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Kind in Berlin-Kreuzberg gewürgt: Wie umgehen mit gefährlichen Tiktok-Challenges?

Einem Mädchen wird von Mitschülern die Luft abgedrückt, bis sie bewusstlos wird – angeblich ein Trend auf der Plattform Tiktok. Worauf Eltern jetzt achten sollten.

Ein Mädchen gewürgt, bis es bewusstlos wurde, und danach versucht, ein anderes vom Hilfeholen abzuhalten: Zwei Kindern, die die Kreuzberger Hunsrück-Grundschule besuchen, werden schwere Vorwürfe gemacht – der Tagesspiegel berichtete. Eine Besonderheit des Vorfalls: Es soll sich nicht um einen Angriff im klassischen Sinne gehandelt haben, sondern um einen auf der Videoplattform Tiktok verbreiteten Trend, der zum Nachmachen auffordert: die sogenannte „Blackout-Challenge“. Diese Challenge existiert schon seit einigen Jahren, und hat in den USA schon zu mehreren toten Kindern geführt.

Auch das Kreuzberger Mädchen hatte Glück, dass ein Vater beobachtete, wie ihre Mitschüler:innen heimlich versuchten, sie mit Wasser wiederzubeleben. Von der Polizei gab es am Montag zu dem Vorfall und der Challenge noch keine weiteren Informationen. Wie die Bildungsverwaltung auf Anfrage mitteilte, werde der Vorfall „nun an der Schule intern und lösungsorientiert aufgearbeitet. Dazu werden Gespräche mit allen Beteiligten geführt.“ Auch ein Krisenteam, die Schulaufsicht und schulpsychologische Unterstützung seien aktiviert. Da die Kinder nicht strafmündig sind, wollten Verwaltung und Schule keine weiteren Angaben machen.

„Solche Challenges kommen immer wieder auf“, sagt Landeselternsprecher Norman Heise dem Tagesspiegel – er erinnert sich an die „Hot-Chip-Challenge“, bei der ein extrem scharfes Stück Chips gegessen werden sollte, und eine weitere, in der es darum ging, möglichst viele Energydrinks in sich hineinzugießen. Beides nicht gesund – aber, anders als die „Blackout-Challenge“, im Normalfall nicht lebensgefährlich. Wie berichtet, schickte CDU-Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch vorvergangene Woche zudem eine Warnung an alle Schulleitungen von einem „Vergewaltigungstag“ – angeblich ebenfalls ein Tiktok-Trend.

„Ich glaube, dezidiert gegen einzelne Challenges vorzubeugen, bringt nicht viel“, sagt Heise. „Deshalb muss es darum gehen, bei Kindern die allgemeine Medienkompetenz zu stärken, und damit kann man gar nicht früh genug beginnen.“

Hauptverantwortlich für Medienkompetenz sind die Eltern

Schulen sind dabei nicht auf sich alleine gestellt, in jedem Bezirk gibt es ein Medienkompetenzzentrum. Doch der Vorsitzende des Landeselternausschusses sieht die Verantwortung auch stark bei den Eltern selbst: „Die sind es ja letztendlich, die ihren zum Teil noch sehr jungen Kindern ein Smartphone kaufen und dann oft nicht weiter darauf achten, was die damit machen.“ Eindringlich müsse sowohl zu Hause als auch in der Schule die Botschaft vermittelt werden: Glaub nicht alles. Mach nicht alles mit. Wenn du Fragen hast, frag die Menschen in deinem Leben, nicht das Internet. „Und wenn dir was komisch vorkommt, dann lass es einfach“, sagt Heise.

Jakob Maske, Sprecher des Berliner Verbands der Kinder- und Jugendärzte, nimmt beim Thema Medienkompetenz ebenfalls die Eltern in die Pflicht. Die Schulen, so sein Eindruck, seien zum Teil so überlastet und unterbesetzt, dass es nicht verwunderlich sei, wenn Pädagog:innen keine Zeit hätten, auch noch auf die Gefahren von Tiktok einzugehen. „Eltern müssen in allen Bereichen Vorbild sein, egal ob es um Mediennutzung geht, um Gewalt oder allgemein um die Frage, wie ich mit anderen Menschen umgehe. Das ist immer auch Thema in unseren Vorsorgen.“

Ärztliche Empfehlung, sagt Maske, sei: Smartphone erst ab zwölf Jahren. „Aber da müssen wir selbst schon lachen, weil es einfach irreal ist.“ Es sei völlig klar, sagt Maske, dass die Nutzung von Handys mit Internetzugang zum Teil schon in der zweiten Klasse beginne. Und damit aber eben auch: eine Reizüberflutung, die so junge Köpfe oft noch nicht filtern können.

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