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Ein 61-Jähriger, der von Kolumbien und Mexiko aus mit großen Mengen Kokain gehandelt haben soll, muss sich in Berlin vor Gericht verantworten.

© dpa / Paul Zinken

Update

Tonnenweise Kokain in Seecontainern geschmuggelt: Mutmaßlicher Drogenhändler in Berlin vor Gericht – Verteidiger weisen Vorwürfe zurück

Tonnenschwere Kokainladungen sollten nach Europa geschmuggelt werden. Ein Kolumbianer, der von Mexiko aus mit einer Berliner Bande agiert haben soll, steht nun vor Gericht.

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Der kleine Mann mit grauen Schläfen, der kaum zu sehen ist auf der Anklagebank hinter Sicherheitsglas, hat für Aufsehen gesorgt. Oscar R. L. aus Kolumbien wird von Ermittlern als international agierender Drogenhändler eingestuft. Einer, der für Kokain-Geschäfte im großen Stil stehe. Die Verhandlung gegen den 61-Jährigen begann am Dienstag vor dem Berliner Landgericht unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen. Die Verteidiger erklärten, es werde eine „Gefahrenlage kreiert“, das führe zur „Mystifizierung“ ihres Mandanten. Dieser sei unschuldig.

Oskar R. L., der zuletzt in Mexiko lebte und laut Anklage „Takko“ genannt worden sei, soll Geschäfte mit einer von Berlin aus agierenden Gruppierung eingefädelt haben – um 300 Kilogramm Kokain per Seecontainer sei es in einem Fall gegangen, um mindestens 700 Kilo in einem weiteren. Zuletzt habe er sich der Berliner Bande angeschlossen – „ihm war die Rolle als dauerhafter Lieferant des Kokains angedacht“, heißt es in der Anklage.

Gegen die mutmaßliche Bande wird seit August in einem Parallelverfahren verhandelt. Unter den Angeklagten ein Kaufmann, ein Pilot, ein Jurist. Metallgeschäfte sollen vorgetäuscht und über Jahre hinweg Kokain per Seecontainer über den Hamburger Hafen nach Deutschland geschmuggelt worden sein. Drogen seien in hohlen, eigens dafür angefertigten Metallplatten, versteckt worden. Rauschgift sei seit 2012 getarnt als Blei- oder Kupferlieferungen geschmuggelt worden – hochprofessionell über ein Geflecht von Scheinfirmen und unter Nutzung falscher Identitäten. 16 Fälle wurden ermittelt.

Wir müssen davon ausgehen, dass knapp über vier Tonnen Kokain in Deutschland auf den Markt gekommen sind.

Anklagevertreter am Rande des Prozesses

„Wir müssen davon ausgehen, dass knapp über vier Tonnen Kokain in Deutschland auf den Markt gekommen sind“, sagte ein Anklagevertreter am Rande des Prozesses gegen die zehn Angeklagten. Die von Berlin aus agierenden Männer seien „im Wesentlichen Logistiker gewesen, die für andere – Großhändler in Südamerika – den Transport nach Europa übernommen haben“. Sozusagen ein „Importservice“ gegen Gewinnbeteiligung.

Für Oskar R. L., nach seinen Angaben „Administrator von Unternehmen“, klickten am 16. März dieses Jahres auf dem Flughafen in Madrid die Handschellen. Da befanden sich mutmaßliche Mittäter in Berlin bereits seit mehreren Monaten in Haft. Im November 2021 waren 14 Haftbefehle vollstreckt worden.

Mit dieser mutmaßlichen Bande habe Oscar R. L. nichts zu tun, so einer der beiden Anwälte nun in einer Verteidiger-Erklärung. „Er ist kein international tätiger Drogenhändler.“ Der Prozess werde zeigen, dass der Mandant unschuldig ist. Es gebe kein Beleg dafür, dass R. L. über Kokain verfügt habe. Und als er nach Europa reiste, habe er seinen richtigen Namen benutzt – er habe sich verhalten wie jemand, „der sich strafrechtlich nichts zuschulden kommen ließ“. R. L. habe lediglich seinen in der Schweiz lebenden Sohn besuchen wollen.

In der Anklage heißt es, R. L. betreibe „von unbekannten Orten in Kolumbien und Mexiko den internationalen Handel mit Betäubungsmitteln“. Im Frühjahr 2020 soll er mit von Berlin aus agierenden Verdächtigen vereinbart haben, dass diese gegen Entgelt in seinem Auftrag einen Transport von 300 Kilogramm Kokain per Seecontainer von Mexiko über Riga (Lettland) nach Deutschland vornehmen sollten. Zur Lieferung sei es allerdings nicht gekommen, weil das Kokain in Mexiko bei Auseinandersetzungen im Drogenmilieu gestohlen worden sei.

Im Sommer 2021 soll sich R.L. der Berliner Gruppe angeschlossen und eine 700 Kilo schwere Lieferung vereinbart haben. Weil es zu Festnahmen in Deutschland kam, sei der Plan gescheitert. Am zweiten Prozesstag am 3. Januar will sich der Kolumbianer zu den Vorwürfen äußern.

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