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Am geringsten ist die Schuldnerquote in Steglitz-Zehlendorf mit 7,8 Prozent.

© Christian Charisius/dpa

Mehr Beratungsanfragen in diesem Jahr: Berlin erwartet Anstieg von Verbraucherinsolvenzen

Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher werden die steigenden Energiepreise aus dem vergangenen Jahr erst jetzt spürbar. Schuldnerberatungen bekommen bereits mehr Anfragen.

Die Anzahl von Verbraucherinsolvenzen in Berlin steigt im Jahr 2023 voraussichtlich an. Darauf deuten Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung hin.

In einer Umfrage aus dem Frühsommer haben fünf der neun befragten Berliner Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen angegeben, dass sich die Nachfrage nach Beratungen um zwischen zehn und 30 Prozent erhöht hat. Eine Stelle gab an, dass sich die Nachfrage um mehr als 30 Prozent erhöht habe. Einen Rückgang meldet keine.

Bereits im ersten Quartal 2023 hat sich die Anzahl der Verbraucherinsolvenzen leicht auf 1043 Verfahren erhöht. Das sind 2,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Wirtschaftsauskunftei Creditforum, die einen jährlichen Schuldenatlas erstellt, wies bereits Anfang des Jahres darauf hin, dass die niedrige Schuldner-Quote aus dem Jahr 2022 sich vermutlich nicht fortsetzen werde.

So profitierten vergangenes Jahr viele Haushalte von einmaligen Entlastungen. Dazu kommt, dass sich die Energiepreisexplosion 2022 für viele Verbraucher:innen erst in diesem Jahr niedergeschlagen hat. „Wenn im Herbst dann die eigentlichen Betriebs- und Energieabrechnungen sowohl gewerblich als auch privat zu zahlen sind, erwarten wir einen weiteren Anstieg an Anfragen“, sagte Anh-Van Tran, Juristische Mitarbeiterin bei der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Schuldner- und Insolvenzberatung.

Der sozialpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Taylan Kurt, forderte den Senat auf, auf diese Entwicklung zu reagieren. „Gerade im Hinblick auf die vielen Krisen unserer Zeit gehen wir davon aus, dass die zunehmende Anzahl der Überschuldeten in Berlin sich zeitversetzt statistisch niederschlagen wird“, sagte Kurt dem Tagesspiegel. „Deshalb muss der Senat schon jetzt handeln und die Schuldnerberatungen in den Bezirken weiter stärken.“

Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) verwies am Donnerstag im Sozialausschuss darauf, dass im aktuellen Haushaltsentwurf die Mittel an die Bezirke für die Schuldnerberatung von 200.000 Euro im Jahr 2023 auf 600.000 Euro im Jahr 2024 steigen. Allerdings sei auch die „Fachkräfteknappheit in diesem Bereich sehr groß“, sagte Kiziltepe.

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