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In der JVA Tegel kam es dieses Jahr bereits zu zwei Selbstmorden.

© imago images/Jürgen Ritter

Präventionsräume geplant: Berliner Gefängnisse verzeichnen 52 Suizide in zwölf Jahren

In diesem Jahr gab es in Berliner Haftanstalten fünf Suizide. Die Justizverwaltung plant die Einrichtung von speziellen Präventionsräumen.

In Berlins Justizvollzugsanstalten haben sich im Jahr 2023 bereits fünf Insassen das Leben genommen (Stand 20. Juli). Das geht aus einer Antwort der Senatsjustizverwaltung auf eine Anfrage der Berliner Linken-Abgeordneten Niklas Schrader und Sebastian Schlüsselburg hervor.

Demnach kam es in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Tegel in diesem Jahr zu zwei vollendeten Suiziden, in den JVAs Plötzensee, Moabit und Heidering jeweils zu einem. Zudem wurden im Berliner Justizvollzug 2023 neun Suizidversuche verzeichnet.

Die Zahlen stünden stets unter dem Vorbehalt einer neuen Bewertung, die aufgrund neuer Erkenntnisse vorgenommen werden kann, teilte die Justizverwaltung dem Tagesspiegel mit. „Dies können Erkenntnisse nach Abschluss einer gerichtsmedizinischen Untersuchung bei Todesfällen oder der Bewertung der im Rahmen von Fallkonferenzen gewonnenen Erkenntnisse bei Suizidversuchen sein.“

Wie aus Zahlen hervorgeht, die die Verwaltung auf ihrer Webseite veröffentlichte, kam es seit 2012 in Berlins Gefängnissen zu insgesamt 52 Selbsttötungen. Der Höchststand wurde 2020 mit neun Suiziden verzeichnet, nachdem es 2019 keine Selbstmorde gegeben hatte.

Um Suizide in den Gefängnissen zu vermeiden, würden Gefangene bei ihrer Aufnahmeuntersuchung auch einem sogenannten „Suizidscreening“ unterzogen, teilte die Justizverwaltung mit. Dabei werde geprüft, ob bei dem Insassen eine erhöhte Suizidgefahr vorliegt. Zudem gebe es ein fortlaufendes Risiko-Monitoring, bei dem Gefangene, die auffälliges Verhalten zeigen, durch den Fachdienst auf akute Suizidalität untersucht würden, hieß es weiter.

Künftig soll das „Suizidscreening“ nach Angaben der Justizverwaltung mit einem Forschungsvorhaben evaluiert werden. Zudem würden Fortbildungsangebote für Mitarbeitende ausgeweitet, hieß es. Darüber hinaus sei der Bau von Suizidpräventionsräumen geplant.

Suizidgefährdete Häftlinge werden derzeit meist in gesondert gesicherten Hafträumen untergebracht. Da diese ohne gefährliche Gegenstände und dadurch sehr karg eingerichtet sind, komme es vor, dass Gefangene ihre Suizidgedanken verheimlichen, um nicht dorthin verlegt zu werden, erklärte die Verwaltung.

Die neuen Suizidpräventionsräume sollen deshalb so eingerichtet werden, dass sie sicher, aber auch dem psychischen Zustand des Insassen angemessen sind. Noch in diesem Jahr soll mit der Instandsetzung entsprechender Räume in den JVAs Moabit und Heidering sowie in der JVA für Frauen begonnen werden. (mit dbö)

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