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Religionsunterricht hat in Berlin einen geringeren Status als in allen anderen Bundesländern.

© dpa/Friso Gentsch

Religionsunterricht in Berlin: Senat will unter künftigen Siebtklässlern Interesse abfragen

Im neuen Schulgesetzentwurf fehlt die Aufwertung des Religionsunterrichts zu einem regulären Schulfach. Die Verwaltung hält aber nach eigenen Angaben an diesem CDU-Ziel fest.

Die Senatsverwaltung für Bildung hat Stellung zur geplanten Einführung eines regulären Unterrichtsfachs Religion genommen. Auch wenn das Vorhaben in der großen Schulgesetznovelle, die am Dienstag den Senat passierte, fehle, bleibe es „weiterhin das Ziel, Religion als Unterrichtsfach in die Schulen zu bringen“, beantwortete ein Sprecher eine Tagesspiegel-Anfrage.

Allerdings sei es – etwa wegen der Erstellung neuer Rahmenpläne – „eine Herausforderung“, das reguläre Unterrichtsfach in der nur drei Jahre langen Legislatur zu implementieren. Als ersten Schritt habe die Bildungsverwaltung den Religionsunterricht „nun schulgesetzlich verankert“. Das bedeute eine „rechtliche Stärkung und Aufwertung“.

Die Kirchen haben allerdings mit Befremden auf die angebliche Aufwertung reagiert und in ihrem offiziellen Statement darauf verwiesen, dass es sich dabei gar nicht um eine Neuerung, mithin nicht um eine Aufwertung handele. Vielmehr hätten die Religionsgemeinschaften schon bislang einen Anspruch darauf, Religi­onsunterricht anzubieten – nur eben in eigener Verantwortung und nicht als reguläres Fach. Und genau dabei bleibe es ja nun erstmal.

Es bleibt weiterhin das Ziel, Religion als Unterrichtsfach in die Schulen zu bringen.

Ein Sprecher der Berliner Senatsverwaltung für Bildung

Insofern sei die betreffende Passage ungeeignet, die „avisierte Ver­änderung des Status des Religionsunterrichts hin zu einem ordentlichen Lehrfach einzuleiten“.

Der Sprecher der Senatsverwaltung für Bildung betonte dennoch, dass sich etwas beim Religionsunterricht tue. Als Beispiel nannte er, dass alle künftigen Siebtklässlerinnen und Siebtklässler im kommenden Schuljahr erstmals ein verpflichtendes Formular für die Anmeldung für den Religionsunterricht bekommen sollen. Alles Weitere werde nach den Osterferien durch Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) erläutert.

In den Grundschulen ist die Teilnahme rückläufig

Das Formular könnte, so wird jetzt vermutet, dazu dienen, dass die Schule, die Kirchen und die Schulaufsicht überhaupt erstmal einen Überblick über die mögliche Nachfrage nach dem neuen Fach bekommen. Denn es gibt bereits Befürchtungen, dass das Interesse nicht groß genug sein könnte, um das neue Fach in einer nennenswerten Zahl von öffentlichen Schulen zu verankern.

Die Befürchtungen kommen nicht von ungefähr. Zum einen ist die Teilnahme am freiwilligen katholischen und evangelischen Religionsunterricht, der in der Verantwortung der Kirchen vor allem in den Grundschulen stattfindet, seit Jahren stark rückläufig. Gleichzeitig nimmt die Nachfrage nach konfessionsloser Lebenskunde und nach islamischem Religionsunterricht kontinuierlich zu.

Zum anderen sind die Bedingungen ungünstig: Denn das Fach hat in Berlins Oberschulen keine Tradition. Zudem müssten die Jugendlichen weiterhin verpflichtend und somit zusätzlich Ethik belegen. Das hat die SPD zur Bedingung gemacht. Religion käme also als Extra obendrauf, wobei sich viele Inhalte zum Ethikunterricht überschneiden dürften.

Zudem soll das Fach laut Koalitionsvertrag Teil eines Wahlpflichtbereichs werden. Dort würde es aber mit vielen attraktiven Fächern konkurrieren – und das in der Altersgruppe der 13- bis 16-Jährigen, die traditionell andere Interessen haben – und sich erfahrungsgemäß in Deutschland spätestens nach Kommunion und Konfirmation nicht mehr mit ihrer Religion befassen: In ganz Deutschland ist die Teilnahme am christlichen Religionsunterricht rückläufig, wie die Daten der Kultusministerkonferenz jährlich zeigen.

Wie die Islamische Föderation dazu steht, dass der Religionsunterricht in der aktuellen Gesetzesnovelle noch nicht als reguläres Fach verankert wurde, ist nicht offiziell bekannt. Der Verein und Dachverband von 26 der 70 Moscheen in Berlin verzichtete auf ein Statement zu dem Entwurf. Dem Vernehmen nach reichen die Lehrkräfte der Föderation noch nicht für ein breites Angebot an der Oberschule. Daher wäre gar nicht klar, wer dort unterrichten könnte.

Aktuell erreicht die Föderation rund 6200 Schülerinnen und Schüler. Überdies werden im Rahmen des Türkischen Konsulatsunterrichts sowie in etlichen Moscheen religiöse Unterweisungen für Kinder und Jugendliche angeboten.

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