genug sind die Kiezinitiativen Seismografen einer sich verändernden Lebenswirklichkeit in der Millionenstadt. Wenn der automobile Verkehr das Leben in den Kiezen zu ersticken droht, dann engagieren sich die Menschen für Kiezblocks oder gehen zugunsten ihrer Kinder zu Demos und erkämpfen sich Spielstraßen. Die Freiwilligen sind sofort zur Stelle gewesen, als es galt, sich um in Berlin ankommende Geflüchtete zu kümmern – sowohl 2015 als auch nach Beginn des Ukraine-Kriegs.

Engagierte sind oft schneller als die Politik

Oft genug sind Engagierte auch die gesellschaftlichen Seismografen – sie erkennen sehr früh, wo etwas im Argen liegt oder schnelle Hilfe nötig ist. Zu Beginn der Corona-Pandemie sammelten sie schon für von der Insolvenz bedrohte Kiezeinrichtungen wie Bars, Kinos oder Buchläden, als der Senat noch nicht über ein notwendiges Hilfspaket diskutierte.

Über die Jahre ist in der Berliner Politik die Aufmerksamkeit und Sensibilität für zivilgesellschaftlichen Einsatz gewachsen. Das ist nicht allein ein Verdienst der „Gemeinsamen Sache“; aber Hunderte sichtbarer Aktionen mit Zehntausenden Freiwilligen in jedem Jahr haben dazu beigetragen.

Allen politisch Verantwortlichen ist klar geworden, dass diese engagierten Menschen der unentbehrliche Humus für eine blühende, tolerante und auch wehrhafte Demokratie sind. Nicht nur die Schirmherrschaft der Regierenden Bürgermeister:innen, ob Michael Müller oder Franziska Giffey, sondern auch die regelmäßige Teilnahme von diversen Bezirksbürgermeister:innen dokumentiert, dass dieses Engagement öffentlich wahrgenommen wird.

Wie stark das freiwillige Engagement hier ist, hat die Wahl Berlins zur europäischen Freiwilligen-Hauptstadt gezeigt; das war vergangenes Jahr. Vor zehn Jahren, bei der ersten „Gemeinsamen Sache“, war in der Senatskanzlei an ein eigenständiges Referat „Bürgerschaftliches Engagement und Demokratieförderung“ noch nicht zu denken – das gibt es erst seit 2017. Und einen Ausschuss für Bürgerschaftliches Engagement im Berliner Abgeordnetenhaus gab es bei der ersten „Gemeinsamen Sache“ auch noch nicht.

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