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Kiefernforste sind besonders brandgefährdet. In Brandenburg erschwert oft alte Munition im Wald das Löschen.

© dpa/Thomas Schulz

Löschrucksäcke, Drohnen, Roboter : So will sich Berlin vor Waldbränden schützen

In den letzten Jahren hat es immer häufiger auch in Berlins Wäldern gebrannt. Die Brandbekämpfer müssen sich für die Klimakrise wappnen.

Bei aufkommenden Waldbränden in Berlin sind Forstleute manchmal schneller da als die Feuerwehr. Deshalb sollen sie mit „Löschrucksäcken“ und tragbaren Werkzeugen zur Bodenbearbeitung ausgestattet werden, um schon vor dem Eintreffen der Profis mit der Bekämpfung von Bränden beginnen zu können. Der Vizechef der Berliner Feuerwehr, Per Kleist, berichtete im Umweltausschuss des Abgeordnetenhauses von einer entsprechenden Kooperationsvereinbarung beider Behörden, die so gut wie unterschriftsreif sei.

„Bei Vegetationsbränden ist immer die Zeit entscheidend, die benötigt wird, um mit der Bekämpfung anzufangen“, sagte Lutz Wittich, stellvertretender Leiter der Berliner Forsten, in der Anhörung, zu der der Ausschuss mehrere Experten geladen hatte. Bei dieser Zeitfrage habe Berlin mit seinen stark frequentierten Wäldern einen Vorteil: Ein Brand bleibe hier nicht lange unentdeckt. „Deshalb haben wir auch nicht die Warnstufen wie in Brandenburg, wo sie dringend benötigt werden.“

Nach Darstellung von Kleist haben sich Feuerwehren in ganz Deutschland nach dem Extremdürrejahr 2018 verstärkt für Vegetationsbrände gewappnet. In Berlin gebe es seit 2020 ein Konzept für den Ernstfall; man sei jetzt besser als zuvor und „ich würde sagen: gut“ aufgestellt. Rund 2500 Feuerwehrleute seien geschult worden, man nutze erfolgreich Drohnen, teste zwei neue Löschroboter und beschaffe geländegängige Löschfahrzeuge – wobei im gut erschlossenen und kaum hügeligen Berliner Stadtwald „eigentlich alles gut auf Wegen zu erreichen“ sei. Im Langzeitvergleich habe zwar die Zahl der Waldbrände zugenommen, aber nicht die Schwere – abgesehen von dem Sonderfall am Sprengplatz Grunewald, bei dem die Feuerwehr sich zunächst zurückziehen musste.

QR-Codes können beim Lokalisieren von Bränden helfen

Die in Brandenburg und weltweit angewandte Methode, großen Bränden durch gezielt gelegte kleinere Gegenfeuer die Nahrung zu nehmen, hält der Vize-Landesbranddirektor in Berlin für nicht praktikabel. Möglichst schnell und zielgenau mit dem Löschen zu beginnen, sei sinnvoller.

Bei der Lokalisierung von Bränden könnte eine Idee helfen, von der Johann Goldammer berichtet, der bei der Max-Planck-Gesellschaft das Zentrum für globale Feuerüberwachung leitet: In Freiburg im Breisgau würden Schilder mit QR-Codes Waldbesucher nicht nur mit Infos versorgen, sondern auch bei der Standortermittlung helfen, wenn es brennt. Das sei hilfreicher als die sonst üblichen zahlreichen, aber oft vagen Notrufe, wenn es irgendwo qualmt. Goldammer warnte: „Auch eine Großstadt wie Berlin wird durch Feuer erreicht.“ Zur direkten Bedrohung von Gebäuden komme das Problem des Rauchs, der massenhaft giftige Feinstaubpartikel enthalte.

100
von 10.000 Hektar Kiefernforst werden pro Jahr in Mischwald umgewandelt

Wie heftig es brennt, hängt auch von der Menge des im Wald liegenden Totholzes ab. Die ist bei naturnaher Bewirtschaftung höher, aber die Berliner Forsten setzen nach Auskunft von Wittich vor allem auf den Umbau von Kiefernforsten zu Mischwäldern, die nicht so leicht brennen. Etwa 100 von 10.000 Hektar Kiefernwald würden seit dem Start des Mischwaldprogramms 2012 jährlich umgebaut. Mehr sei nicht zu schaffen.

Völlig chancenlos sei mit dem vorhandenen Personal die Ahndung brandgefährlicher Verstöße: Die Bußgelder fürs Rauchen oder fürs Wegwerfen von Zigarettenkippen im Wald reichen bis 50.000 Euro. Aber „ein Revierleiter ist für 1000 Hektar zuständig“, und die Ordnungsämter seien eher in Parks als in Wäldern unterwegs. Es wird also auch künftig immer mal wieder brennen in Berlins Wäldern.

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